Es ist die Zeit, in der die Blauen Fünkchen sprühen

3. Februar 2013 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Es ist die Zeit der Garde-Mädchen, wenn die kleinen so niedlich, die jungen so unbekümmert und die jugendlichen so stolz im karnevalistischen Treiben Tanz und Akrobatik zelebrieren.

Um das gleich klarzustellen: Die Junior-Tanzgarde der Blauen Funken sind nicht die einzigen Tanzmariechen in Neuss. Es gibt natürlich andere Karnevalsvereine, in denen die Mariechen glückselig die Beine in die Luft schwingen und damit Klein und Groß Freude bereiten. Allerdings blicken unsere Blauen Fünkchen auf eine 35 jährige Tradition zurück und bringen es auf stattliche 60 bis 70 Auftritte pro Session (was für Neuss genommen wohl mit Abstand die meisten sind).  22 Mädchen zwischen fünf und sechzehn Jahren vereint im Karnevalsspaß. Mädchen, wie sie auf Grund ihres Alters nicht unterschiedlicher sein können. Fünkchenleiter Ralf Steffen, der sich die Aufgabe mit Elena Riol-Suarez teilt, hat mir verraten, wie das auch im größten Stress funktioniert: „Selbst wenn wir auf Altweiber acht Veranstaltungen an einem Tag haben funktioniert das.“

„Die großen Mädchen passen auf die kleinen auf, übernehmen Verantwortung.“

Achten auf die ganz Kleinen, die mit fünf noch sehr klein sind. Das Team verkörpert alle Phasen des Mädchenseins. Jedes Fußballteam ist da homogener. Aber die Fünkchen sind trotzdem eine verschworene Gemeinschaft, das Miteinander funktioniert, es macht richtigen Spaß. Das ist der Grund, sich dem Kind zuliebe ins Vereinsleben zu stürzen. Bei Ralf Steffen, der nie eine Ambition hegte, aktiv am Neusser Brauchtum teilzuhaben, schlug das Schicksal zu, als zwei seiner drei Töchter kurz nacheinander in den Bann der Mariechen gerieten. Sie wollten da unbedingt mittanzen. Jetzt ist das Vereinsleben der Erziehungsberechtigten Mariecheneltern auch gerne mal Profilierungsbühne, mehr der Worte als der Taten. Also sagte sich Steffen: „Wenn schon aktiv, dann aber richtig. Es muss halt geplant, entschieden, koordiniert, werden“. Schnell machte er die Erfahrung, dass man es im Vereinsleben nie allen recht machen kann. Im Alltag im Fünkchen überwiegt dann aber das Positive: „Die Gemeinschaft wächst zusammen, wenn wir unterwegs sind. Die Eltern und Fünkchen treffen sich ständig im Bus, fahren von Veranstaltung zu Veranstaltung.“ Leute mit unterschiedlichen Biographien aber mit der gleichen fröhlichen Mission. Nach und nach wird’s eine große Familie. „Das ist positives Vereinsleben“, meint Steffen. Dazu auch ein integratives.

Merke: Das mit der Integrativen Schule ist ein Zukunftsmodell. Integrative Tanzmariechen? Das ist die Gegenwart.

Ralf Steffen wollte das nicht an die große Glocke gehängt haben. Eine Truppe, die auf der Bühne so strahlt, möchte die interne Leistung gar nicht so nach Außen tragen. Dennoch, es ist keine Lobhudelei, wenn man Cornelia Breuer-Heck, der unermüdlichen Trainerin der Fünkchen (wie auch die Trainerin der Großen, der „Novesia-Garde“), für ihre integrative Arbeit dankt. Denn sie schafft es geduldig selbst Mädchen mit Defiziten in der Schule und im Leben, Mädchen ohne das „Supertalent im Tanz“, dafür aber mit einer gehörigen Portion Hingabe, erfolgreich mit der Truppe eins werden zu lassen. Das ist das Training. Auf der Bühne sieht man knapp zwei Dutzend glückliche Gesichter. Da gehört es wohl in den gleichen Topf, dass sie nicht an sportlichen Wettbewerben teilnehmen. Diese, von den Karnevalsverbänden angeboten Events, erwarten den höchstmöglichen Grad an Perfektion und Akrobatik. Doch die Seele der Fünkchen birgt etwas anderes. In der Musikersprache würde man sagen:

Die Fünkchen grooven!

Die Freude an der Darbietung springt auf die Zuschauer über. Man spürt nichts von den Anstrengungen der wöchentlichen Proben, die sowieso nicht als Qual empfunden werden. Im Gegenteil, alle sind froh, dass es direkt nach der Fastenzeit wieder losgeht. Im Sommer freuen sie sich auf einen besonderen Trainingshöhepunkt, denn da geht’s zum intensiven Üben und Feiern in eine Jugendherberge. Alle versuchen dann dabei zu sein. Die ganz Kleinen sowie die „Oldies“ in der Truppe mit 15 / 16 Jahren. Für einige von ihnen heißt es dann leider Abschlussfahrt, zumal nicht alle den Sprung zur Novesia-Garde wagen mögen. Dort wird noch öfter und härter trainiert. Die sportlichen wie athletischen Aspekte stehen mehr im Vordergrund. Wie’s weiter geht, muss jedes Mädchen selbst wissen. Was aber den Spaß an der Freud betrifft, da sind alle aus einem Holz. Das kann man (bei den wenigen) gemeinsamen Auftritten in der Session beobachten.

Hat ihre Tochter Fünkchen- Blut in den Adern? Besuchen sie die Webseite www.blaue-funken-neuss.de oder sprechen sie z. B. stolze Eltern bei einem Auftritt vor Ort an. Die werden sie schon erkennen, da bin ich mir sicher.