Selber Bier brauen – Bodo mit dem Bier

4. November 2021 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Kannte man früher neben Alt und Pils auch noch Weizenbier, galt man schon als Bierkenner. Heute brauen wahre Bierliebhaber*innen ihren genussreichen Hopfen-Tropfen in zahlreichen Sorten selbst. Wie das geht, erfahren sie von Hobbybrauer Bodo Wester unter anderem an der Volkshochschule Neuss.

Es riecht ein bisschen säuerlich beim Betreten der kleinen Hütte in Bodo Westers Garten. „Das ist das entweichende CO2“, erklärt der 49-Jährige und deutet auf einen der beiden Stahlkessel. „Das entweicht beim Gärprozess.“ Wester wirft einen prüfenden Blick auf das digitale Thermometer, das über den Kesseln an der Wand 22,5° Grad anzeigt. Ein kaum wahrnehmbares Nicken zeigt: Damit ist er zufrieden. Warum, das erfährt der wissbegierige Redakteur im Laufe des Besuchs. Vorher kommt die rechts hinter dem Privatbrauer auf einem Tisch stehende kleine Zapfanlage zum Einsatz. „Möchten Sie einen Schluck?“ Da man niemals über etwas schreiben sollte, das man selber nicht kennt, nickt an dieser Stelle nun der Redakteur – und ist wie Bodo Wester vorher ebenfalls zufrieden. Das selbst gebraute Bier zeigt eine goldgelbe, leicht orangene Farbe und duftet fruchtig-frisch. Der Geschmack ist perlig und vollmundig. Er erinnert an ein Indian Pale Ale. „Gut“, bestätigt Wester die Einordnung, „das ist ein IPA. Mit ungefähr 6 Prozent Alkohol ein eher leichtes.“ Bis ein solches Bier trinkfertig ist, dauert es bis zu 6 Wochen. Wobei die übereinstimmende Zahl der Wochen und dem Alkoholgehalt des Bieres an dieser Stelle reiner Zufall ist. Dem überlässt der hauptberuflich tätige Datenanalyst auch beim Brauen nichts

Entspannung und Wertschätzung

„Es ist ein bisschen wie beim Kochen“, spricht der gebürtige Leichlinger über seine Leidenschaft. Seit 18 Jahren bewegt er sich bereits in der Welt der Braukunst, und wie beim Zubereiten von Essen zählt auch die Erfahrung eine immense Rolle. Denn nach wie vor ist die allseits bekannte Regel unumstößlich: Bier besteht aus Hopfen und Malz. Okay, Wasser und Hefe braucht es noch und beim heimischen Brauen kommt letztlich noch eine kleine Prise Zucker hinzu, aber mehr ist es nicht. Im Gegensatz zu dem Getränk, an dem sich Wester versuchte, bevor er mit dem Bierbrauen begann. „In jungen Jahren haben mein Kumpel und ich“, lacht Wester, „gerne mal selber Fruchtweine hergestellt. Die haben wir dann zum Beispiel an Geburtstagen verschenkt. Irgendwann hat mal jemand derart das Gesicht verzogen und gefragt: „Könnte ihr nicht mal ein Bier machen?“, dass wir dachten, warum eigentlich nicht.“ Wester ist bis heute dabei geblieben. So, wie es regelmäßig bei ein bis zwei Kurs-Teilnehmer*innen von ihm der Fall ist. „Viele machen mit, weil es sie einfach interessiert. Die wollen die Materie kennenlernen. Manche Kochen oder Backen bereits mit Leidenschaft. Ich glaube, die Leute sind es ein bisschen Leid, von der Industrie immer das Gleiche vorgesetzt zu bekommen und wollen selber herstellen, was ihnen schmeckt.“ Für ihn selbst ist das Brauen wichtiger geworden als zunächst angenommen. „Es entspannt mich einfach. Ich habe meine Ruhe, kontrolliere den Prozess und erzeuge ein leckeres Produkt, wofür ich von anderen Wertschätzung bekomme. Das freut einen. Ich habe auch schon einige in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis mit dem Virus angesteckt.“ Und nicht nur dort.

www.heimbrauconvention.de

Heute ist er Mitveranstalter der „HB CON“, der „Heimbrau Convention“. Ein Happening, an dem außerhalb von einschränkenden Pandemiezeiten jährlich 500 bis 600 Hobbybrauer mitmachen, die Köpfe zusammenstecken zum Fachsimpeln und die Biergläser zusammenstoßen zum Tasting. Und auch das größte Forum Deutschlands für Hobbybrauer kommt ohne Bodo Wester nicht aus. Hier hat er die Leitung übernommen. Hinzu kommen private Workshops anlässlich von Firmenveranstaltungen oder Geburtstagen sowie die erwähnten Kurse, der nächste in der Volkshochschule Neuss findet am 11.12.2021, um 10 Uhr statt. Dort lernt man die Grundkenntnisse des Bierbrauens und kann anschließend mit ein bisschen Equipment loslegen.

Dann kann es losgehen

Dazu gehören ein (Einkoch-)Topf, anfangs reicht ein Fassungsvermögen von 20 Litern, ein zweiter Topf nebst Filter für das Trennen der Bierwürze vom Malz-Wasser-Gemisch während des Maischeprozesses, ein Rührstab, ein Thermometer, eine Kühlmöglichkeit – und natürlich Hopfen, Malz und Hefe. Aber was nimmt man von welcher Sorte und wie viel? Genau das ist die Kunst. Sowohl von Malz als auch von Hopfen und Hefe gibt es hunderte Sorten weltweit. Während der Hopfen aus Deutschland dem Bier primär Bitterstoffe verleiht, können Aroma-Sorten aus den USA, Neuseeland oder Australien dem Bier fruchtige Noten geben. Welche Malzart mit welchem Hopfen korrespondiert, welche Hefe dabei die passende ist, dies beantwortet Bodo Wester den zukünftigen Hobbybrauern. Ein kleiner Einblick noch zum Schluss: bei obergärigen Biersorten – wie Alt, Kölsch, Weizenbier, Pale Ale oder Porter – schwimmt die Hefe, während sie bei gut 20° Grad arbeitet, an der Oberfläche. Bei untergärigen Biersorten – wie Pils, Export, Helles oder Lager – wirkt die Hefe in der gesamten Flüssigkeit. Dafür braucht sie bei 10° Grad allerdings länger für den Gärprozess. Soviel dazu, alles Weitere und eine Menge Spaß erfährt man von Bodo Wester in seinen Kursen.