Der neue Roman von Christiane Wünsche – „Heldinnen werden wir dennoch sein“

8. September 2021 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur, Neusser Leben

Von Freundschaft und Loyalität:

Vor zwei Jahren hat die Kaarster Autorin Christiane Wünsche ihren ersten Bestseller im Literaturbetrieb gelandet: „Aber Töchter sind wir für immer“ hat sich 22 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste Paperback/Belletristik behauptet und es bis auf Platz 5 geschafft. Auch ihr neuer Roman ist im Juli gleich in die Top 20 der Bestsellerliste eingestiegen. Diesmal geht es um fünf Freundinnen, deren Leben und Freundschaft durch ein verhängnisvolles Geheimnis aus ihrer Jugend überschattet ist.

Eigentlich sind meine Hauptfiguren keine Heldinnen. Sie sind sogar völlig ‚un-heldinnenhaft‘“, sagt Christiane Wünsche und lacht. „Der Titel des Romans ist schon etwas provokativ gemeint.“ Aber ganz so einfach ist es bei der Kaarster Autorin eben doch nicht, denn sie gibt ihren Figuren wie immer den Raum, verschiedene Seiten von sich zu zeigen und sich zu entwickeln. Wie in ihrem Erfolgsroman „Aber Töchter sind wir für immer“ und bereits früher in den wendungsreichen Lokal-Krimis, mit denen Wünsche bekannt geworden ist, ist auch in dieser Geschichte in Bezug auf die Figuren und ihre Erlebnisse längst nicht alles so, wie es zunächst scheint. Das macht die Lektüre wieder zu einem fesselnden Lesevergnügen, das zum Mit- und Nachdenken anregt. Für uns aus dem Rhein-Kreis Neuss ist zudem der hohe Wiedererkennungswert sehr schön, denn der Roman spielt hauptsächlich in Kaarst und Umgebung. Die beschriebene Landschaft und viele Örtlichkeiten sind daher gleich vertraut und wecken eigene Erinnerungen, wenn uns die Autorin – selbst Jahrgang 1966 – gekonnt von der heutigen Zeit in die 80er-Jahre zurückführt.

Echte Freundschaft

„Erlebnisse in der Jugend sind prägend für das ganze Leben“, findet Christiane Wünsche. Und genau das erfahren auch die fünf sehr unterschiedlichen Frauen in ihrem Roman. Susi, Ellie, Ute und Helma sind seit ihrer Jugend eng befreundet. Auch die vor einigen Jahren verstorbene Marie gehörte stets zu ihrer Clique. Und damals in den 80ern natürlich Frankie – der ganz besonders. Doch jetzt ist Frank Sonnenberg tot. Selbstmord. Ellie verkündet diese traurige Nachricht ausgerechnet an Susis 54. Geburtstag und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Warum nur wollte der liebenswerte Frankie sterben? Warum hatte er jeden Kontakt zu ihnen abgebrochen? Viele Erinnerungen kommen bei jeder von ihnen hoch, schöne, wehmütige, aber auch lange verdrängte und schmerzliche, die sich nicht mehr abschütteln lassen, und ihr jetziges Leben zunehmend durcheinander bringen. Immer drängender wird die Frage: Was geschah damals wirklich in der Nacht, nach der sich alles für sie veränderte? „Es geht tatsächlich wieder ein kleines bisschen Richtung Krimi“, verrät Wünsche. Doch hauptsächlich geht es ihr um die Bedeutung von Freundschaft und Loyalität. „Man kann Fehler machen, gerade in der Jugendzeit, aber man sollte zu seinen Freunden stehen und niemanden aus Bequemlichkeit oder Feigheit ins Abseits geraten lassen.“ Ihre ‚Heldinnen‘ müssen das erst durchaus schmerzhaft lernen.

Wie im Leben

Die Autorin legt Wert darauf, dass ihre Frauen „Menschen wie aus dem richtigen Leben“ sind. „Mich stört, wenn Protagonisten so glatt sind, nur toll und perfekt.“ Ihre Figuren sind das höchstens auf den ersten Blick, dann zeigt sich nach und nach, dass sich hinter ihren Fassaden von Erfolg, Schönheit, perfekter Ehe, einem gelungenen Leben einiges mehr verbirgt: Unsicherheiten, Ängste, Traumata, persönliche und finanzielle Probleme. Klar, dass Wünsche da auch Themen wie Wechseljahre, Auszug der Kinder oder Neuaufstellung in der Ehe lebensnah und unterhaltsam aufgreift. Und so viel sei verraten: „Am Ende bekommen die Freundinnen die Chance, die verdrängten Erlebnisse zu verarbeiten und ihr eigenes Leben neu anzupacken“, so Wünsche. Das mache sie dann doch noch zu Heldinnen.

„Man entwickelt sich von Buch zu Buch weiter“

Christiane Wünsche arbeitet trotz ihres Erfolges als Autorin weiter in ihrem Beruf als Jugendleiterin in Kaarst. Allerdings hat die 55-Jährige inzwischen ihre Arbeitszeit etwas reduziert, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben. „Ich stehe am liebsten ganz früh auf und schreibe dann schon vor der Arbeit und eben an jedem freien Tag“, sagt sie. Nun ist sie gespannt, wie ihr Roman beim Lesepublikum ankommt, und freut sich natürlich über positive Resonanz und Rezensionen. Dafür ist sie auch regelmäßig auf Instagram aktiv unter @christianewuensche sowie auf ihrer Homepage www.christiane-wünsche.de. „Heldinnen werden wir dennoch sein“ ist wieder im Fischer Krüger Verlag erschienen.