Stadtgeschichte anno 1586:Herzog Alexander Farnese von Parma in Neuss

8. Juli 2021 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Wenn jemand im Sommer Lust auf Geschichte hat, bietet sich die Klärung der Frage an, was den Herzog Alexander Farnese von Parma vor 435 Jahren nach Neuss führte. Die Geschichte reicht zurück ins Jahr 1586. Im Mittelpunkt stehen die Liebe, der Konfessionswechsel des Kölner Erzbischofs, der Truchsessische Krieg und schließlich die bayerisch-spanischen Truppen in Neuss.

Es war das Jahr 1579, als der Kurfürst und Kölner Erzbischof Gebhard Truchsess von Waldburg sich in die Gräfin und evangelische Stiftsdame Agnes von Mansfeld-Eisleben verliebte. Sein Freund, der Moerser Graf Adolf von Neuenahr stellte den beiden für ihre heimlichen Treffen sein Moerser Schloss zur Verfügung. Der Heirat des Paars stand allerdings die Tatsache im Weg, dass Gebhard Truchess die Priesterweihe empfangen hatte und somit durch das Zölibat gebunden war. Auf Rat seines Freundes, der der reformierten Konfession angehörte, beschloss der Erzbischof, protestantisch zu werden und heiratete 1582 die Gräfin.

Daraufhin forderte Kaiser Rudolf II ihn zum Rücktritt auf. Papst Gregor XIII exkommunizierte ihn und ließ einen neuen Erzbischof wählen, den Herzog von Bayern, Ernst von Wittelsbach.

Da Gebhard Truchsess diese Strafmaßnahmen nicht akzeptierte, kam es zum Truchsessischen Krieg, auch als Truchsessische Wirren oder Kölner Krieg bezeichnet, in dem sich letztlich die gegenrefomerischen Kräfte durchsetzten.

Kölner Krieg im Rheinland

Die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern Gebhards und den bayerischen und spanischen Truppen zogen sich über das gesamte Rheinland. Letztgenannte waren aus den spanisch regierten Niederlanden vom Kölner Domkapitel zur Hilfe gerufen worden.

1585 hatte der Moerser Graf Adolf und Unterstützter Gebhards die Stadt Neuss und das Umland erobert und unter anderem die Burgen Wevelinghoven und Hülchrath und die Festung Bedburg zerstört.

Am 26. Juli 1586 eroberten die Truppen von Alexander Farnese die Stadt Neuss zurück.

Alexander Farnese, Herzog von Parma und Piacenza, war ein italienischer Feldherr und Diplomat in spanischen Diensten und Statthalter der habsburgischen Niederlande. Aus den spanisch regierten Niederlanden hatte er zuvor bereits die Protestanten vertrieben. Im Juli 1586 bezog er sein Lager im Kloster Gnadental. Mit 8.000 Fußsoldaten, 2.000 Reitern und 42 Geschützen griff er nach dem Scheitern von Übergabeverhandlungen am 24. Juli die Stadt Neuss an, um sie von den Protestanten zurückzuerobern und den Katholiken zum Sieg zu verhelfen.

Von der zuvor blühenden Handelsstadt blieben nach den militärischen Auseinandersetzungen und Plünderungen nur noch Trümmer. Hinzu kam ein Brand, wahrscheinlich von am Rheintor gelagerter und explodierter Munition, der vom Rheintor aus über die Rheinstraße, den Glockhammer und den Büchel mehr als zwei Drittel der Stadt vernichtete, darunter fast alle bedeutenden Gebäude mit ihrem Inventar.

Herzog Alexander Farnese von Parma in Gnadental

Am 1. August 1586 übergab Herzog Alexander Farnese von Parma im Kloster Gnadental die zurückeroberte Stadt.

Bei der feierlichen Übergabe mit Dankgottesdienst waren auch der päpstliche Nuntius Bonomi, der Kurfürst und Erzbischof Ernst von Bayern sowie der Herzog Johann von Jülich anwesend.

Ende 2015 erhielt das Clemens Sels Museum zur Ergänzung seiner stadthistorischen Sammlung ein Gemälde aus dem 17. Jahrhunderts als Schenkung, das das Ereignis vom 1. August 1586 im Kloster Gnadental zeigt: ‚Zu Gnadental der Fried Anno d. geschlossen 1586 1. Aug.‘

Das Gemälde aus dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Gnadental, ist eines der letzten erhaltenen Kunstgegenstände aus der Ausstattung des 1250 gegründeten Klosters. Während einer weiteren wesentlichen Epode der Neusser Geschichte, der napoleonischen Herrschaft, wurden die Schätze des Klosters verkauft und die Kirche wurde abgerissen.

Dennoch lassen sich auch heute noch bei einem Spaziergang um Gut Gnadental historische Spuren finden.