Umgestaltung der Erft: Der Natur zurück geben

10. März 2021 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Die Erft wird darauf vorbereitet, bald wieder in ihrem natürlichen Flussbett fließen zu dürfen. Die Renaturierung ist erforderlich, um die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen. Sie ist zudem eine Maßnahme im Erft-Perspektivkonzept zur Anpassung des Gewässers an die geringeren Wasserabflüsse nach Ende des Braunkohletagebaus. Dieser erfolgt nun früher als zunächst angenommen. Deshalb müssen die Arbeiten bis 2030 abgeschlossen sein.

Im Laufe der Zeit hat die Erft viele Veränderungen durchgemacht. Eine einschneidende Maßnahme war der Ausbau des unteren Flusslaufes von Bergheim bis zur Rheinmündung bei Grimlinghausen in den 1960ern. Sie war erforderlich, um das aus dem Braunkohletagebau abgepumpte Grundwasser aufnehmen zu können und den Hochwasserschutz sicherzustellen. Zeitweilig wurden bis zu einer Milliarde Kubikmeter Wasser pro Jahr in die Erft eingeleitet.

Schnelles Handeln ist angesagt

Dass mit dem Auslaufen der Braunkohlegewinnung die Wassermenge in der Erft um etwa die Hälfte zurückgehen würde, war bekannt. Darum hatten der Erftverband (www.erftverband.de), das Land Nordrhein-Westfalen und der Energiekonzern RWE als Betreiber des Tagebaus 2008 eine Vereinbarung zur Umsetzung des Perspektivkonzepts für die Erft getroffen. Allerdings ging das Konzept davon aus, zur naturnahen Umgestaltung des 40 Kilometer langen Flussabschnittes zwischen Bergheim und Neuss bis zum Jahr 2045 Zeit zu haben. Mit dem vorgezogenen Ausstieg aus der Braunkohle und der Stilllegung des Tagebaus Hambach ist nun Eile geboten, um den Fluss an die geringeren Wasserabflüsse anzupassen und Sauerstoffmangel, Fischsterben und Gestank zu verhindern. Bis 2030 muss die Renaturierung der Erft abgeschlossen sein. Sie ist auch ein wichtiger Schritt, um die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie zur Verbesserung des ökologischen Potenzials der Erft bis zum Jahr 2027 zu erfüllen.

Endlich befreit

Die Umbaumaßnahmen umfassen mehrere Abschnitte, von denen einige bereits erfolgt bzw. in Arbeit sind.

In Bergheim Kenten, wo das RWE Grundwasser aus dem Tagebau Hambach in die Erft pumpt, und bei Bedburg ist der Fluss bereits aus dem kanalförmigen Korsett befreit und naturnah umgestaltet worden. Auf diese Weise entstehen Auen und Flachwasserzonen, die Fischen und Vögeln, zum Beispiel dem Eisvogel, Lebensraum bieten. Auch ein 600 Meter langer Abschnitt bei Frimmersdorf ist schon „entfesselt“. Als weitere Schritte stehen der Abschnitt zwischen dem Landesgartenschau-Gelände in Grevenbroich und Hemmerden Weg und die Entfernung des Wehrs bei Wevelinghoven an.

Erft bei Gnadental wird „entfesselt“

Mit dem Planfeststellungsbeschluss vom 2. März 2020 hat die Bezirksregierung Düsseldorf die Renaturierung der Erft im Bereich Gnadental genehmigt. Der Erftverband kann damit den begradigten und technisch ausgebauten Erftunterlauf von der A 57 bis zum Mündungsbereich in den Rhein naturnah ausbauen.

Die Erft wird dabei in die noch vorhandenen Altwasserstrukturen des ehemaligen Flusslaufes zurückverlegt und Auenbereiche werden reaktiviert. Um die ökologische Durchgängigkeit zu erreichen, wird die für Wasserlebewesen nicht passierbare Sohlschwelle zu einer durchwanderbaren Sohlgleite umgebaut. Sie wird das Gefälle und die Fließgeschwindigkeit des Flusses verringern.

Neue Kanustrecken gesucht

Während der Umbauarbeiten und nach Abschluss der Renaturierung wird der Kanusport im heutigen Umfang auf der Erft ebenso wenig möglich sein wie Wildwasserrennen oder Rafting-Touren. Die Slalomstrecke bleibt bestehen, allerdings mit verminderter Fließgeschwindigkeit. Der Erftverband hat deshalb mit dem Kanu-Verband NRW eine Erklärung zur Herstellung alternativer Kanustrecken unterzeichnet.

Ungeteilt ist die Freude dagegen bei allen naturliebenden Menschen. Es wird zwar noch Jahre dauernd, aber dann werden Vögel, Fische und Pflanzen den wiedergewonnenen Lebensraum in und an der Erft in ein Paradies verwandeln.