Stresstest für die Bäume

7. September 2020 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben, Neusser Umwelt

Viele Bäume haben mit den Auswirkungen der Trockenheit zu kämpfen. In Neuss beobachtet man den Zustand der Bäume mit Sorge, denn viele Bäume sind geschwächt und daher anfälliger für Schädlingsbefall.

Der Klimawandel macht der Natur zu schaffen. Anhaltende Trockenheit, lange und heiße Sommer und relativ milde Winter setzen unseren Ökosystemen zu, mit oft schwerwiegenden Folgen. Diese stellen nicht nur Landwirte und Bauern vor neue Herausforderungen, auch Förster und Naturschützer reagieren alarmiert. Das Amt für Stadtgrün, Natur und Klima, das für die Neusser Natur zuständig ist, zieht ebenfalls eine relativ ernüchternde Bilanz. „Die Neusser Bäume sind massiv geschwächt“, so Hans-Georg Strangemann vom Grünflächenamt „und daher anfällig für Schädlingsbefall, der das Sterben des Baumes beschleunigt und besiegelt.“

Die heißen und trockenen Sommer der letzten beiden Jahre und auch dieser Sommer sind nicht spurlos am Neusser Baumbestand vorbeigegangen, die Zahl der kranken, und wegen erheblichen Gefahrenpotential zu fällenden Bäume wächst mit jedem Jahr. Waren es 2018 noch ca. 200, im Jahr darauf 230, die Tendenz ist in jedem Fall steigend. Hierbei handelt es sich sowohl um kranke Bäume in Grünanlagen, die Spaziergänger durch Astbruch oder ähnliches verletzen können, als auch im Stadtgebiet, wenn sie die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Regelmäßig kontrolliert wird der gesamte Neusser Baumbestand von städtischen Baumkontrolleuren, die gefährdete Bäume alljährlich identifizieren und gegebenenfalls die Fällung anordnen. Das betrifft in diesem Jahr beispielsweise eine über hundert Jahre alte Buche sowie weitere 30 Bäume allein im Stadtgarten. Zwar versucht die Stadt mit Neupflanzungen den Baumbestand relativ konstant zu halten, „aber das gestaltet sich schwierig“, so Henrike Mölleken, Leiterin des Amtes für Stadtgrün. „Viele Bäume sind durch die Hitzeperioden stark geschwächt. Das macht sie extrem anfällig für Schädlingsbefall. So stirbt jährlich eine große Anzahl von Bäumen durch die von Pilzen verursachte Rußrindenerkrankung. Die Festigkeit des Holzes wird durch Pilze zersetzt, der Baum wird zunehmend instabiler, Äste drohen zu brechen oder der gesamte Baum ist in Gefahr. Spätestens dann muss er, wenn er ein Sicherheitsrisiko darstellt, gefällt werden. Da kommen wir mit den Neuanpflanzungen gar nicht hinterher.“

Neben der Pflege des bestehenden Baumbestandes (Fällung, dem Entfernen von „Totholz“ oder dem Rückschnitt von Kronen und Ästen) versucht die Stadt jährlich ca. 500 Jungbäume neu zu pflanzen und erfolgreich aufzuziehen. Dabei setzt man auf die Anpflanzung von „Zukunftsbäumen“, die besser mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen zurechtkommen. So werden etwa Kastanien, die zur Zeit stark von der sogenannten Komplexerkrankung befallen sind, durch andere, besser geeignete Bäume ersetzt.

„Wasser ist aber auch hier ein großes Problem. Bei den Jungbäumen kann die Bevölkerung noch mithelfen, diese zu wässern. Bei alten Bäumen, die viel Wasser brauchen und deren Wurzeln tief in der Erde liegen, funktioniert das leider nicht“, so Mölleken.

Wasser marsch!  Oder doch lieber eine Baumpatenschaft?

Die Neusser lieben ihre Bäume. Diese Feststellung macht man beim Grünflächenamt immer wieder. Ob beim Bewässern von Jungbäumen, der Anbringung von Wassersäcken an selbige oder bei der Meldung von „Baumpflanzbedarf“, also Orten, an denen die Bürger Bäume vermissen, die Beteiligung der Bürger ist vorbildlich. Auch Baumpatenschaften sind groß im Kommen. Privatpersonen, Vereine und Schulklassen können mit einer Baumpatenschaft ein Stück Verantwortung für die Natur und einen konkreten Baum übernehmen, den sie dann bewässern, pflegen und hegen und beim Wachsen zusehen können.