Donlon Dance Collective auf den Internationalen Tanzwochen Neuss: Innovative Präzision mit irischem Humor

21. Februar 2020 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Marguerite Donlon ist eine agile wie außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit. 2001 bis 2013 machte sie als Ballettdirektorin am Saarländischen Staatstheater auf sich und ihre Truppe aufmerksam: Mit leidenschaftlicher Kreativität und verzahntem Engagement schaffte es die Irin, dem Tanz „made in Saarbrücken“ jeden provinziellen Beigeschmack zu nehmen und ihn in der internationalen Tanzszene fest zu etablieren. Sie ist bekannt für ihre umtriebige Art, mit der es ihr immer wieder gelingt, verschiedenste Projekte in die Wege zu leiten. Sie setzt sich für Inklusion ein, fördert Nachwuchstalente, initiiert Sponsorenclubs oder positioniert ihre Tänzer in überregionalen Festivals. Mit der Spielzeit 2019/20 übernahm sie die Sparte Tanz am Theater Hagen. Dazwischen gründete sie in Berlin ihre eigene Projekt-Company, mit der sie jetzt auf den Internationalen Tanzwochen Neuss zu sehen ist.

Die freche irische Choreographin reißt Barrieren nieder und bringt die Leute von der Straße wieder ins Theater“, so Arnd Wesemann, deutscher Tanzkritiker und Herausgeber der Zeitschrift Tanz. „Ihre Arbeiten können ein Publikum unmöglich langweilen, sie machen so viel Spaß, dass Fans ihr vorwerfen, ihre Stücke zu kurz zu machen.“ Denn Marguerite Donlon, Choreographin, Theater- und Opern-Regisseurin, zeichnet sich in besonderer Weise durch ihre innovativen Werke aus. Ihre kreativen Konzepte erweitern Horizonte, ihr reicher künstlerischer Ausdruck bedient sich aus Elementen verschiedenster Kunstformen. Dabei verbindet sie geistreich Witziges mit Tiefsinnigem. Donlon gehört zu der Sorte kreativer Menschen, die vor Ideen sprudeln, sich für diese mit Herzblut einsetzen und immer für Überraschungen gut sind. Eine Kämpferin mit feinem Gespür – und sensiblen Händchen; gepaart mit hoher Professionalität.

Geboren in Longford in Irland, begann sie ihr Ballettstudium bei Anica Dawson und Dorothy Stevens im relativ späten Alter von 16 Jahren. Nach ihrem Abschluss trat sie dem Englischen Nationalballett unter Peter Schaufuss bei, 1990 wurde sie Solotänzerin und Choreographin des Balletts der Deutschen Oper Berlin. Dort arbeitete sie mit Ballett-Legenden wie Natalia Makarova, Rudolf Nurejev und Sir Kenneth MacMillan. Ihr Repertoire umfasste auch Arbeiten führender Choreographen des 20. Jahrhunderts, darunter Maurice Béjart, William Forsythe, Bill T. Jones, Meg Stuart und Jiří Kylián.

Sprühende Fantasie auf glühendem Esprit

Mit über 30 Produktionen und zwei Tanzfilmen für den deutsch-französischen Fernsehsender ARTE entwickelte sich die Compagnie des Saarländischen Staatstheaters unter ihrer Leitung zu einem weit angesehenen und gefragten Ensemble, das nicht nur in ganz Deutschland, sondern bald in Luxemburg, Belgien, den USA, Irland, Südkorea, China, Thailand und Italien gastierte.

In der Fachwelt hochgelobt wurden u.a. Donlons Neufassungen der Ballettklassiker „Schwanensee“, „Romeo und Julia“ oder „Ein Sommernachtstraum“, die für den prestigeträchtigen „Prix Benois de la Danse“ und für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert wurden. Ihre Stücke, die sie zum 100-jährigen Geburtstag Samuel Becketts inszenierte, „Words and Music“ und „Act without words 1“, die im Auftrag des Théâtre National du Luxembourg entstanden, fanden auch bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen großen Anklang. „Labyrinth of Love“, das Vorzeige-Stück der Rambert Dance Company, das in Zusammenarbeit mit dem renommierten britischen Künstler Matt Collishaw entstand, wurde 2012/13 bei seiner Londoner Premiere als nahtlose Verbindung von Tanz-, Opern- und Videokunstwerk gefeiert.

Helden auf der Bühne mit Musik von David Bowie

Vor ihrem derzeitigen Engagement als Ballettchefin in Hagen verlegte sie ihr Wirken nach Berlin. Zuletzt arbeitete sie u.a. auch mit Svetlana Zakharova, dem Bolschoi-Ballett Moskau, Visceral Dance Chicago und dem Ballet X Philadelphia – ebenso wie mit ihrer eigenen Berliner Projekt-Company, dem Donlon Dance Collective (DDC). Ihre Werke ziehen Kreise, wurden schon vom niederländischen Dan`s Theatre II, dem Stuttgarter Ballett, dem Wiener Staatsopernballett, dem Ballett der Komischen Oper Berlin, der Companhia Nacional de Bailado Portugal, der Hubbard Street Dance Company Chicago und Rambert Dance London aufgeführt.

Am 27. Februar ist sie nun mit ihrem DDC zu Gast in der Neusser Stadthalle. Nicht zum ersten Mal, denn bereits als Ballettchefin des Saarländischen Staatstheaters war sie hier zu sehen. Jetzt kommt sie mit zwei ihrer Erfolgsstücke: „Ruff Celts“ und „Heroes“. Letzteres baut auf die Musik von David Bowie und beäugt auf humorvoll ironische wie kritische Weise das Wesen des Mannes. Vier Tänzer und eine Tänzerin als Helden der Bühne und des Alltags begeben sich auf Identitätssuche – eine voller Hindernisse und Erwartungsdruck, aber auch voller Träume. Es ist die Leichtigkeit, mit der sie klassisches Handwerk mit zeitgenössischer Power paart, die ihre Choreographien so faszinierend gestalten. Sie zelebriert ihre Tänzerinnen und Tänzer, bringt ihre persönlichen Stärken zur Geltung und lockt ihnen Sprünge, Grazie, Impuls und Emotion wie Perfektion in einem ab.

Weitere Infos und Tickets über das Internet unter www.tanzwochen.de sowie über die Karten-Hotline unter 02131-526 999 99 (zuzüglich Versandkosten und 12% Vorverkaufsgebühr).