Einmal China und zurück: Güterzüge verbinden Neuss und China

18. November 2019 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

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Zug um Zug nach China

Früher war die Seidenstraße eine wichtige Handelsroute zwischen dem fernen Orient und Europa. Seide und Gewürze wurden auf Kamelkarawanen transportiert und gegen Gold, Glas und Silber gehandelt. Heute werden Handelsgüter aus dem fernen China entweder mit dem Flugzeug (teuer), mit dem Schiff (langwierig) oder auf Güterzügen transportiert. Seit neustem auch nach Neuss. Hier bietet Neuss als dritte nordrhein-westfälische Stadt nach Duisburg und Köln einen Direktzug von und nach China an. Er verbindet die Quirinusstadt mit der 11.000 Kilometer entfernten Handelsmetropole Hefei in der ostchinesischen Provinz Anhui und transportiert wöchentlich 45 Container voll mit unterschiedlichsten Waren. Hin und auch wieder zurück.

Neue Handelswege braucht das Land. Für immer mehr Im- und Exporte, die den weltweiten Warenverkehr ankurbeln, durchführen und überhaupt erst ermöglichen. Die neueste Verbindung, zugtechnisch, führt seit einigen Wochen von China nach Neuss. Einmal pro Woche werden via Güterzug auf diesem Weg Container aus dem chinesischen Handelszentrum Hefei nach Neuss transportiert und im Hafen entladen. Hier übernimmt die Güterbahn des Hafenbetreibers Rheincargo die letzte Meile bis zur Entladung auf dem Gelände des Unternehmenslogistikers Neuss Trimodal. Von seinem Terminal aus werden die Container dann weiterverfrachtet, meist ebenfalls über Schiene, nach Süddeutschland, Schweiz, Österreich und Ungarn. Bevor sich der Güterzug erneut auf die rund zweiwöchige und 11.000 Kilometer lange Rückreise macht, wird er vor Ort erneut mit rund 45 Containern beladen. So bildet er eine Lieferkette, die in beiden Richtungen voll ausgelastet ist. „Die Chinesen sind zufrieden, wir sind zufrieden“, so Karsten Scheidhauer, Geschäftsführer von Neuss Trimodal, „so zufrieden, dass gegen Ende des Jahres ein zweiter Güterzug angedacht ist, falls uns die aktuelle Wirtschaftskrise keinen Strich durch die Rechnung macht.“

Was sich in den Containern befindet, für die der Terminal im Neusser Hafen lediglich ein kurzer Zwischenstopp ist, weiß Karsten Scheidhauer nicht. „Die Container kommen verplombt hier an und sind lediglich auf der Durchreise. Als Logistikdienstleister interessieren wir uns nicht für Inhalte, sondern deren zuverlässigen Transport.“

Neuss liegt jetzt auch an der neuen Seidenstraße

Bis der vollbeladene Güterzug in Neuss ankommt, hat er einiges hinter sich. Rund 4.000 Kilometer durch China, jeweils 2.500 Kilometer durch Kasachstan und Russland, dann weitere 2.000 Kilometer durch Weissrussland, Polen und Deutschland. Trotz der großen Distanz gab es in der Vergangenheit keine größeren Probleme. Keinerlei nennenswerte Verspätungen oder andere Ausfälle, sondern eine routiniert und zuverlässig ankommende Frachtfahrt. Trotz aller Widrigkeiten wie beispielsweise unterschiedliche Spurbreiten der Bahntrassen, die in Russland und dann wieder in Polen eine Umladung der Container auf jeweils dafür passende Waggons notwendig macht.

„Ich denke, Neuss Trimodal hat als Umschlaglogistiker überzeugt und wir sind stolz, dass wir von den chinesischen Partnern als Zielort ausgewählt worden sind“, so Karsten Scheidhauer. Die Anbindung von Neuss an die Seidenstraße ist hier für ihn ein wichtiges und zukunftsweisendes Zeichen und qualifiziert die Stadt zum einem weiteren Bestandteil des gewaltigen Handels- und Infrastrukturprojekt, das den weltweiten Handel unterstützt und ermöglicht. Und unter der Bezeichnung „one road, one belt“ den globalen Wachstumsmotor durch ein Verbinden und Zusammenrücken von Asien, Europa und Afrika ankurbelt