SSV hat nach 17 Jahren einen neuen Vorsitzenden – „Sport ist Schule fürs Leben“

3. Juni 2019 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Sport

Der Stadtsportverband Neuss (SSV) hat seit April einen neuen Vorsitzenden: Meinolf Sprink folgt auf Wilhelm Fuchs, der der Gemeinschaft aller Sportvereine im Stadtgebiet bis dahin 17 Jahre vorstand. Wir sprachen mit Meinolf Sprink über seine Motiviation, Aufgaben und Ziele.

Hier sitzt ein Mann, der weiß, wofür und warum er sich einsetzt: „Sport hat mir selber so viel gegeben und er ist eine wertvolle Möglichkeit spielerisch ganz viele Dinge zu lernen, die heute in unserer Gesellschaft so wichtig sind: Gemeinschaft, siegen und verlieren, einander helfen, Fairplay und Solidarität. Davon möchte ich etwas zurückgeben.“

Ein Neusser Jung’ an der Spitze des SSV

Meinolf Sprink (60) wurde zwar in Düsseldorf geboren, „aber in Oberkassel und damit auf der richtigen Rheinseite“; wie er lachend einwirft, kam aber schon nach wenigen Tagen nach Neuss, wo er seitdem fest verwurzelt ist. Er ist selber Sportler und hat lange in der 2. Bundesliga Tischtennis gespielt. Heute ist er bei Grün-Weiß Neuss in der Tennis-Medenmannschaft aktiv. Hauptberuflich ist er Mitglied der Geschäftsleitung beim Fußball-Bundesligisten beim Bayer 04 Leverkusen. In seiner Arbeit für den SSV wird er unterstützt von einem Vorstandsteam sowie dem hauptamtlichen Geschäftsführer der Interessengemeinschaft, Gösta Müller.

Neuss macht mobil – erfolgreiche Projekte weiterführen

Das Projekt „Neuss macht mobil“ liegt dem ehemaligen Redakteur der NGZ besonders am Herzen. Diese Gemeinschaftsmaßnahme der Stadt Neuss und dem Stadtsportverband hat sich zum Ziel gesetzt, den aktuellen Stand der sportmotorischen Leistungsfähigkeit von Kindern zu erfassen, zu bewerten und daraus Konsequenzen abzuleiten, die es dann auch umzusetzen gilt. Nach einer Testphase im Herbst 2018, wurden in diesem Frühjahr 1.600 Zweitklässler an allen 26 Neusser Grundschulen in den Bereichen Schnelligkeit, Koordination, Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit getestet. Das Projekt ist auf mehrere Jahre angelegt und erst einmal für vier Jahre durch die Stadt Neuss finanziert, im Schuljahr 2021/2022 erfolgt eine erneute Testung der dann Fünftklässler.

Sprink hofft, dass die Ergebnisse als Türöffner in vielerlei Hinsicht fungieren: „Wir stellen im Rahmen der Auswertung ganz konkret fest, welche Defizite es wo gibt und können auf diese Weise Folgeschritte legitimieren, bei denen die Verwaltung und Politik mit im Boot sind. Wenn wir zum Beispiel feststellen, dass es in einem Stadtteil ganz viele Kinder gibt, die nicht schwimmen können, formulieren wir gemeinsam mit dem Sportamt Folgemaßnahmen und können gezielt handeln“. Dabei geht es aber nicht nur um das Aufdecken von Förderbedarf, sondern auch das Aufspüren von Talenten, die dann an die richtigen Angebote vermittelt werden können. Die Ergebnisse fließen zudem in weitere Planungen der Stadtverwaltung und sportwissenschaftliche Auswertungen ein.

Eltern müssen mitmachen

„Wir hoffen, dass wir die Kinder und damit auch die Eltern durch die Maßnahmen aus „Neuss macht mobil“ dem Sport näherbringen und motivieren können, sich in Vereinen zu betätigen. Viele Menschen haben wenig Kontakt zu Sport, da wollen wir ansetzen“, so der Vater von vier erwachsenen Kindern. Wichtig ist hierbei vor allem die Ansprache an die Eltern: Was ist gut für Dein Kind? Wo können wir helfen? Eine empathische Herangehensweise soll auch bei kulturellen Hindernissen für eine erfolgreiche Umsetzung der Folgemaßnahmen sorgen.

Besonnen starten

Neben den laufenden Projekten des SSV will sich Meinolf Sprink aber erst einmal viel Zeit nehmen – zum Zuhören, zum Vorstellen, zum Leute treffen, zum Verstehen: „Zurzeit fühle ich mich wie ein Schwamm und nehme ganz viel auf. Mein Vorgänger hat lange Jahre hervorragende Arbeit geleistet. Zusammen mit dem Team des Stadtsportverbands und unseren Partnern will ich sehen, dass wir diese gut in die Zukunft führen“.

Der Amerika-Fan sieht dabei auch ganz neue Herausforderungen: „Wenn man zum Beispiel nachts in New York in den Park geht, spielen die Menschen dort Basketball, die Fitness-Studios haben 24 Stunden geöffnet. Das geht einher mit dem Wandel im Arbeitsleben und darauf müssen die Vereine reagieren – vielleicht mit erweiterten Öffnungszeiten oder neuen und anderen Angeboten“. Die Demografie unserer heutigen Gesellschaft zeigt zudem, dass die Menschen immer älter werden und so die Aufgaben von Sportvereinen stetig angepasst werden müssen.

Sprink sieht großes Potential in den vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen und will diese weiter stärken. Doch ist hier ein Umdenken der Gesellschaft erforderlich und es braucht noch viel Anerkennung der freiwilligen Tätigkeiten im Verein: „Wenn jemand jeden Mittwoch Nachmittag die Arbeitsstelle früher verlassen muss, weil die Fußball-Jugend des Vereins um 18 Uhr Training hat und auf ihn wartet, kann es schon mal böse Blicke geben beim Arbeitgeber – das darf nicht sein! Ohne Ehrenamt sind die vielfältigen Angebote der Sportvereine überhaupt nicht denkbar“.

Integrationslotsen der Stadt weisen auf Sport hin

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Thema Integration, dass über Sport hervorragend umgesetzt werden kann. So weisen die Integrationslotsen der Stadt, die neuen Mitbürgern bei der Eingewöhnung und Orientierung helfen, inzwischen auch auf die sportlichen Möglichkeiten in unseren städtischen Vereinen hin. „Der Vereinssport ist von außen oft wenig sichtbar – im wahrsten Sinne des Wortes: Weisen große Leuchtreklamen und Angebote auf Fitness-Studios hin, so sind Sporthallen oder –Plätze oft eingezäunt und man sieht eigentlich wenig, was dahinter geschieht“, gibt Sprink zu bedenken. Hier gilt es Hemmungen abzubauen und mit niedrigschwelligen Angeboten einen Eintritt in das Vereinsleben zu erleichtern.

Sport lebt auch von Vielfalt – in der Altersstruktur, in kultureller Hinsicht und auch unter Leistungsgesichtspunkten. „Ich hoffe, dass wir durch mein Engagement dazu beitragen, dass mehr Neusser Bürger dem Sport zugeführt werden und sich dadurch positive Resultate für ihre eigene Gesundheit und für die Gesellschaft entwickeln.“