Verkehrschaos vor dem Schultor – Elterntaxi: Nein Danke!

15. Mai 2019 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, gefährden oftmals andere Kinder, die zu Fuß unterwegs sind. Die Stadt Neuss hat Maßnahmen ergriffen bzw. geplant, um die gefährlichen Situationen, die durch den motorisierten Verkehr in Schulbereichen entstehen, einzudämmen. Der Tod einer Schülerin Anfang Dezember in Mönchengladbach machte das Problem auf tragische Weise deutlich. Eine Mutter, die ihr Kind zur Schule gebracht hatte, überrollte eine Achtjährige. Solche Vorfälle können Eltern zu der Annahme verleiten, es sei sicherer, ihr Kind mit dem Auto zu fahren. Dass sie als Autofahrer zur Zunahme des motorisierten Verkehrs beitragen und dadurch die sicheren Bewegungsräume für ihre Kinder weiter einengen, wird nicht bedacht.

Viele Studien belegen, dass die Chauffeurdienste der Eltern eher schädlich als nützlich sind. Kinder, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule kommen, können sich besser konzentrieren und orientieren und sind ausgeglichener. Der Neusser Polizeihauptkommissar Mike Schween, zuständig für Verkehrserziehung an Schulen und Kindergärten, betont, dass der Fußweg zur Schule ein entscheidender Beitrag zur Selbstständigkeit und Gesundheitserziehung für die Kinder ist und beim Lernen hilft.

Die gezielte Verkehrsüberwachung und die Verkehrssicherheitstage an Neusser Schulen sind Elemente des Schulwegesicherheitskonzepts der Stadt Neuss. Unter dem Titel „Sicher und eigenständig zur Schule“ wird es im Schulausschuss im Juli  vorgestellt. Einiges ist bereits in die Wege geleitet.

Die Elternhaltestelle

Die Neusser Leoschule hat im November vergangenen Jahres auf dem Parkplatz am Nordparkbad die erste Zone für einen „Hol- und Bringdienst“ für Eltern eingerichtet. Hier können die Kinder gefahrlos ein- und aussteigen und auf einem sicheren Weg von hundert Metern zur Schule gelangen. Bei gutem Verlauf könnte es ähnliche Lösungen für andere Schulen geben.Auch an der Rosellener Kirchstraße soll eine Elternhaltestelle errichtet werden. Eine weitere Idee ist, Kooperationen mit Supermarktbetreibern in Schulnähe einzugehen, damit diese ihre Parkplätze für Eltern öffnen. Eltern von Kindern der Kreuzschule und der Martin-Luther-Schule an der Sternstraße dürfen bereits den Parkplatz des Edeka-Supermarktes nutzen. Lotsen begleiten die Kinder auf die andere Straßenseite.

Zu Fuß zur Schule

Gegen den Trend, Kinder mit dem Auto zur Schule zu fahren, haben die Verkehrssicherheitsberater der Polizei und das Schulamt für den Rhein-Kreis Neuss 2013 die Aktion „Walk to school“ ins Leben gerufen. Dabei lernen die SchülerInnen, wie sie den Schulweg selbstständig bewältigen. An der ersten Aktion nahmen sieben Schulen teil, im vergangenen Jahr waren 31 Schulen dabei.

Den internationalen „I walk to school“-Tag gibt es seit dem Jahr 2000. Seit 2007 rufen das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verkehrsclub Deutschland gemeinsam zu den jährlichen Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ im September auf. An den Aktionen 2018 beteiligten sich 80.000 Kinder aus mehr als 3.500 Schulklassen und Kindergartengruppen in ganz Deutschland. Das diesjährige Motto lautet: „Elterntaxi stehenlassen“. Das unterstreicht, wie verbreitet das Problem ist.

Mit dem Bus – zu Fuß oder auf Rädern

Ein Idee, die auch im Schulwegesicherheitskonzept vorgestellt wird, ist der „Laufbus“ / „Walking Bus“. Die Kinder gehen auf einer festen Route zur Schule. Am Startpunkt geht ein Erwachsener mit den ersten Kindern los und an jeder Haltestelle warten weitere Kinder, die sich der Gruppe anschließen, um gemeinsam zur Schule zu gelangen.

Sollte der Weg zur Schule zu weit sein, um ihn komplett zu Fuß zurückzulegen, gibt es den öffentlichen Bus. Damit die Kinder mit ihm sicher unterwegs sind, veranstalten die Stadtwerke Neuss seit 2004 die Busschule für die vierten Klassen der Neusser Grundschulen. Im Jahr 2018 nahmen 49 Klassen mit rund 1.200 Kindern teil.

Für ein besseres Klima

Ziel der Maßnahmen ist, den Straßenverkehr kinderfreundlicher zu gestalten. Das bedeutet mehr Tempo 30-Zonen in Wohn-, Schul-, Kindergartenbereichen und sparsamer, überlegter Einsatz des Autos. Mit Denk- und Dankzettel-Aktionen können Kinder Autofahrer ermahnen, sich an die Limits zu halten. Auch Parkeselkarten für behinderndes Parken in Schulbereichen sind angedacht. Ältere Kinder und Teenager können Elterntaxis dankend ablehnen und auf diese Weise fürs Klima demonstrieren!