Brücken in und um Neuss: Von einer Seite zur anderen: über Brücken

12. Februar 2019 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Die großen Brücken über den Rhein, die neue Brücke über den Hafen, Brücken über die Erft, die Obererft, den Nordkanal, im Stadtgarten, über Bahngleisanlagen, Straßen, für Fußgänger, Fahrradfahrer und/oder Autos. Kurz, überall in und um Neuss gibt es Brücken und bieten Anregung für Brücken-Touren.

Die Jüngste

Wie ein großes geschwungenes Rohr überspannt die einhundert Meter lange und 250 Tonnen schwere Pierburg-Brücke das Hafenbecken I. Seit Mai 2015 ist sie für Fußgänger freigegeben. Sie verkürzt den Weg vom Bahnhof zum Zulieferer für die Automobilindustrie von ehemals zweieinhalb Kilometer auf fünfhundert Meter. Dass sie am Werkstor von Pierburg endet, ist der Hinweis für ihre Zweckmäßigkeit.

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts führte hier eine Brücke von der Neusser Wohnstadt in den Hafen. Wer heute in Höhe der Collingstraße die Rheintorstraße überquert und die Pierburg-Brücke beschreitet, sollte sich den Blick über den Hafen nicht entgehen lassen. Zudem bietet sich die Möglichkeit, den Uferpark zu besuchen. Der ist mit Wasserspielanlage, Holzschiff, Chill-Bereich gut angekommen. Leider auch bei Vandalen, die den Aufzug zur Brücke wiederholt zerstört und die Sitzräder im Park beschmiert haben.

Die Historische

Unübersehbar sind die geschichtlichen Spuren im Bereich der Eisenbahnbrücke, die zwischen Rheinparkcenter und Neusser Hafen nach Düsseldorf-Hamm führt.  Nördlich der neuen Brücke stehen noch die Reste der Brückentürme am Rheinufer. 1870 wurde die Verbindung zwischen Neuss und Düsseldorf eingeweiht. Anfang der 1900er entstand eine zweite Brücke. Sie wurde von den Truppen des NS-Regimes, wie unter anderen auch die frühere Südbrücke, in dem Versuch, die Alliierten aufzuhalten, im März 1945 zerstört.

Einige Jahrzehnte nach dem Wiederaufbau wurde klar, dass die Brücke den Belastungen des Güterverkehrs und dem engen Takt der S-Bahnen nicht standhalten konnte. So wurde 1984 die neue Hammer Eisenbahnbrücke mit einer Erweiterung auf vier Gleise eingeweiht. Sie entstand mit einem Fachwerkversteifungsträger mit einer 250 Meter langen Stabbogenbrücke, in Erinnerung an die alte Bogenkonstruktion.

Die mit dem großen Namen

Von hier ist es flussaufwärts nicht weit zur Josef-Kardinal-Frings-Brücke mit ihrer charakteristischen flachen Form. Die 780 Meter lange Stahlhohlkasten-Brücke mit einer längsten Stützweite von 206 Meter wurde 1951, an der Stelle der 1929 eröffneten Vorgängerin, freigegeben.

Viele sagen heute noch Südbrücke, obwohl der offizielle Name Rheinbrücke Düsseldorf-Neuss war, bevor sie 2006 den Namen des bekannten und besonders in Neuss beliebten Kardinals bekam.

Das Sorgenkind

Der auf der linken Rheinseite stehende Stahlbetonpylon sieht aus wie ein umgedrehtes Ypsilon und ist mit 146 Metern der höchste Brückenpylon Deutschlands.

Mit einer Gesamtlänge von 1.166 Metern, einer längsten Stützweite von 368 Metern, drei Fahrstreifen und einem Standstreifen je Fahrtrichtung sowie außen beidseitig einem 2,75 Meter breiten Geh- und Radweg sollte die Fleher Brücke die „Südbrücke“ entlasten.

Die Planung der einhüftigen Schrägseilbrücke dauerte zwölf Jahre, um akzeptable Lösungen für die Führung über das Naturschutzgebiet Uedesheimer Rheinbogen und die Schonung des Wassergewinnungsgebietes des alten Wasserwerkes Flehe zu finden. Letzteres ist der Grund, warum die Brücke den Rhein nicht im rechten Winkel überquert.

Nicht mal 25 Jahre nach der Freigabe für den Verkehr 1979 begannen die Sorgen: Korrosion an den Tragseilen, Abnutzungserscheinungen am Pylon und den Fahrbahnträgern.

Die Brücke ist dem ständig steigenden Verkehrsaufkommen von  täglich 85.000 Fahrzeugen (davon ca. 12.000 Lkw) nicht gewachsen. In diesem Jahr beginnen erneut Reparaturarbeiten. Bei den Brückenüberprüfungen des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein-Westfalen waren im vergangenen Frühjahr Risse in den Querträgern und Querstreben der Stahlkonstruktion, die die äußeren Fahrbahnen abstützen, entdeckt worden.

Die Kleinen

Selbstverständlich müssen auch kleine Brücken gelegentlich saniert werden, so wie im vergangenen Jahr die Brücke über den Burggraben am Übergang in die mittelalterliche Kernstadt. Pilzbefall macht die Sanierung der Erftbrücke in Höhe des Nixhofes über die Erft zum Wanderweg erforderlich. Es wird wohl bis Mai dauern, ehe die Pferde wieder über die Brücke auf die Weiden können.

Zurück in die Stadt gelangt man von hier durch den Reuschenberger Busch. Dabei bietet die Fußgängerbrücke Selikumer Weg in luftiger Höher eine sichere Überquerung der Bahngleise.

Brücke für Verliebte

In der Stadt lohnt sich ein Blick auf das Geländer der Brücke über den Erftmühlengraben an der Alten Post. Hier hängen zahlreiche Vorhängeschlösser, meist mit eingravierten (Kose-) Namen, Liebesschwüren, Datum. Seit etwa zehn Jahren macht dieser Brauch Schule. Prominentes Beispiel ist die Hohenzollernbrücke in Köln. Zum Brauch gehört auch, den Schlüssel nach Befestigen ins Wasser zu werfen. Eben auf immer und ewig … es sei denn, die Brücke wird saniert. Die Schlösser dürfen im Übrigen nicht in den Straßenraum hineinragen oder ein historisches Denkmal verdecken. Das mag ein Grund sein, weshalb beispielsweise Berlin und Venedig Verbote ausgesprochen haben.

Selbstverständlich gibt es noch viel mehr Brücken in und um Neuss. Eine Entdeckungstour lohnt sich.