Familie auf Zeit oder auf Dauer

6. Dezember 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Familiäre Bereitschaftsbetreuung und Vollzeitpflege

Kinder brauchen Menschen, die für sie sorgen, ihnen Geborgenheit, Zuwendung und Sicherheit geben. Nicht alle Kinder haben das Glück in einem behüteten Umfeld aufzuwachsen, deshalb sucht die Stadt Neuss dringend Bereitschafts- und Pflegefamilien, die sich vorstellen können, einem Kind vorübergehend oder langfristig ein Zuhause zu geben.

Bereitschaftspflegefamilien nehmen kurzfristig vorübergehend Säuglinge, Kleinkinder oder Kinder bis zehn Jahren auf. Der Aufenthalt in der Bereitschaftsfamilie ist eine Übergangslösung. Er dient dazu, eine akute Krise zu bewältigen und eine geeignete Zukunftsperspektive für das Kind zu entwickeln.

In manchen Fällen ist diese Zukunftsperspektive der Wechsel in ein langfristig angelegtes Vollzeitpflegeverhältnis, weil eine (zeitnahe) Rückkehr zu den leiblichen Eltern nicht möglich ist. Diese Pflegefamilien bieten den Kindern ein langfristiges Zuhause und begleiten sie in ihrer Entwicklung.

Kinder in Krisen bei sich aufnehmen

Bereitschaftsfamilien nehmen Kinder für einen befristeten Zeitraum bei sich zu Hause auf, bis geklärt ist, wo das Kind auf Dauer leben wird. Die Gründe für eine vorübergehende „Inobhutnahme“ sind beispielsweise: Kindeswohlgefährdung in der Herkunftsfamilie, Vernachlässigung, Gewalt in der Familie, Suchtprobleme, Überforderung, Partnerschaftsprobleme, Krankheit, Therapie der Eltern. Für die Kinder ist die Herausnahme aus ihrer Familie in der Regel mit extremen Belastungen verbunden. Daher ist es wichtig, dass die Grundbedürfnisse dieser Kinder nach Versorgung, Geborgenheit und Zuwendung während der „Familiären Bereitschaftsbetreuung“ befriedigt werden.

Einen Einblick in die Bereitschaftspflege bietet die Sendung „Menschen – Das Magazin“ im ZDF vom 26. Mai 2018, das sich einer Neusser Bereitschaftspflegefamilie widmet. Auf der Website der Stadt Neuss gelangen Sie über den Link zur Sendung in der ZDF Mediathek.

In dem Beitrag kommen Gisela Hofmann und Roswitha Krosch-Sand von Jugendamt Neuss zu Wort.

Gisela Hofmann: „Die Familien sind wichtig für Kinder, die in einer akuten oder drohenden Gefährdungssituation sind und nicht mehr zu Hause leben können. Darum brauchen wir Bereitschaftsfamilien. Wir bringen Kinder im Säuglingsalter bis zum Grundschulalter unter, weil sie konstante Bezugspersonen benötigen und der familiäre Rahmen dem Entwicklungsstand gut tut.“

Roswitha Krosch-Sand: „Bei der familiären Bereitschaftsbetreuung handelt es sich ja auch um eine Perspektive-Klärung. Und das heißt, die Eltern und die Kinder haben hier regelmäßige Kontakte. Sie finden einmal in der Woche im Jugendamt statt. Sie werden durch unsere Fachberaterinnen organisiert und begleitet.“

Auch Alleinerziehende können sich gern für die Aufgaben der Familiären Bereitschaftsbetreuung bewerben. Neben der Betreuung und Versorgung des Kindes sind in aller Regel weitere Termine u. a. auch in den Abendstunden wahrzunehmen, daher ist eine gute Vernetzung erforderlich.

Wenn eine Rückkehr zu den leiblichen Eltern nicht möglich ist, wechselt das Kind in eine Pflegefamilie, die ihm ein langfristiges Zuhause bietet.

Kindern auf Dauer ein Zuhause geben

„Wenn Eltern aufgrund schwieriger persönlicher Verhältnisse für einen längeren Zeitraum oder vielleicht sogar auf Dauer trotz Unterstützungsmaßnahmen nicht in der Lage sind, die Erziehung ihrer Kinder sicherzustellen, sollen – laut Gesetz – für die Kinder andere Perspektiven gefunden werden. Eine solche Perspektive stellt z.B. die Unterbringung in einer Pflegefamilie dar. Sie ist gegenüber der Heimerziehung vorrangig, aber nachrangig gegenüber der Adoption“, informiert das Jugendamt Neuss.

„Die Unterbringung von Kindern in längerfristig angelegten Pflegeverhältnissen nimmt damit in den staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten eine Sonderrolle ein, da sie im privaten Raum unter Beteiligung des Jugendamtes stattfindet und in der Regel von Personen erbracht wird, die hierfür zwar ausführlich vorbereitet werden, aber meist nicht über eine pädagogische Ausbildung verfügen, sondern engagierte Privatpersonen sind, die sich dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe stellen.

Es ist den Pflegefamilien sehr hoch anzuerkennen, dass sie den Kindern und Jugendlichen viel Zeit, Zuneigung und Fürsorge entgegenbringen und ihnen ein Zuhause bieten. Pflegekinder müssen häufig belastende Erfahrungen aus ihren ursprünglichen Familien verarbeiten, sich gleichzeitig in neue Lebensumstände eingewöhnen und lernen, Vertrauen zu gewinnen.

Die Vermittlung von Kindern in Pflegefamilien ist daher ein vielschichtiger Prozess, der sorgsam geplant und gestaltet werden muss. Denn wie wir alle wissen, sind wir Menschen unterschiedlich und so kann nicht jede Familie für jedes Kind die passende Unterstützung bieten und auch nicht jedes Kind in jeder Familie ‚andocken‘. Hier ist es sehr wichtig, die jeweiligen Bedürfnisse und Grenzen aufeinander abzustimmen. Der Pflegekinderdienst begleitet in diesem sensiblen Prozess alle Beteiligten und steht mit Rat und Tat zur Seite.“

Fachliche Beratung und Begleitung

Bereitschafts- und Pflegefamilien werden bei der Wahrnehmung dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe durch den Fachdienst des Jugendamtes beraten, begleitet und fortgebildet.

Die Fachberaterinnen gehen bei den Veranstaltungen auf Gesetzesgrundlagen, die nötigen Voraussetzungen, die Begleitung durch das Jugendamt, sowie die besonderen Lebenslagen der Beteiligten ein. Pflegefamilien werden über ihre Erfahrungen berichten.

Interessierte sind herzlich eingeladen.

Informationen

Der Pflegekinderdienst und die Familiäre Bereitschaftsbetreuung des Jugendamtes Neuss veranstalten 2019 gemeinsame Informationsveranstaltungen in der Volkshochschule Neuss.

Folgende Termine sind festgelegt:

22. Januar 2019

20. März  2019

23. Mai 2019

26. Juni 2019

Alle Termine finden von 19:30 bis 21 Uhr im Romaneum, Brückstraße 1, 41460 Neuss statt. Die Raumangaben können Sie vor Ort entnehmen.

 

Kontakt

Stadt Neuss,

Jugendamt, Familiäre Bereitschaftsbetreuung, Pflegekinderdienst

Vorzimmer 02131-90 5101

jugend@stadt.neuss.de