Tanja Brandt hat ihre Leidenschaft für Tiere und ihre besondere Faszination für Eulen und Greifvögel zum Beruf gemacht. Die ausgebildete Falknerin ist bekannt für ihre ebenso spektakulären wie berührenden Tierfotografien und hat dieses Jahr gleich zwei Bücher veröffentlicht. In „Liebe verfliegt nicht“ (Lübbe-Verlag) erzählt sie mit vielen Bildern und unterhaltsamen Geschichten von ihren tierischen Lebensgefährten. In „Eulen und Greifvögel fotografieren“ (Franzis-Verlag) geht es um Tipps und Tricks zum Thema Tierfotografie.

Als Kind wollte sie eigentlich Autorin werden, weil sie glaubte, Autoren hätten immer einen Keller voller Bücher, die sie verschenken können. Aber dann ist sie doch erstmal Bürokauffrau geworden, hat eine eigene Spedition betrieben und überhaupt sehr viel gearbeitet. Und es kam, wie es vielleicht kommen musste: „Irgendwann war es wohl zu viel und ich bin sehr krank geworden.“ Ein Wendepunkt für Tanja Brandt: „Ich habe mir gesagt, es muss noch mehr geben als nur Arbeit.“ Um gesund zu werden, besann sie sich auf das, was ihr schon immer viel bedeutet hat: Tiere. „Von klein auf hatte ich immer Hunde, habe mich ständig um verletzte, verlassene Tiere und Vögel gekümmert, vom Wellensittich bis zum Frettchen.“ Außerdem war sie schon immer besonders begeistert von Greifvögeln. Also machte die heute 50-Jährige eine Ausbildung zur Falknerin. „Das war ja machbar“, erklärt sie lachend. Und dann wollte sie auch schöne Fotos von ihren Tieren haben. Also brachte sie sich mit einigen Mühen und professioneller Unterstützung das Fotografieren bei. Seit etwa vier Jahren verdient Brandt nun ihren Lebensunterhalt als Tierfotografin, hat sich einen Namen als Spezialistin für Eulen und Greifvögel gemacht, auch Preise für ihre Bilder gewonnen, veranstaltet Foto-Workshops, hält Vorträge und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Das klingt wieder nach viel Arbeit, aber diesmal wird sie von Tanja Brandts leidenschaftlicher Liebe zu Tieren, insbesondere zu ihren Tieren buchstäblich beflügelt. „Meine Tiere sind mein Herzensjob“, sagt sie, und das glaubt man ihr sofort.

Tierische Persönlichkeiten

Zurzeit gehören sechs Eulen, ein Greifvogel – die meisten leben in den Volieren am Grevenbroicher Umweltzentrum ‚Schneckenhaus‘ -, und der belgische Schäferhund Ingo zu Tanja Brandts tierischer Familie. Und alle sind starke Persönlichkeiten, wie sie sehr anschaulich und lustig zu beschreiben vermag.

Da ist zum Beispiel die Weißgesichteule Gandalf, der „alte Knötterich“. Er wohnt bei ihr im Haus, weil er es hasst, draußen zu sein und „knöttert den ganzen Tag“, so Brandt. Aber er liebt es – trotz seiner mürrischen Art – mit ihr zu Lesungen zu gehen oder in die Eisdiele und ist dabei nicht aus der Ruhe zu bringen. Schneeeule Uschi ist einerseits ein Tollpatsch – so vergisst sie schon mal, beim Abflug die Beine loszulassen und fällt hin -, andererseits ist sie eine Diva: launisch, temperamentvoll, und an ihren Missgeschicken ist immer jemand anders Schuld. Uhu Bärbel (eigentlich ein Er), von Brandt auch liebevoll ‚Bärbeul‘ gerufen, ist ihr auserkorener Liebling. „Sie ist so erhaben, dass man jede Hektik vergisst. Ihre Augen und der Blick sind magisch.“ Auch über Habichtskauz Rüdiger, die Steinkäuze Poldi und Finchen und den beeindruckenden Wüstenbussard Phönix kann die Fotografin viel Unterhaltsames und zugleich Informatives erzählen. Genau das zeichnet auch ihre Bücher aus.

„Liebe verfliegt nicht“

Wenn man also eine kleine Aufmunterung braucht und zugleich etwas lernen will, dann sollte man in Tanja Brandts neues Buch „Liebe verfliegt nicht“ schauen. Die Bilder von ihren Tieren und die vielen kleinen Anekdoten aus ihrem Zusammenleben machen garantiert gute Laune. Die Fotos sind beeindruckend, gerne auch zu Herzen gehend, einfach süß und immer schön anzusehen. Man sieht sofort, dass Brandt mit viel Freude, Einfühlungsvermögen und Liebe zu den Tieren fotografiert, und diese positive Stimmung überträgt sich auf den Betrachter. „Liebe verfliegt nicht“ ist übrigens schon das zweite Buch Brandts im Lübbe-Verlag. Der erste Teil, „Wo die Liebe hinfliegt“, war so erfolgreich, dass er nun sogar in China veröffentlicht worden ist.

Fotografieren für ‚Elsen‘

„Dieses Buch hat Tanja für ihre vorwiegend weiblichen Fans – liebevoll Elsen genannt – geschrieben“, heißt es in der Verlagsbeschreibung zu „Eulen und Greifvögel fotografieren“. „Hier legt Tanja alles offen: von der erforderlichen Technik über die richtigen Einstellungen bis hin zu den besten Plätzen in freier Natur.“ Alle Themen werden kompakt und verständlich erklärt und mit vielen Beispiel-Fotos (vorher – nachher) sowie klaren Anleitungen umsetzbar gemacht. Davon profitieren natürlich auch männliche Fotografie-Interessierte. „Viele der Fotos sind in Grevenbroich auf der Königshovener Höhe entstanden, und ich erzähle viel Wissenswertes über unsere heimischen Arten“, sagt Brandt.

Im Grevenbroicher Museum Villa Erkens läuft übrigens noch bis zum 2. Dezember die Ausstellung „Naturraum Grevenbroich“ mit Fotografien von Tanja Brandt und Norbert Wolf. Gezeigt werden heimische Vögel in ihren unterschiedlichen Lebensräumen. Noch mehr Infos zu Brandt und ihren Freunden gibt es auf ihrer Homepage: http://www.ingoundelse.de. Ein Besuch lohnt sich!

Annelie Höhn-Verfürth