Selfness ist das neue Wellness?

7. November 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben, Titelthema

Selfness heißt der neue Trend für alle, denen Wellness zu wenig und zu passiv ist. Während Wellness-Angebote in der Regel punktuell für vorübergehende Entspannung genutzt und in Anspruch genommen werden, geht es bei Selfness eher um ein ganzheitliches Projekt der dauerhaften Selbstveränderung. Dazu gehört die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und sich selbst aktiv um Gesundheit, Körper, Geist und Seele zu kümmern. Immer das Ziel vor Augen: „Mens sana in copore sano“ – „in einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist.“

Selfness ist ein umfassender, aktiver und andauernder Prozess, der das Selbst in den Mittelpunkt stellt. Dieses „Arbeiten am Ich“ konzentriert sich auf den proaktiven Umgang mit der eigenen körperlichen und geistigen Gesundheit. Es geht nicht nur um Sport, um Schönheit, um Gesundheit und Ernährung, sondern Selfness meint aktive Mitarbeit für ein besseres Wohlbefinden in all diesen sich gegenseitig ergänzenden und beeinflussenden Bereichen. Das heißt nicht, dass man sich keine Massage gönnen sollte oder einen entspannten Saunabesuch, aber damit allein ist es eben nicht mehr getan. Der ganzheitliche, bewusste Umgang mit dem Körper ist ein langfristiges Projekt, und geistige Gesundheit und mentale Fitness kommt auch nicht von jetzt auf gleich in die Gänge. Identifiziert wurde dieser neue Trend bereits 2005 durch den renommierten Zukunftsforscher Matthias Horx, mittlerweile ist er in der Mitte der Gesellschaft angekommen und in vieler Munde. Es gibt eine rasant wachsende Anzahl von Publikationen zum Thema, immer mehr Kurse und Workshops und mittlerweile erste Reiseanbieter und Hoteliers.

Selfness: Runter vom Nehm-ich-Sofa, raus in die Eigenverantwortung

Das angestrebte Ideal der Selfness-Bewegung ist eine neue Natürlichkeit und Authentizität, in der der eigene Körper akzeptiert aber auch als formbar erachtet wird. Der verantwortungsbewusste Umgang mit ihm rückt in den Mittelpunkt, was Auswirkung auf Ernährung, Sport- und Freizeitverhalten sowie Kosmetiknutzung hat. Es wird kritischer konsumiert, bewusster gewählt, Kosten-Nutzen Rechnungen gemacht und viel Überflüssiges weggelassen – eine neue Achtsamkeit macht sich breit. Für die Ernährung gilt: kritischer Konsum statt passiver Verzehr, bei Sportarten und Freizeitverhalten fällt die Entscheidung zugunsten Ausdauer und Beweglichkeit statt Muskelberge und Anabolika und im Kosmetikbereich wird Detox ganz klar Botox vorgezogen.
Die Entscheidung für ein bewusstes und achtsames Leben bekommt einen immer höheren Stellenwert. Nachzulesen in einer stetig steigenden Anzahl von Büchern oder den sich rapide vermehrenden Magazinen zu diesem Thema.
Egal, ob „Flow“, „Slow“, „Happinez“, „Mindart“ oder „Harmony“, die Artikel in diesen Heften kreisen alle um die gleichen Themen: Entschleunigung, Achtsamkeit, Einfachheit, Mindfullness und Innerlichkeit, also summa summarum um Selfness. Mal mit mehr Spiritualität und Esoterik, mal stehen Gesundheit und Psychologie mehr im Mittelpunkt, aber immer gibt es Yoga und Kochrezepte.
Was alle Publikationen zum Thema eint, ist der Fokus auf eine zeitgemäße, moderne Natürlichkeit, welche die Akzeptanz des eigenen Körpers betont, nicht via Vernachlässigung, sondern mit Vernunft. Er wird als Aufgabe und Herausforderung begriffen. Mit dem Ziel, nicht einem vorgegebenen Schönheitsideal hinterher zu eifern, sondern sich auf Gesundheit, Bewegung, Wohlfühlen, Pflege und Eigenverantwortung zu konzentrieren. Selfness meint daher immer eine Gesamtheit von Aktivitäten, Bemühungen, Aufgaben und Verpflichtungen, „die wir uns selber schuldig sind“, um körperlich und geistig fit, beweglich und gesund zu bleiben. Und anders als das Wellness-Konzept, das in erster Linie bestimmte, klar voneinander getrennte Methoden und Anwendungen bezeichnet, die das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden steigern sollen, sucht sich im neuen Selfness-Konzept jeder die richtigen, machbaren und möglichen Maßnahmen und Aktivitäten, gerne in Kombination, für sich selbst aus. Das kann ein Spaziergang am Rhein sein, Yoga im Stadtpark, Joggen entlang der Erft, Lesen in der Stadtbücherei, regional einkaufen in einem der vielen Hofläden oder auf dem Wochenmarkt und/oder der Besuch einer der vielen Kurse zum Thema bei der VHS.

Monika Nowotny