Äpfel: Früchte aus dem Paradies

14. September 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

In Neuss denken wir zurzeit vor allem an die Kirmes-Paradiesäpfel mit der glänzend roten Zuckerglasur. Äpfel lassen sich auf vielerlei Weisen genießen. Roh, mit Schale sind sie besonders gesund und als saftiger Belag auf der Torte immer ein Genuss. In und um Neuss gibt es viele Aktivitäten rund um den Apfel und Apfelsorten, von denen die meisten noch nie gehört haben.
Leuchtend rot, unwiderstehlich süß, knackig und klebrig – der kandierte Apfel am Stiel fehlt auf keiner Kirmes. Der Liebes- oder Paradiesapfel tauchte wahrscheinlich erstmals zu Beginn des Mittelalters auf englischen Jahrmärkten auf.

Ein Apfel am Tag … und der Doktor bleibt, wo er mag.

Der Apfel als gesundes Nahrungsmittel hat einen so guten Ruf, dass am dritten Samstag im September in vielen Ländern der Internationale Iss-einen-Apfel-Tag gefeiert wird.

Äpfel entdecken

In und um Neuss lassen sich Apfelsorten entdecken, von denen viele von uns noch nie etwas gehört haben und die es im Supermarkt nicht zu kaufen gibt.
Auf der Hühnerwiese im Kinderbauernhof in Selikum reifen bekannte Apfelsorten wie Boskop, Cox, Rote Sternrenette, Glockenapfel, sowie weniger verbreitete, wie James Grieve, Zuccalmaglio Renette, Goldparmäne, Jakob Lebel und Geheimrat Dr. Oldenburg.
Für die Streuobstwiese, die der Kleingartenverein Novesia Im Westpark, Grefrather Weg, in Kooperation mit dem Amt für Umwelt und Stadtgrün im November 2016 anlegte, wurden bewusst alte Apfelsorten ausgesucht. Ontario, Goldparmäne, Kaiser Wilhelm (auch Peter ­Broich Apfel genannt), Rheinischer Winterrambur, Jakob Lebel und James Grieve waren früher im Rheinland verbreitet, sind heute aber selten geworden.

Wer kennt den Blauen Kölner?

In einigen Hundert Meter Entfernung des größeren der beiden Windräder bei Hoisten liegt das Gut Lohhof. Hier haben die Stadtwerke Neuss auf einer Ausgleichsfläche von 3,5 Hektar eine Streuobstwiese anlegen lassen, auf der auch Apfelbäume heranwachsen, unter ihnen der Blaue Kölner.
Die Verbreitung des Blauen Kölner ist weitgehend auf den Raum zwischen Köln und Neuss beschränkt. Altbäume sind aus Neuss, Bedburg, Dormagen und Aachen bekannt. Den Namen bekam der Apfel wahrscheinlich aufgrund seiner dunkelroten und bläulich bereiften Schale von der Baumschule Peter Nicolin in Frauweiler (heute Peter Nicolin in Grevenbroich-Kapellen). Sie hatte die Apfelsorte wiederentdeckt und ab 1955 in größerer Menge auf den Markt gebracht. Gezüchtet wurde der Blaue Kölner von Diedrich Uhlhorn jr. (1843 – 1915). Der Grevenbroi­cher Ingenieur und Obstzüchter machte sich um die Apfelzucht sehr verdient. Auf ihn gehen u.a. die Apfelsorten Freiherr von Berlepsch und Zuccalmaglio Renette zurück. Nach Uhlhorns Tod wurde das Vermehrungsmaterial der von ihm gezüchteten Apfelsorten zunächst in der Baumschule „Pomona“ von Julius Hönings in Neuss aufbewahrt, dort wo ab 1960 das Wohn- und Sportgebiet Pomona entstand.
Solche Apfel-Geschichten sind im Handbuch „Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – vom Aussterben bedroht!“ nachzulesen. Das Handbuch und ein Flyer zu den verschiedenen Sorten sind bei den Biologischen Stationen erhältlich, so auch bei der Biologischen Station des Rhein-Kreises Neuss. Sie ist auf der Suche nach in Vergessenheit geratenen Lokalsorten. Die Sorten Blauer Kölner, Creo, Fey‘s Rekord, Peter Broich, Ulhorns Augustkavill konnten bereits wiedergefunden werden. Gesucht werden Altbaumbestände von Apfelsorten wie Dr. Seelig Orangenpepping, Peter Heusgens Goldrenette, Uhlhorns Champagnerrenete, Uhlhorns Ramburrenette, Neue Ananasrenette, Binsfelder Renette.

Die vollständige Liste der gesuchten Apfelsorten gibt es im Haus der Natur:
Haus der Natur – Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e.V.
Kloster Knechtsteden 13, 41540 Dormagen
Telefon: 02133 – 50 23 0, Fax: 0 2133 – 50 23 16
E-Mail: info@biostation-neuss.de
Internet: http://www.biostation-neuss.de

Vielleicht fällt uns bei einem saftigen Stück Apfelkuchen und Erinnerungen an Omas und Opas Obstgarten ein, wo heute noch ein seltener Apfelbaum steht. Inspirierend in Sachen Äpfel ist gewiss auch das Appeltaatefest der Cornelius-Gesellschaft in Selikum am ersten Wochenende nach dem Schützenfest. Im besten Fall kann sich jemand an den Namen eines alten Apfels erinnern. Wenn nicht, kann die Biologische Station Neuss helfen.

Termine rund um den Apfel

Für alle, die ihr Apfel-Wissen vertiefen wollen, ist der alljährliche Apfeltag im Oktober im Museum der Niederrheinischen Seele – Villa Erckens, Am Stadtpark, 41515 Grevenbroich (Tel.: 02181 608656) ein wichtiger Termin.

Wer Saft aus den naturbelassenen Äpfeln seines Gartens möchte, hat jetzt im September Gelegenheit, sie pressen zu lassen. Das Neusser Saftmobil sammelt auch in dieser Saison Äpfel von ungespritzten Früchten von Neusser Streuobstwiesen und aus privaten Gärten. Die Initiative „Der Nüsser Appel“ ist ein Projekt der Ortsgruppe Neuss-Kaarst des BUND (Bund für Natur und Umweltschutz Deutschland NW e.V.)
Termine zum Sammeln: http://www.nuesser-appel.de

Claudia Pilatus