Neues aus der Rathauskantine

31. August 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Mahlzeit! Mein Name ist Alfred Sülheim, Stadtarchivar. Gemeinsam mit Controllerin Simone Strack, die ich regelmäßig in der Rathauskantine treffe, haben wir schon etliche spannende und brisante Abenteuer zum Wohl des Bürgers, des Steuerzahlers und unserer geliebten Heimatstadt Neuss erlebt und erleben sie täglich wieder. An dieser Stelle gebe ich zum Besten, was uns zur Zeit bewegt…

Menü heute: Wermutstropfen auf heißem Stein

Nun, auch wenn dieser Sommer wieder ganz vorschriftsmäßig mit dem Neusser Bürger Schützenfest zu Ende ging, war des Neussers Lust und Freud in diesem Jahr nicht ganz ungetrübt. Selten ist wohl im Vorfeld so viel Unruhe gewesen, von den anhaltenden Ermittlungen der Steuerfahndung gegen den Bürger-Schützen-Verein, über die später zurückgenommene Ausladung der Hauptausschuss-Mitglieder von der „ZogZog“-Versammlung bis hin zur Problematik von Baustellen auf den Zugwegen. Natürlich hat sich dadurch niemand die Feierlaune verderben lassen, aber ein Wermutstropfen auf dem heißen Stein war das alles dann doch. So wie es überhaupt diesen Sommer nicht so richtig rund lief. Unsere Nationalmannschaft solidarisierte sich unangenehm schnell mit den Italienern und Holländern, Horst Seehofer inszenierte das schmierigste Sommertheater seit Erfindung der königlich bayerischen Stammtischparole und die Stadt Neuss muss weiter ohne echten Gebäudemanager klarkommen. Also richtig echten, nicht nur kommissarisch.

Vielleicht ist das ja auch der Grund für die begeisterte Aufnahme der Idee, Neuss könne sich für die Ausrichtung der Landesgartenschau bewerben. Gärten sind ja bekanntlich vor, neben, hinter oder auf Gebäuden zu finden, sind also auch ohne Gebäudemanager plan- und umsetzbar. Obendrein hilft ja jedes bisschen Grün gegen die zunehmende Aufheizung der Städte im Zuge der stattfindenden Klimaveränderungen. Könnte man zumindest versuchen, auch wenn Alexander Gauland, der knuffige Bri-bra-braune-Bär von der AfD, nicht glaubt, dass der Mensch Einfluss auf das Klima nehmen kann. Aber es gibt ja auch Menschen, die nicht glauben, dass die Realität Einfluss auf das Weltbild von Herrn Gauland hat. Doch zurück zur Landesgartenschau: Wo könnte eine solche besser stattfinden als in Neuss, mit seinen top gepflegten Grünanlagen, wo Sauberkeit und Pflege von Beere, Blatt und Baum, nun ja, sagen wir mal – ausbaufähig sind? Aber wahrscheinlich braucht es ein solches Event für die nötigen Impulse, schließlich ist Neuss auch erst seit der Tour de France ein echtes Radfahrerparadies geworden.

Und wir Neusser sind ja schon mit wenig zufrieden zu stellen. Anders kann ich mir die Jubel-Arien über die Sanierung diverser Schultoiletten-Anlagen in der diesjährigen Sommerpause nicht erklären. Unseren Kindern einen Toilettengang zu ermöglichen, der nicht die Gefahr beinhaltet sich dem hygienischen Super-Gau auszusetzen, schlagartig traumatisch bedingt den Geruchssinn zu verlieren oder unter Trümmern von Klohäuschen begraben zu werden, die altersbedingt den Schwingungen adoleszenter Flatulenzen nicht standhalten können, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Echter Fortschritt wäre irgendwie anderes. Zum Beispiel wenn es genug Lehrer für die Schüler gäbe. Oder genug Wohnraum für alle. Oder… Eigentlich egal, Hauptsache irgendwas, auf das man mit einem frisch gezapften Alt anstoßen kann!

Wohl bekomm‘s!