Gespräch mit dem Schützenkönig Georg Martin: 40, 60, 180 – Ein Grund, König zu werden!

25. August 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Schützenfeste, Titelthema

Georg Martin ist kein Zahlenmensch, doch diese Kombination motivierte den amtierenden Neusser Schützenkönig, sich auf die Bewerberliste setzen zu lassen. Für das Jubiläum seines Schützenzugs steht die 40, seinen 60. Geburtstag feierte er am zehnten Mai. Die letzte Zahl erinnert an seinen Ururgroßvater, der vor 180 Jahren als Wilhelm I. dem Neusser Regiment als König zuwinkte.

Erst am Morgen des Vogelschusses erzählte mir ein Onkel von meinem Ururgroßvater Wilhelm Anton Servaes, der 1837 die Königswürde in unserer Stadt trug!“, erinnert sich SM Georg I.

Er habe lange mit der Bekanntmachung der Bewerbung gewartet, um sicher zu gehen, dass nichts dazwischen kommt. „Ich hätte meine Bewerbung nur ungern zurückziehen müssen und einen zweiten Anlauf hätte ich nicht gemacht!“, erklärt er. Gut überlegt und wohl durchdacht trat er also an, beim Königsschuss hatte er drei Mitbewerber, von denen zwei zum dritten Mal den Versuch wagten.
Als Georg Martin seinen dritten Schuss abgefeuert hatte, war ihm das Glück hold und er erlebte den schönsten Moment seines Königsjahres: „Es gab in diesem Jahr sehr viele sehr schöne, bewegte und einzigartige Momente. Als der Vogel von der Stange fiel, war das für mich ein ganz besonderer, unvergleichlicher Moment, bei dem viele Emotionen zusammenkamen!“

König Georg ist ein echter Neusser, aufgewachsen an der Kaiser-Friedrich-Straße, dann besuchte er nach der Grundschule das Quirinus-Gymnasium, an dem er 1977 als einer der letzten Jahrgänge im alten Gebäude sein Abi machte.
Mit 14 Jahren trat er, wie viele andere Jungen in seinem Alter, in den Ruderverein ein und bekam dort seinen ersten Kontakt zum Schützenwesen: Hilfsdienste beim Fackelzug waren schon möglich und ein paar Mark gab es dafür auch.
Es lag auf der Hand, dass Georg Martin einmal Schütze werden würde, denn sein Umfeld im Ruderverein und Schule lebten dies vor. So gründete er 1978 den Schützenlustzug „Die Oberjä(h)rigen“ mit dem er als Neusser Schützenkönig das 40-jährige Jubiläum feiert.
Sein Beruf entführte ihn für viele Jahre in andere Städte, doch kam er schließlich an den Rhein zurück und nutzte eine sich ihm gebotene gute Gelegenheit, um in den Vorruhestand zu gehen und das „schöne Leben zu genießen!“ Sicher wird er viel mit dem Motorrad unterwegs sein und weiter die Welt erkunden.
Seine Königin Angelika ist auch im normalen Leben immer an seiner Seite. Im Königsjahr unterstützt die gebürtige Meerbuscherin ihren König wann immer es ihr zeitlich möglich ist.

Georg Martin denkt und arbeitet strategisch. Das kommt ihm in seinem Jahr als Neusser Schützenkönig zugute, denn neben den vielen Pflichtterminen nimmt das Königspaar gern Einladungen an, die von anderen Vereinen in Neuss kommen. Dabei achtet das Neusser Königspaar darauf, dass möglichst nur ein Termin am gleichen Abend wahrgenommen wird. „Mit Terminhopping wird man niemandem wirklich gerecht“, so SM Georg I.
Der bekanntermaßen begeisterte Fackelfreund Martin wünscht sich mehr Raum zum Fackelbau, denn der ist in Zentrumsnähe sehr begrenzt verfügbar. „Es ist fast unzumutbar, dass die Jungs nach dem Fackelzug ihre Großfackeln noch bis zum Schlachthof ziehen müssen, da kommt keine Feierlaune auf!“, meint er. Auch hätten die betroffenen Schützen kaum Gelegenheit, neue Kraft für den Sonntag zu sammeln, obwohl dies der anstrengendste Tag des Festes sei.
Auf den Fackelzug freut er sich in diesem Jahr ganz besonders, denn nach vielen Jahrzehnten kann er diesen zum ersten Mal wieder selbst in voller Länge anschauen. „Darauf freue ich mich schon lange“, erklärt er strahlend. Normalerweise ist er mit der eigenen Großfackel im Zug unterwegs.

Ziele hatte er sich vor dem Vogelschuss nicht gesetzt, in einer traditionsverbundenen Stadt wie Neuss seien Veränderungen nur sehr langsam möglich. Er schöpfte seine Möglichkeiten als Neusser Schützenkönig jedoch aus. So erreichte er sein Ziel, „nur“ 1.111 Orden zu verleihen und das nicht aus Sparsamkeit – sondern, um der fast ausufernden Ordensflut zu begegnen und das Amt des Schützenkönigs attraktiver zu machen. „Es gibt keine Vorschrift, die die Menge regelt!“, so Georg I.
Jetzt freut sich der König auf die Festtage und wünscht sich und allen Schützen, Freunden und Bürgern „Kaiserwetter mit 20 bis 25 Grad“, friedliches Feiern und er freut sich auch auf den Krönungsball seines Nachfolgers. „Dann können wir die Zeremonie aus einer ganz anderen Perspektive betrachten!“

Stefan Büntig