Was macht die Stadt unverwechselbar?

23. August 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben, Titelthema

Typisch für Neuss …
                                  … sind das Schützenfest und das Quirinus-Münster, das Obertor und die Erftmündung in den Rhein, die römische Vergangenheit ebenso wie die unwiderstehlichen Neusser Taler … Und wahrscheinlich wird jede Bürgerin und jeder Bürger der Stadt eine ganz eigene Antwort auf die Frage haben, was für sie oder ihn unverwechselbar Neuss ist.

Das Bürger-Schützenfest

Beginnen wir mit der gerade aktuellen Originalität. Gemeint ist das weltweit bekannte Neusser Bürger-Schützenfest.
Über 7.500 marschierende Schützen und Musiker ziehen bis zu 1,5 Millionen BesucherInnen an. Das Schützenfest in Hannover kann zwar ein paar größere Zahlen vorweisen, wird aber nicht wie das Neusser Fest von einem einzigen Bürger-Schützen-Verein organisiert. Und den Fackelzug gibt es nur in Neuss und dem näheren Umland.

Die Römer

Neuss ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Im heutigen Sporthafen Neuss-Grimlinghausen legten vor zwei Jahrtausenden die Schiffe des römischen Legionslagers an.
Unter www.castrum-novaesium.de gibt es eine ausführliche Beschreibung über das Neusser Legionslager. Ein Auszug:
Der römische Schriftsteller und Historiker Publius Cornelius Tacitus (ca. 55 – 120 n. Chr.) hat in seinen ‚Historien‘ erstmalig den Begriff ‚Novaesium‘ in der Literatur eingeführt. Seine eindrucksvolle Schilderung des Bataveraufstandes lässt den Schluss zu, dass Novaesium im heutigen Stadtgebiet von Neuss zu finden ist.“ Und weiter: „An der Erftmündung bestand von 16/15 v. Chr. bis 274 n. Chr. eine römische Garnison. Es gab dort zwölf unterschiedliche römische Lager. Das herausragendste war das Legionslager Castrum Novaesium, auch Koenen Lager genannt, das von 43 bis 103 n. Chr. bestand.“

Der Heilige Quirinus

Über den Namenspatron der Stadt, den Heiligen Quirinus, erfahren wir im Heiligenlexikon (www.heiligenlexikon.de):
Der römische Tribun Quirinus war der Überlieferung nach der Kerkermeister des römischen Bischofs Alexander bei dessen Inhaftierung. Er wurde, zusammen mit seiner Tochter Balbina, aufgrund der Wundertaten des Bischofs bekehrt und getauft, dann als Christ verfolgt, nach grausamen Martern enthauptet und in den Katakomben des Prätestatus an der Via Appia beigesetzt.
Die legendarische Leidensgeschichte über Quirinus wurde im 6./7. Jahrhundert verfasst. Seine Reliquien kamen in die Kirche des Benediktinerinnenklosters nach Neuss an der Stelle des heutigen Quirinus-Münsters.“
Neuss kann mit vielen Wahrzeichen aufwarten, die kreativ in typisch Neusser Leckereien umgesetzt werden.

Köstliches aus Schokolade und Marzipan

Solche typischen Neusser Merkmale zieren einige der Köstlichkeiten der Chocolaterie Mayser an der Neustraße, die wiederum selbst typisch für Neuss ist.
Vor mehr als 125 Jahren begann in Neuss die Geschichte der süßen Verführung, als sich 1882 der Konditor Josef Schmitz mit der Herstellung und dem Verkauf von Zuckerwaren einen Traum verwirklichte“, erfahren wir in der Historie der Chocolaterie Mayser (www.mayser-neuss.de). „1904 ging die Firma in den Besitz von Otto Mayser über, dessen Namen sie seither trägt.“
1993 zog die Confiserie vom Neusser Büchel in die Neustraße, wo sie heute als Chocolaterie Mayser in der 4. Generation fortgeführt wird.
Das Sortiment umfasst “diverse Spezialitäten rund um unsere Stadt Neuss.“
Beliebt sind die Neusser Taler, die Nougattaler, die mit der Signatur von Quirinus-Münster, Obertor oder Neusser Wappen als Souvenir aus Neuss, als Geschenk oder einfach zum Vernaschen in Neuss begehrt sind.
Neusser Rheinkiesel, Neusser Busserl (die Mokka-Spezial-Praline mit Marzipan und Schokolade überzogen), in Rum eingelegte Neusser Schlemmerfrüchte, Pädsäppel … die Liste der Neusser Specials lässt keine Wünsche offen. Selbstverständlich gibt es auch zum Schützenfest Kirmesgeld (Schokotaler) ebenso wie Schützen-Pralinen.

Neusser Konditorkunst

Mit Neusser Törtchen, Neusser Ecken und Kanten, dem Quirinus-Taler und leckeren Kuchen und Torten nach alten Familienrezepten versorgt die Kleine Konditorei Wegel an der Michaelstraße die NeusserInnen seit 2001.
Hier gibt es auch den Pilgertaler oder Neusser Knappkuchen.
Im Jahr 2008 stellte sich Konditormeister Frank Michael Wegel gemeinsam mit dem Clemens-Sels-Museum der spannenden Herausforderung, das Rezept für den Handteller-großen Neusser Kuchen aus dem Mittelalter zu rekonstruieren.
Neuss war im Mittelalter eine bekannte Kuchenbäckerstadt. Die Knappkuchen der Neusser „Koichenbecker“ waren berühmt und wurden während der Wallfahrten zu den Reliquien des Heiligen Quirinus zur Stärkung der Pilger verkauft. Die Kölner Erzbischöfe servierten sie ihren Gästen und die Neusser Bürgermeister überreichten sie als Geschenk. Der Dreißigjährige Krieg setzte der Neusser Kuchenbäckerei ein Ende und das Rezept geriet in Vergessenheit.
Im Archiv des Neusser Stadtarchivs fand das Clemens-Sels-Museum das alte Rezept, und Konditor Wegel setzte es kreativ und meisterhaft um. Mit den Zutaten Roggenmehl, Honig, Ingwer, Zimt, Anis und Kardamom erinnern die Knappkuchen geschmacklich an Lebkuchen, haben aber eine unverkennbar Neusser Note.

Und noch mehr Einzigartigkeiten …

Die Liste der Neusser Einzigartigkeiten ist damit lange nicht zu Ende. Noch ein paar Beispiele:

In Neuss wurde 2001 die erste Skihalle in Deutschland eröffnet. Mit dem Startschuss am 4.1.2001 sicherte sich die Jever Fun Skihalle Neuss den Vorsprung vor Bottrop, wo das Alpincenter am 7.1.2001 eröffnete.

Seit 1992 steht das Globe Theater an der Rennbahn. Der historische Holzrahmen-Nachbau des erstmals im Jahr 1599 erbauten ­Shakespeare Theaters in London ist einer von gerade mal vieren in ganz Deutschland.

Das Epanchoir an der Nordkanalallee ist die Kreuzung zweier Wasserstraßen, des Nordkanals und der Obererft. So eine einmalige Konstruktion aus der Zeit Napoleons gibt es nur in Neuss zu sehen.

Am Kulturforum Alte Post steht seit über einhundert Jahren das Denkmal von Theodor Schwann. Der 1810 in Neuss geborene Anatom und Physiologie hat sich mit der Entdeckung der Schwannzelle (ummantelt die Fortsätze von Nervenfasern) und des Magenenzyms Pepsin unvergesslich gemacht.

Nur in Neuss mündet die Erft in den Rhein … auch was uns normal und alltäglich erscheint, ist bei näherer Betrachtung einmalig.

In jedem Fall lohnt es sich – mit Neusser Köstlichkeiten im Proviant – auf Entdeckungstour nach Neuss-Typischem zu gehen.

Claudia Pilatus