Joggst du noch oder ploggst du schon?

6. August 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Das Wort setzt sich zusammen aus „Joggen“ und dem skandinavischen Wort „plocka“ für „aufheben“.
Ploggen“ ist Trend, nicht nur in Skandinavien sondern mittlerweile weltweit und auch in immer mehr deutschen Städten. Denn „Ploggen“ verbindet zwei urbane Phänomene: Das wachsende Müllproblem in den Städten und die Lust am Laufen. In Köln und Düsseldorf gibt es bereits entsprechende Gruppen, die sich in der Regel über Facebook zum Ploggen verabreden. Gemeinsam zieht man dann in Jogging-Outfit und mit Müllsack und Gummihandschuhen bewaffnet los, um jeweils bestimmte und vorab festgelegte Strecken zu belaufen und von achtlos weggeworfenem und herumliegendem Müll zu befreien.

Wer hat sich nicht schon einmal über achtlos weggeworfenen Müll geärgert, der Parks und andere Grünanlagen verschandelt? Natürlich kann man bei der Hotline der AWL anrufen und solche Schandflecke melden oder man kann selber Hand anlegen und den Müll beseitigen. Und ist damit sogar noch voll im Trend. Und sportlich. Und tut Gutes für die Umwelt.

Das vor zwei Jahren vom schwedischen Umweltaktivisten Erik Ahlströhm in Stockholm ins Leben gerufene Plogging hat dank sozialer Medien schnell die Welt erobert, in Nord- und Südamerika über Skandinavien, Deutschland bis hin zu Russland ploggen immer mehr Menschen. Entweder alleine oder in der Gruppe: Man trifft sich, läuft los und sammelt Müll, der entweder deutlich sichtbar oder versteckt unter Büschen herumliegt. Die sportliche Belastung ist durch das Abstoppen und Bücken deutlich höher als beim herkömmlichen Joggen, denn es werden zusätzlich zahlreiche Rumpfmuskeln beansprucht, es ist also mehr ein effektives Ganzkörper-Workout, denn auch das Tragen des Müllsackes wird mit zunehmendem Gewicht schwerer und trainiert die Armmuskulatur.
Beim Ploggen gilt die Devise „Jeder Schritt hält fit“, und dabei werden jede Menge ökologischer Fußabdrücke hinterlassen, wenn aufgesammelter Müll aus der Natur verschwindet.

Littering war gestern, jetzt kommt Plogging

Was zunächst als nur ein Tropfen auf den heißen Stein erscheinen mag, kann schnell, je mehr Leute mitmachen, zu einer relevanten Größe werden, die hilft, der Natur ihre Würde und Schönheit zurückzugeben.
Ploggen tut also nicht nur was für die Fitness und die Natur, in der Regel schafft es auch ein Mehr an Umweltbewusstsein und damit einen veränderte Einstellung zu Verpackungsmüll, der nicht nur hierzulande zu einem immer gravierenderen Problem wird. Schuld daran ist der Trend zu Getränken und Essen to go, Single-Portionen bei Lebensmitteln und der stetig steigende Verpackungsmüll durch Online-Handel, von denen jeder Einwohner rechnerisch 213 Kilogramm pro Jahr wegwirft, so das Bundesumweltministerium.
Jeder Plogger, der auch nur ein bisschen von dem herumliegenden Müll aufsammelt, sieht diese Entwicklung mit eigenen Augen, wenn er den siebten Coffee-to-go Becher oder den fünften Kunststoffbehälter „im Sack“ hat.Und beginnt vielleicht, seinen eigenen Verbrauch kritisch unter die Lupe zu nehmen. So gesehen löst Plogging mit Sicherheit keine Umweltprobleme, schafft aber im Idealfall ein Bewusstsein und einen kritischen Umgang mit dem eigenen Verpackungsmüll bzw. der Vermeidung davon.
Denn auch, wenn Plogging bei weitem nicht ausreicht, um das Müllproblem zu beseitigen, was hier zählt, sind kleine Schritte. Denn dank Plogging war es noch nie so einfach, Sport zu treiben und gleichzeitig die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Monika Nowotny