„Erklär mir, Liebe!“ im Clemens Sels Museum: Das Gefühl der Gefühle – gefasst in Bild und Bronze

23. Juli 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

In der Lyrik gibt es neben der Liebe kaum ein anderes Thema, das ein vergleichbar hohes Gewicht hat und das so viele und verschiedene Dichtungen anregte. Auch in der bildenden Kunst ist die Liebe in ihren mannigfaltigen Facetten seit jeher ein einflussreicher Inspirator. Im Resultat spiegeln sich epochenbedingte Normen wie die Subjektivität der Kunstschaffenden. Die Betrachtung des Sujets über die verschiedenen Jahrhunderte erzählt von der Liebe in sich stetig wandelnder Form; das Werk wird zum Zeitzeugnis der Entwicklung von Geschlechterbeziehungen. Ein Aspekt, den die aktuelle Sonderausstellung des Clemens Sels Museums aufgreift. Entlang zahlreicher Exponate aus der großen hauseigenen Sammlung zeigt sie wie variantenreich Liebe im Gemälde und in Skulptur zum Ausdruck kommt.

Jeder kennt sie, sucht nach ihr und will sie nicht missen. Sie ist Antrieb zum Leben, aber auch lähmende Kraft. Sie vermag die Sinne zu beflügeln und den Körper in betörende Schwingungen zu versetzen. Sie kann ihn auch zerreißen. Die Liebe. In all ihrer Schönheit, Tiefe und Leidenschaft. Aber ebenso als unerfüllte, nicht erwiderte oder zurückgewiesene. Die Liebe als Schmerz, als Zerreißprobe des Lebens. Sie ist überall zu finden, ist ein Wesensmerkmal des Lebens. Sie füllt die Inhalte des menschlichen Daseins, findet sich in der Literatur, im Theater und im Film. Und in der bildenden Kunst. In all ihren Ausprägungen. Ob die Liebe zwischen Paaren, zwischen Mutter und Kind, als Familienbande oder zwischen frisch Verliebten, ob glücklich oder unglücklich, ob in Gier oder Zärtlichkeit, die Liebe ist ein Buch mit unzähligen Seiten. Jeder kann von ihr berichten, kann mitempfinden – mitleiden.

Die Liebe zählt mit zum stärksten und innigsten Gefühl, das ein Mensch erfahren kann. Ein Grund, dem Thema genauer nachzuspüren. Das Clemens Sels Museum greift es jetzt mit eigener Ausstellung auf: „Erklär mir, Liebe!“ heißt die aktuelle Sonderschau, die im Haus am Obertor vom 8. Juli bis zum 14. Oktober 2018 zu sehen ist. Präsentiert werden Werke aus eigenem großen Bestand, die in einen inspirierenden Dialog mit kurzen, mal poetischen, mal prosaischen Zitaten von der Antike bis zur Gegenwart treten. So ist der legendäre Kuss von Peter Behrens, eine Jugendstil-Ikone, zu sehen. Auch Heinrich Campendoncks Adam und Eva und den schlafenden Endymion des Barockmalers Giovanni Antonio Pellegrini werden ausgestellt. Zur Schau kommen geistliche und arkadische Szenen, Bilder der Sehnsucht (Kitagawa Utamaros Geisha mit dem Brief), Werke der tragischen Liebe (Romeo und Julia) und Portraits, die von liebesentbrannten Herzen auf die Leinwand gebracht wurden, wie die Maria Theresa Zambaco, an der sich Dante Gabriel Rosetti und Edward Burne-Jones zugleich entzündeten.

Von körperlichem Begehren bis hin zur zärtlichen Umarmung

Die Exponate zeigen sich Liebende in unterschiedlichsten Darstellungen, von melancholischer Zweisamkeit über heiteres Miteinander bis hin zu frivoler Annäherung. Körperliche Liebe, Begehren, wird insbesondere in den mythologischen Erzählungen der Antike thematisiert. Bis heute illustrieren Künstler die anspielungsreichen Texte mit ihren Bildern und greifen auf jahrhundertalte Stoffe zurück.
Auch in religiösen Erzählungen spielen Liebesbeziehungen eine zentrale Rolle. Die Liebe zu Gott und die Liebe Gottes werden immer wieder auf den Prüfstand gestellt; Maria und Jesus in Verbindung gebracht. Doch gibt es ebenso gefühls­intensive künstlerische Schöpfungen, die den Schmerz des unabwendbaren Verlusts spürbar machen.
Profane Darstellungen zeugen von der grenzlosen und bedingungslosen Liebe zwischen Eltern und Kindern. Andere beschäftigen sich mit Ritualen um Liebesbeziehungen, wie Werke zur Hochzeit oder über Brautpaare.
„Erklär mir, Liebe!“ ist eine originelle, schöpferische Präsentation sehenswerter hauseigener Bestände; mit bewegenden Momenten und berührenden Bildern.

Eröffnung der Ausstellung ist am Sonntag, 8. Juli, um 11.30 Uhr. Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 11 – 17 Uhr und So. + Feiertag 11 – 18 Uhr. TIPP: Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt frei! Weitere Infos unter http://www.clemens-sels-museum-neuss.de

Event zur Ausstellung: Samstag, 21. Juli, ab 18.30 Uhr, „kUNSt gehört die nacht“ im Clemens Sels Museum. Dieser Abend richtet sich speziell an Schüler, Studierende sowie junge Erwachsene und steht thematisch passend zur Sonderausstellung „Erklär mir, Liebe!“ ganz im Zeichen der Liebe – mit Poetry Slam in Kooperation mit Markim Pause, DJ und vielem mehr. Eintritt 5 Euro.

Marion Stuckstätte