Literarischer Sommer 2018: Autoren, Lesungen, Musik und Austausch

2. Juli 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Es ist Juli und das Sommerloch macht sich breit. Noch die ersten 7 Tage des Monats läuft das Shakespeare Festival, dann sind die Neusser Bühnen bis zum September verwaist. Ob TAS, RLT oder Tanzwochen, in der Urlaubszeit gibt es keine Vorstellungen. Wie gut, dass Neuss dennoch immer etwas in Sachen Kultur zu bieten hat. Und das Etwas kann sich sehen lassen: Denn vom 1. Juli bis 16. September bietet das deutsch-niederländische Literaturfestival „Literarischer Sommer/Literaire Zomer“, das in diesem Jahr zum 19. Mal startet, eine variantenreiche Reise durch die Literaturlandschaft der Veranstaltungsländer; mit Autorengrößen wie mit beachtenswerten Debütanten. On top gibt es ein paar Neuerungen, z.B. musikalische Lesungen.

Fangen wir mit einer Neuheit an: Am Dienstag, den 21. August 2018 um 10:30 Uhr gibt es kostenloses Literatur-Programm in der Stadtbibliothek Neuss – und zwar für die Kleinen und Kleinsten, ab 4 Jahren. „Die Sauerdropse“ und „Plasman“ werden vorgetragen. Autor Jaap Robben und Illustrator Benjamin Leroy präsentieren gemeinsam ihre beiden Kinderbücher. In „Die Sauerdropse“ erzählen sie die skurrile Familiengeschichte von zwei sehr miesepetrigen Brüdern. In ihrem neuen Buch lernt man den Superhelden Plasman mit seiner speziellen Supermacht kennen. Während Jaap Robben die Geschichte erzählt, malt der Illustrator Benjamin Leroy die passenden Bilder. 100 Plätze können an diesem Morgen von Kindergruppen belegt werden. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Denn das ist neu am diesjährigen Festival: Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Außerdem gibt es in Aachen je eine niederländische und eine deutsche Literaturverfilmung. So werden „Oben ist es still“ von Gerbrand Bakker und „In den Gängen“ nach der gleichnamigen Erzählung von Clemens Meyer gezeigt. Einen neuen Schwerpunkt nehmen zudem musikalische Lesungen ein, teils mit eigens zu den Texten komponierten Arbeiten, die in Aachen, Kerkrade und Neuss zu hören sind.

Mit Margriet de Moor, Bert Wagendorp und Angelika Klüssendorf

Ein stärkerer Fokus auf die Mehrsprachigkeit des Festivals wird mit zwei neuen Veranstaltungsformaten gesetzt: In enger Abstimmung mit dem Goethe-Institut Amsterdam werden Autoren und ihre Übersetzer eingeladen. Als erste Gäste werden Mareike Krügel und ihre Übersetzerin Bonella van Beusekom sowie die belgische Autorin Lize Spit und ihre Übersetzerin Helga van Beuningen begrüßt. Gemeinsam stellen sie Romane und die niederländischen bzw. deutschen Übersetzungen vor. Gleichzeitig berichten sie in einem Werkstatt-Gespräch, wie die Zusammenarbeit zwischen Autorin und Übersetzerin verlief.
Außerdem wird das bilinguale Lyrik-Projekt TRIMARAN vorgestellt, das den aktiven Austausch der Lyrikszene in Deutschland, den Niederlanden und Flandern unterstützt. Zwei Dichterpaare arbeiten gemeinsam an wechselseitigen Übersetzungen ihrer Gedichte. Für 2018 wurden Annelie David (NL) und Esther Kinsky (D) sowie Erik Spinoy (B) und Ulrich Koch (D) ausgewählt, die in zwei Lesungen die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit präsentieren.
Das trinationale Literaturfestival Literarischer Sommer bietet deutschen, flämischen und niederländischen Lesern die Möglichkeit, die eigene und die benachbarte Literatur kennenzulernen und mit den Autoren bei Lesungen ins Gespräch zu kommen. Auf deutscher Seite beteiligen sich Aachen, Bedburg-Hau, Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach, Neuss sowie erstmalig das Kulturzentrum Sinsteden in Rommerskirchen. Hinzu kommen die niederländischen Städte Amsterdam, Heerlen, Kerkrade, Maastricht, Sittard, Vaals und Valkenburg.
Aber Bewährtes darf hier natürlich auch nicht fehlen. So wird nach großem Erfolg der Ringlesung „Das Büro“ des verstorbenen niederländischen Autors J. J. Voskuil jetzt der 4. Band „Das A. P. Beerta-Institut“ vorgestellt; in Neuss gelesen von Markus Andrae. Bekannten Autoren wie Ingo Schulze, Klaus Modick, Margriet de Moor, Bert Wagendorp, Angelika Klüssendorf, Hans Pleschinski oder Petra Morsbach kann man auf dem Festival begegnen oder sich auf Entdeckungsreise nach neuen Literaten begeben.

Die Vielfalt ist groß, die Auswahl wie immer nicht einfach. Wer die Qual der Wahl leichter gestalten will, holt sich am besten gleich die Festivalkarte. Für 40 Euro (ermäßigt 30 Euro) deckt diese alle Veranstaltungen ab; außer die Literarischen Spaziergänge in Amsterdam und das Kino. Allerdings sollten die Plätze vorab reserviert werden. Denn der Andrang ist bekanntlich hoch!

(Eintritt 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, pro Veranstaltung. Nähere Infos unter http://www.literarischer-sommer.eu)

Marion Stuckstätte