Von schönen Blumen und glücklichen Bienen

11. April 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Titelthema

Naturschutz im eigenen Garten: Jetzt ist die Zeit, Garten und Balkon auf Vordermann zu bringen und dafür zu sorgen, dass dort bald alles grünt und vor allem – blüht. Doch warum nur an den eigenen Nutzen und Genuss denken, wenn man mit der entsprechenden Bepflanzung ganz einfach auch etwas für den Naturschutz tun kann? Das hilft unseren fleißigen Honiglieferanten, den Bienen, ebenso wie ihren wilden Verwandten, Schmetterlingen und vielen Insekten mehr. Mit unseren Tipps wird ihr Garten oder Balkon zu einem Refugium für Mensch und Tier.

Man muss sich die immense Bedeutung der Honigbiene und ihrer Verwandten nur vor Augen führen: Diese fleißigen Insekten sind maßgeblich für die Bestäubung und damit den Erhalt aller Pflanzen zuständig. Das heißt: ohne ihre „Arbeit“ gäbe es keine Blumen, kein Obst und Gemüse, und unsere Vegetation wäre auch eine ganz andere. Mal ganz abgesehen davon, dass wir auf den leckeren Honig verzichten müssten. Gründe genug also, umgekehrt auch mal was für die fleißigen Tierchen zu tun. Selbst im kleinsten Garten ist das mit der richtigen Bepflanzung möglich – und auf dem Balkon.

Ein Garten für Biene, Hummel & Co.

Zuerst sollte man darauf achten, den Tieren vom Frühjahr bis zum Spätherbst ausreichend Nahrung anzubieten. Es bringt nichts, wenn der Garten im Frühling in voller Blütenpracht steht, aber danach nichts mehr zu bieten hat. So erklärt die NABU-Bienenexpertin Melanie von Orlow auf www.nabu.de: „Um den Bienen ganzjährig ein Nahrungsangebot zu schaffen, sollten die verschiedenen Blühzeiten berücksichtigt werden. Ein Staudenbeet kann so angelegt werden, dass zwischen März und Oktober immer etwas blüht.“ Sie empfiehlt hierfür besonders Wildstauden, die nicht von Gärtner- bzw. Züch­terhand verändert seien. Außerdem gäbe es Kräuter- und Gemüsepflanzen, die noch über den Herbst hinaus blühen und so als Nahrungsquelle dienen können.

Generell ist es für die heimische Flora und Fauna besser, wenn man für seinen Garten verschiedene, einheimische Blühpflanzen auswählt, die zum jeweiligen Standort passen. Wie sollen etwa Bienen in einem – zugegeben dekorativen – Bambus Nektar sammeln oder Vögel ihr Nest bauen? Daher sollten auch Blumensorten tabu sein, die „gefüllte Blüten“ haben, wie die NABU-Expertin rät: „Bei vielen Pflanzen ist es züchterisch so gewollt, dass die Staubblätter auch Blütenblätter sind, sie bieten also nur Farbe. In diesen ‚gefüllten Blüten‘ finden Bienen dann keine Pollen und Nektar mehr. In Baumärkten und Gärtnereien sollte man daher darauf achten, nur blühende Pflanzen auszuwählen, an denen Bienen zu sehen sind.“

Wildstauden, Wildblumen, Kräuter und blühende Sträucher

Wildstauden punkten nicht nur durch ihre Attraktivität für Bienen und Insekten, sondern auch durch ihren in der Regel pflegeleichten Charakter. Dazu gehören etwa Wiesensalbei, Schafgarbe, Glockenblume, Ochsenauge und Eisenhut. Diese Pflanzen heißen nicht umsonst „Wild-Stauden“: Sie überleben schon immer in der ‚wilden‘ Natur, wo sie keiner gießt, düngt oder vor der Witterung schützt. Am richtigen Standort gepflanzt, kommen sie, salopp gesagt, fast alleine klar. Sogar für den Balkon gibt es geeignete Exemplare. Auf Wildstauden spezialisierte Gärtnereien informieren über die Vielfalt dieser Gewächse und verkaufen sie natürlich. Wie immer wird man dazu im Internet recht schnell fündig oder man lässt sich in der örtlichen Gärtnerei beraten. In ihrer abwechslungsreichen Blütenpracht sehen Wildstauden genauso schön aus wie etwa die züchterisch veredelten Prachtstauden, die weniger Nutzen für die Natur bringen. Eine farbige Alternative oder Ergänzung zu Wildstauden sind Wildblumen. Entsprechende Wildblumensamen-Mischungen, neuerdings schon im Discounter zu erwerben, lassen sich auf geeignete Flächen im Garten aussäen oder im Blumenkasten. Einen Mehrwert für Mensch und Natur haben zudem Kräuter, entweder im Kräuterbeet gepflanzt oder in Töpfen auf dem Balkon. Die Blüten sind zwar eher klein und unscheinbarer, blühen aber oft bis in den Herbst hinein. Beliebt sind Lavendel, Rosmarin, Melisse, Pfefferminze und Salbei ebenso wie die eher mediterranen Gewürzkräuter Majoran, Thymian, Oregano. Alle lassen sich wunderbar in der Küche einsetzen und ernähren zugleich Insekten und unsere Honiglieferanten. Für die Bepflanzung im Garten empfehlen sich zudem einige heimische Sträucher. Der NABU nennt hier u.a. folgende: Schlehe, Haselnuss, Pfaffenhütchen, Weißdorn, Heckenrose sowie die Beerensträucher Johannisbeere, Himbeere und Brombeere. Über diese Sträucher freuen sich übrigens auch die Vögel. Einen erprobt bienen- und insektenfreundlichen Garten kann man sich im Neusser Kinderbauernhof in Selikum anschauen. Dort gibt es den sogenannten Bauerngarten mit Bienenlehrstand zu erkunden. Aber auch im Grevenbroicher Umweltzentrum Schneckenhaus kann man sich zu dem Thema schlau machen. Hier wurden dieses Frühjahr eigens zwei Blühwiesen für Insekten angelegt, die Vorbildcharakter für öffentliche und private Grünflächen haben sollen. Und demnächst sicher einfach schön anzusehen sind.

Annelie Höhn-Verfürth