Von tapferen kleinen Helden und ihren Schmetterlingen

11. Dezember 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Die Initiative Schmetterling e.V. bietet 2018 eine neue Schulung für Ehrenamtliche an

Hoffnung geben – Familien entlasten – Da sein.

Diese Worte stehen am Ende der kurzen, aber eindrucksvollen filmischen Vorstellung der Initiative Schmetterling e.V., welche auf der Internetseite und auf youtube zu finden ist. Aus Kindersicht wird über die wertvolle Arbeit der Schmetterlinge berichtet, welche Familien, deren Kind schwer erkrankt oder schwerbehindert ist oder durch einen schweren Schicksalsschlag verstorben ist, kostenlos unterstützen. Dabei werden einige der rund 31 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen  vorgestellt. Menschen, mit verschiedenen Hintergründen und Lebensstilen, zwischen 30 und 76 Jahren, die auf unterschiedlichen Wegen zu dieser Tätigkeit gefunden haben und die alle den gemeinsamen Wunsch teilen: Familien, deren Leben aus den Fugen geraten ist, weil ihr Kind schwer erkrankt oder durch eine  schwere  Behinderung beeinträchtigt ist, zu unterstützen. Diesen Familien möchten sie ihre Zeit schenken und für sie da sein.

Einer der  Schmetterlinge ist Birgit Ritter; Sie kam aus dem kaufmännischen Bereich und suchte nach einer neuen Tätigkeit, in der Sie etwas bewegen kann. Ihr Ziel war es etwas Sinnvolles zu tun und stieß per Zufall auf die Schmetterlinge. Nach einer Vorstellung der Arbeit in der Initiative, war es für sie schlagartig klar: „Wow, das ist es! Hier möchte ich mich engagieren.“ Jetzt, zwölf Jahre später, ist sie sehr glücklich mit ihrer damaligen Entscheidung und empfindet ihre Arbeit als Geschäftsführerin sehr passend und erfüllend.
Wie sie können sich viele der Ehrenamtlichen heute keine bessere und sinnvollere Tätigkeit mehr vorstellen, doch zuvor stellten Sie sich Fragen wie zum Beispiel:  „Wie sieht die Tätigkeit aus? Lässt man die Schicksalsschläge der Familien nicht zu sehr an sich heran? Wie zeitintensiv ist die Tätigkeit? Wie wird man darauf vorbereitet?“  Cordula Baumann, die seit sechs Jahren als Koordinatorin für die Initiative Schmetterling e.V. arbeitet, beantwortet gern die Fragen der (angehenden) EhrenamtlerInnen und betreut sie fortlaufend während der Schulungen und bei der Begleitung der Familien.

Angebot einer neuen Schulung für zukünftige Schmetterlinge

Wenn Sie, liebe Leserin oder Leser, sich ebenfalls wünschen als Schmetterling den betroffenen Familien mit ihrer Zeit ein klein wenig Entlastung zu bringen, sind Sie herzlich zu einem persönlichen Gespräch mit Frau Baumann eingeladen. Im Januar 2018 wird eine neue Schulung angeboten, die Sie auf die Tätigkeit bestens vorbereitet.

Die Schulung wird im Blocksystem angeboten. An drei Wochenenden und fünf Abendterminen wird den ca. 12 TeilnehmerInnen innerhalb von vier Monaten fachliches und auch sehr praktisches Wissen vermittelt. Es werden die verschiedenen Einrichtungen, wie die Therapieklinik Meerbusch und das Kinderhaus in Viersen, vorgestellt, mit denen die Initiative Schmetterling e.V. zusammenarbeitet. Es werden Hintergründe über die verschiedenen Krankheitsbilder gelehrt, die Sterbeprozesse besprochen und die Situation der einzelnen Familienmitglieder thematisiert. Dabei werden auch ganz praktische Dinge angesprochen: Wie kann ich gut mit Kindern in Kontakt treten? Wie spiele ich am besten mit einem bettlegrigen Kind?
Dabei geht es immer darum den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen – nicht die Erkrankung. Zudem werden kreative Dinge gemacht und  auch das Thema  Selbsterfahrung kommt nicht zu kurz. Denn um gefestigt in die Begleitung gehen zu können, ist die Auseinandersetzung mit eigenen Themen unabdingbar. Auch eine regelmäßige Supervision (Gespräch mit einer Fachkraft) während der Begleitung in der Familie ist verpflichtend. Eine Selbstreflektion ist sehr wichtig und auch Teil der Schulung, da es der Initiative Schmetterling e.V. sehr wichtig ist, dass es den Ehrenamtlichen in der Begleitung gut geht und sie die Familie bestmöglich unterstützen können.

Im Anschluss an die Schulung wird geschaut, welcher Schmetterling am besten zu einer der  betroffenen Familien passt.  In erster Linie muss die Chemie stimmen, die zeitliche Situation passen und auch die räumliche Entfernung machbar sein. Nach dem ersten Kennenlernen und der Sympathie auf beiden Seiten wird der Schmetterling seine Familie einmal in der Woche für ca. zwei bis vier Stunden besuchen.
Während Frau Baumann die hochbelasteten  Eltern dabei unterstützt die Hürden der Bürokratie zu erklimmen, nimmt sich der Schmetterling je nach Wunsch der Familie Zeit für das erkrankte Kind oder das Geschwisterkind.
Während dieser schweren Zeit stehen die Eltern unter einem extremen emotionalen  Druck und  auch körperlicher Überanstrengung. Zumeist stellen sie ihre eigenen Bedürfnisse komplett zurück. Es bleibt kaum Zeit für die Bedürfnisse des Geschwisterkindes oder auch die Pflege der Beziehung zwischen den Eltern. Der Schmetterling gibt der Familie die Möglichkeit ein paar Stunden für sich zu nutzen, kurz durchzuatmen und Kraft zu tanken. Ihr Schmetterling kommt zu ihnen nach Hause  und nimmt sich in der vertrauten Umgebung Zeit für das erkrankte Kind und liest ihm beispielsweise Geschichten vor, hört mit ihm Musik oder malt. Oder er widmet seine Zeit dem Geschwisterkind, hat ein offenes Ohr für seine Sorgen und Wünsche, geht mit ihm auf dem Spielplatz oder hilft bei den Hausaufgaben. Es werden Lieder gesungen, gebastelt oder im Winter Plätzchen gebacken. So bringt der Schmetterling wieder ein Stückchen „Normalität“ in den anstrengenden Alltag der Familie.

Einen Einblick gibt Hilla Kosuch, die den schwer kranken Marcel (12) eine Weile begleitet hat: „Spielen, malen, vorsingen oder an der frischen Luft sein ­– das macht allen Kindern Spaß, den erkrankten genauso wie den Geschwisterkindern. Wir haben einfach eine gute Zeit miteinander. Als Ehrenamtliche schenke ich den Kindern Zeit und Aufmerksamkeit und entlaste zugleich die Eltern im Alltag. Ich bringe mich also ein und bekomme von den Kindern und Eltern ein Vielfaches zurück.“

Carpe diem

Dass die Stimmung bei den Schmetterlingen grundweg positiv ist, liegt mit Sicherheit an der Einstellung jeden einzelnen Tag zu nutzen, mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken und auch daran, dass sie sich ihren Humor bewahrt haben.
So berichtete ein Schmetterling wie sehr sie diese ehrenamtliche Tätigkeit liebt, dass diese aber beim Kennenlernen neuer Leute neben Bewunderung auch für Erstaunen oder Ablehnung sorgt. Häufig ist die erste Reaktion: „Das könnte ich nicht!“ Diese Vorbehalte, Fragen und Ängste können meist in einem Gespräch geklärt und dabei auch die positiven Seiten der Tätigkeit ins Licht gerückt werden. Denn die Gesellschaft, die heutzutage so vernetzt und informiert ist wie nie zuvor, hat verlernt über die natürlichsten Sachen der Welt zu sprechen: über Krankheit und Tod. Insbesondere wenn Kinder betroffen sind, werden diese Themen komplett ausgeblendet und verdrängt. Die Hilflosigkeit gegenüber eines solch ungerechten Schicksalsschlags stellt eine völlige Überforderung der  Gesellschaft dar, die sich sonst jede Antwort in Windeseile ergooglen kann.
Und tatsächlich ist das schwierigste an der Arbeit als Schmetterling das Aushalten der Tatsache, dass man der betroffenen Familie das schwere Schicksal nicht ersparen kann. Es gibt schlichtweg keine klugen Ratschläge und kein Weg zurück. Aber sie können die Familie unterstützen mit dem wertvollsten Geschenk, was man in dieser schnelllebigen Welt geben kann: mit ihrer Zeit. Mit ihrer Ruhe und Zuversicht schenken sie der Familie ein offenes Ohr und unterstützen sie individuell. Auf diese Weise gelingt ihnen den schweren Weg für die Familie um einen Hauch zu erleichtern.

Viele Schmetterlinge berichten, dass sie in ihrer Tätigkeit unglaublich viel zurückbekommen und nach und nach eine andere Lebenseinstellung entwickeln. Viele Dinge, über die sich im Alltag sinnlos aufregt wurde relativieren sich. Beispielsweise verfliegt der Ärger über eine Rechnung schneller und man beginnt die jeweilige Situationen gelassener von mehreren Seiten zu betrachten. Das Leben und die Gesundheit gelten nicht mehr als „normal“ und „gegeben“, sondern werden als kostbares Geschenk betrachtet. In den Familien werden Momente geteilt, in denen Freud und Leid so nah beieinander liegen und man beginnt sich auf das Wesentliche im Leben zu besinnen.

Weitere Angebote der Initiative Schmetterling e.V.

Nach dem Tod des geliebten Kindes, fällt den verwaisten Eltern das Weiterleben schwer. In dieser schweren Zeit  bietet die Initiative Schmetterling e.V. Unterstützung von erfahrenen TrauerbegleiterInnen an.
Für viele betroffene Familien ist tröstlich sich mit anderen austauschen zu können, die ein ähnliches schweres Schicksal erleben mussten. Die Schmetterlinge bieten Gruppen für Eltern von Schmetterlingskindern, für verwaiste Eltern, für Verwitwete mit Kindern und spezielle Gruppen für Kinder und Jugendliche an. Die Termine können auf der Internetseite eingesehen werden: http://schmetterling-neuss.de/trauerbegleitung/

Des Weiteren bietet die Initiative Schmetterling e.V. auf Anfrage Inhouseschulungen an, bei denen zum Beispiel ErzieherInnen und LehererInnen präventiv über den Umgang mit Krankheit und Tod geschult werden. Zudem unterstützen sie diese gezielt im Umgang mit betroffenen Kindern und bieten die Möglichkeit an sich jederzeit in schwierigen Situationen an die Initiative Schmetterling e.V. zu wenden.

Das Wichtigste auf einem Blick:

Initiative Schmetterling e.V.
Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst
Jülicher Str. 51
41464 Neuss

Wir sind für Sie da:
Tel: 02131/125825-0
Dienstags von 9:00 bis 12:00 Uhr
Donnerstags von 11:00 bis 14 Uhr, sowie jederzeit nach Vereinbarung
info@schmetterling-neuss.de
www.schmetterling-neuss.de

Wir suchen Ehrenamtler:
Neue Schulung im neuen Jahr
Bitte melden Sie sich telefonisch oder per email.
Eine kurze Vorstellung der Menschen, welche in der Initiative Schmetterling e.V. wertvolle Arbeit leisten:
http://schmetterling-neuss.de/ueber-uns-2/
https://www.facebook.com/InitiativeSchmetterlingNeussEv/
https://www.youtube.com/watch?v=AzAU5sODdW8

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Nadine Stoffels