Neues aus der Rathauskantine

7. Dezember 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Mahlzeit! Mein Name ist Alfred Sülheim, Stadtarchivar. Obwohl sich mein Arbeitsplatz im Archiv an der Oberstrasse befindet, suche ich doch regelmäßig das Rathaus auf um in der dortigen Kantine einzukehren. Wie es das Schicksal und die Öffnungszeiten wollen, treffe ich dort häufig auf Controllerin Simone Strack und Hausmeister Jupp Schwaderath. Gemeinsam haben wir schon einige spannende und brisante Abenteuer zum Wohl des Bürgers, des Steuerzahlers und unserer geliebten Heimatstadt Neuss erlebt und erleben sie täglich wieder.

Menü heute: Eckiger Pustekuchen Berliner Art

Unter diesem Namen gab es am Tag nach Scheitern der Jamaika-Sondierungen in Berlin gratis zum Kaffee einen Mini-Windbeutel. Ein durchaus passender Kommentar zu dem, was sich da im fernen Berlin gerade abgespielt hatte. Statt in Jamaika fanden sich die Sondierer plötzlich ‚Unter den Lindnern‘ in Berlin wieder. Wer hätte das gedacht, galten doch lange Zeit die berg-germanischen Christsozialen als mögliche Spielverderber beim Machtpoker in der Hauptstadt. Vor allem bei Einem hatte man das Gefühl ‚Jamaika macht das Würstchen‘: Alexander Dobrindt, der als Verkehrsminister den Begriff Vollversager ganz neu definierte, sich dann aber vor der Presse als Zucht- und Lehrmeister der Grünen aufspielte. Mann, ist das ne Wurst.

Am Ende hatten sich aber Mutti, der Horst, die Katrin und der Cem ganz furchtbar lieb, und der Herr Lindner aus Düsseldorf musste als Bösewicht herhalten. Was er wahrscheinlich auch ist, woran sich aber spätestens bei den Neuwahlen… ach nein, soweit sind wir ja noch nicht… woran sich aber spätestens im Neuen Jahr niemand mehr erinnern wird.

Interessant ist, dass jetzt Politiker jeglicher Couleur für sich in Anspruch nehmen, dem Wählerwillen zu entsprechen und zwar uneingeschränkt für jede Position und jede denkbare Gegenposition. Dabei vereinnahmen manche gleich alle Wähler für sich, andere beschränken sich auf ihre eigene Klientel, aber eines wird sehr rasch klar: ‚Der‘ Wähler konnte vor allem wählen, welcher Politiker ihm nach der Wahl erklärte, was er, also der Wähler, mit dieser Wahl eigentlich wollte. Grotesk.

Wer behauptet, Jamaika sei der Wille des Wählers gewesen, dem sei dringend angeraten noch einmal einen Blick in unser Wahlrecht zu werfen: Da steht nämlich drin, dass wir Parteien (und Einzelpersonen) wählen können, aber keine Ampeln, Schwampeln und erst recht keine karibischen Inselstaaten. Es entspräche wohl dem Wählerwillen noch am ehesten, wenn die stärkste Partei mit wechselnden Mehrheiten regiert. Und warum das weniger stabil sein soll, als Koalitionen mit Klientel-orientierten Vereinen wie dem Wahlverein C. Lindner konnte mir auch noch niemand schlüssig erklären. Wer‘s nicht glaubt, der schaue nach Skandinavien, an denen orientieren wir uns schließlich auch beim Möbelkauf.

Oder an unserer geliebten Heimatstadt Neuss, wo der Bürgermeister mit einer oppositionellen Ratsmehrheit klar kommt. Sie mit ihm nicht immer, aber hat es uns bisher geschadet? Ich denke nicht…

Auf jeden Fall werden wir noch ein wenig auf eine neue Regierung warten müssen. Aber das passt ja wunderbar zur Adventszeit – warten wir also voll banger Vorfreude auf den, der kommt. Auch wenn es vermutlich wieder eine ‚sie‘ sein wird.

Frohe Weihnachten und wohl bekomm‘s!