Neuss und seine Nachbarn Teil 6: Kaarst – Total vielseitig

16. November 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Besonders „Kaarst Total“ hat Kaarst weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht. Seit über 15 Jahren lockt das große Stadtfest alljährlich am ersten Septemberwochenende rund 100.000 Feierfreudige in die Stadtmitte und wartet sogar mit nationalen und internationalen Showacts auf. Doch diese Neusser Nachbarstadt mit ihren fünf Stadtteilen Kaarst, Büttgen, Vorst, Holzbüttgen und Driesch hat noch einiges mehr zu bieten: Historisches, Modernes, Sehens- und Erlebenswertes.

Ganz modern präsentiert sich die Kaarster Stadtmitte. Mitte der 90er-Jahre gestaltete der renommierte Kölner Architekt Prof. Erich Schneider-Wessling das Zentrum neu. Inzwischen preisgekrönt ist das zeitgemäße Ensemble von Rathaus mit „Hochzeitsturm“, Bürgerhaus und den sogenannten Rathausarkaden mit Geschäften und Gastronomie als Einkaufszentrum. Ihre Transparenz durch viel Glas, die Gestaltung mit Metall und Beton sowie die bewussten farblichen Akzente prägen die Gebäude. Dahinter lädt der Stadtpark mit dem Skulpturensee zum Verweilen ein. Auf Betonstelen im Wasser sind dort die Objekte von 23 Künstlern installiert – das Ganze unter dem Titel „Zur Mitte hin“.

Lebendige Geschichte

Kaarst und Umgebung waren schon weitaus früher besiedelt, aber das erste schriftliche Zeugnis über eine Kaarster Ortschaft ist aus dem Jahr 793 nach Christus, so informiert die Stadt: „In der Vita Sankti Ludgeri, der Lebensbeschreibung des ersten Bischofs von Münster, wird geschildert, Ludger habe von Budica aus den Wald Hamarithi durchwandert. Budica ist der ehemalige Name von Büttgen.“ Kaarst selbst wird erstmals 1218 urkundlich erwähnt und zwar als ‚Karlesforst‘.

Gleich zwei sorgfältig restaurierte und daher gut erhaltene historische Denkmäler bezeugen heute noch anschaulich die Kaarster Geschichte des 18. Jahrhunderts und lohnen den Besuch. Das eine ist der sogenannte ‚Tuppenhof‘ in Vorst, ein ehemaliger Bauernhof, dessen älteste Gebäudeteile auf das Jahr 1709 datieren. „Der Tuppenhof ist eine typische gewachsene rheinische Hofanlage, die sich aus einem ursprünglichen Dreiseithof des 18. Jahrhunderts zu einer Vierkanthofanlage im 19. Jahrhundert entwickelt hat“, informiert die Tuppenhof-Homepage. Heute ist er ‚Museum und Begegnungsstätte für bäuerliche Geschichte und Kultur‘ mit einem breit gefächerten Veranstaltungsangebot für Jung und Alt: Hier finden Ausstellungen, Theateraufführungen, Vorträge und Konzerte, aber auch von der Museumspädagogik organisierte Kindergeburtstage und Programme für Schulklassen statt. Sehr beliebt ist im Advent der ‚Kleine und Feine Weihnachtsmarkt‘ im Tuppenhof, dieses Jahr am 16. und 17. Dezember. Das zweite historische Kaarster Kleinod steht in Büttgen: Es ist die BraunsMühle, eine steinerne Windmühle, die 1756 im Auftrag des Grafen von Schloss Dyck nach holländischer Bauart errichtet wurde. „Die Mühle ist seit ihrer Instandsetzung im Jahr 2005 voll funktionsfähig. Im gemauerten Rundbau befinden sich Ausstellungsräume, die mit vielen interessanten Exponaten das Mühlenwesen am Niederrhein präsentieren“, heißt es seitens der Stadt Kaarst. Die ‚Fördergemeinschaft BraunsMühle e.V. ‘ ist nicht nur verantwortlich für die aufwendige Restaurierung der Mühle, sondern betreibt dort auch ehrenamtlich von April bis Ende Oktober immer sonntags das gemütliche Mühlencafé; zudem bietet sie Führungen durch ausgebildete Mühlenführer an. Am 3. Dezember lädt der Verein zum 1. Advent-Weihnachtsmarkt in die BraunsMühle ein.

Freizeit und Kultur

Nicht nur für die Kaarster selbst, sondern für viele Wasserratten und Sonnenhungrige aus dem Rhein-Kreis Neuss ist im Sommer der Kaarster See ein beliebtes Ausflugsziel. Er ist öffentliches Freibad, aber auch seit 1975 Standort des Kaarster Segelclub e.V. (KSC), der ein vielfältiges Angebot für alle Segelbegeisterten bereithält. Wer sich lieber zu Lande bewegen will, findet in Kaarst und Umgebung ein gut ausgebautes Radwegenetz, etwa die Fietsallee am Nordkanal, die Radroute des Jahres 2009. Außerdem ist eine Kunst- und Denkmalroute als Radweg der besonderen Art ausgewiesen. Eine Broschüre dazu gibt es bei der Stadt Kaarst und auf der Stadt-Homepage. Zudem hat sich Kaarst mit einem hervorragenden Kulturprogramm überregional einen Namen gemacht, das etwa 40.000 Besucher jährlich anlockt: „3k Kabarett, Kleinkunst, Kaarst“ im Albert-Einstein-Forum. „Alle namhaften Künstler und Künstlerinnen der deutschen Kabarett- und Kleinkunst-Szene treffen sich seit fast 30 Jahren in Kaarst“, so die Auskunft der Stadt. „Altbekannten Größen der Szene, wie auch Newcomer erhalten im Forum vom fachkundigen Publikum nahezu jedes Wochenende einen herzlichen Empfang und machen Kaarst zu einer der beliebtesten Kleinkunstbühnen in Deutschland.“ So waren dieses Jahr schon Ingo Appelt, Pistors Fußballschule, Tina Teubner, Gernot Hassknecht und die Bläck Fööss auf der Kaarster Bühne. Im Dezember werden unter anderem noch Maddin Schneider, Pe Werner und der 3k-Geheimtipp, die A-Capella-Band LaLeLu, erwartet. Also, ob tagsüber oder abends – ein Besuch in Kaarst lohnt sich.

Annelie Höhn-Verfürth