Naturkosmetik – mehr als nur ein modischer Trend

15. November 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben, Titelthema

Natürlich, Fair, Bio und Vegan; diese Begriffe springen uns momentan überall ins Auge. Im Nahrungsmittelbereich, aber auch bei Kosmetik-, Beauty- und Wellnessprodukten haben sie Hochkonjunktur. Was steckt dahinter? Können Naturkosmetik & Co den konventionellen Produkten in das Wasser reichen?

Während sie früher vorwiegend in Reformhäusern und Bioläden zu finden war, hat die Naturkosmetik inzwischen Ihren Weg in die Regale der Drogeriemärkte gefunden: dort gibt es reihenweise neue Produkte mit den Aufschriften Vegan, Bio, Fair und Organic. Die innovativen Verpackungen fallen sofort ins Auge, verlocken zum Zugreifen und zum Kaufen. Doch halt, erst mal lesen, was drin steckt! Denn durch die Zunahme an Allergien und Unverträglichkeiten sind wir gebrannte Kinder und wissen: nicht alles was gut riecht, hübsch aussieht und viel verspricht, tut uns auch gut.

Gerade deshalb greifen mehr Menschen zur Naturkosmetik: sie hat in vieler Hinsicht einen guten Ruf: Die Rezepturen bestehen vorwiegend aus pflanzlichen und mineralischen Zutaten, auf Tierversuche wird verzichtet. Vielfach basieren sie auf überliefertem Wissen um die Wirkstoffe von Heilkräutern und natürlichen Substanzen, aus denen sich bereits unsere Vorfahren Salben, Tinkturen und allerlei Schönheitsmittel hergestellt haben. Ein prominentes Beispiel: Die ägyptische Königin Kleopatra galt als die schönste Frau der Welt. Laut Überlieferung soll sie ihre Schönheit unter anderem mit den täglichen Bädern in Eselsmilch und Honig erreicht haben (nichts für Veganer!). Bei unseren modernen „Zauberformeln“ Hyaluron, Q10, Antioxidantien ect. hätte sie nur den Kopf geschüttelt und sich Ihre samtige Haut einfach mit Olivenöl einreiben lassen.

Die meisten konventionellen Kosmetikprodukte hingegen enthalten eine enorme Liste an fremd klingenden Inhaltsstoffen. Wer von uns kennt schon Begriffe wie Ethylhexyl, Methoxycinnamat, Sodium-Lauryl-Sulfat oder Isobutylparaben? Es sind Zutaten die häufig als UV-Filter, Emulgatoren oder Konservierungsmittel enthalten sind. Sie haben eines gemeinsam: sie gehören zu den Inhaltstoffen die unter Verdacht stehen, Allergien und Krankheiten auszulösen. Vielfach wird die Verwendung solcher bedenklichen Zutaten verschleiert; so zum Beispiel bei Phthalaten, die oft als Weichmacher enthalten sind. Das Problem: Die Hersteller müssen sie nicht in jedem Fall auf der Produktverpackung angeben. Oft sind sie als Bestandteil von denaturiertem Alkohol („Alcohol denat“) enthalten und für Verbraucher somit nicht zu erkennen. Phthalate stehen unter Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Weil sie – genau wie Parabene – auch in vielen anderen Alltagsprodukten enthalten sind, nehmen wir mitunter einen ganzen Cocktail an hormonell wirksamen Stoffen zu uns. Ganz vermeiden kann man diese als Kosmetik-Inhaltsstoffe nur, indem man zertifizierte Naturkosmetik-Produkte kauft. Diese verzichten größtenteils auf synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe. Auch Paraffine, Parabene und Silikone sind tabu. Doch Vorsicht, der Begriff Naturkosmetik ist nicht geschützt. Auch hier ist nicht alles so gesund und natürlich, wie es den Anschein erweckt. Es empfiehlt sich, genau hinzuschauen und sich über die Zertifizierungsrichtlinien zu informieren.

Hier ein Tipp für Smartphone-User: Wer bei der Auswahl von Kosmetikprodukten ganz sicher gehen möchte, kann sich während des Einkaufens hilfreicher Apps bedienen: zum Beispiel ToxFox vom „BUND“ oder der kostenlosen App Codecheck. Beide funktionieren ganz einfach durch das Einscannen des Strichcodes und nehmen das jeweilige Produkt hinsichtlich möglicher schädlicher Inhaltsstoffe unter die Lupe. Codecheck kann sogar den persönlichen Bedürfnissen angepasst werden. Das funktioniert bei Kosmetika, aber genauso gut bei Kinderartikeln und Nahrungsmitteln. Doch Vorsicht; da kann einem manchmal der Spaß am Shoppen vergehen! Viele Alltagsprodukte enthalten eine ganze Reihe an Schadstoffen, die wir sicher nicht im Einkaufskorb haben wollen, geschweige denn auf unserer Haut.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Salben und Cremes selbst herzustellen. Dann weiß man sicher, was drin ist. Wer Zeit und Muße dazu findet, wird erstaunt sein, wie einfach das ist. Und was kann schöner sein, als sich mit der selbstgefertigten Creme zu verwöhnen oder diese einem Freund oder einer Freundin als ganz persönliches Geschenk zu überreichen? Literatur hierzu und Informationen zu Kursen finden Sie im Internet.

Felicitas Rath