Frisches aus der Rathauskantine

27. Oktober 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Mahlzeit! Mein Name ist Alfred Sülheim, Stadtarchivar. Obwohl sich mein Arbeitsplatz im Archiv an der Oberstrasse befindet, suche ich doch regelmäßig das Rathaus auf um in der dortigen Kantine einzukehren. Wie es das Schicksal und die Öffnungszeiten wollen, treffe ich dort häufig auf Controllerin Simone Strack und Hausmeister Jupp Schwaderath. Gemeinsam haben wir schon einige spannende und brisante Abenteuer zum Wohl des Bürgers, des Steuerzahlers und unserer geliebten Heimatstadt Neuss erlebt und erleben sie täglich wieder.

Menü heute: Beleidigende Jagdwurst auf ‚Hohle-Birnen‘-Kompott

Es ist schon nicht gut zu ertragen, wenn man eine Mahlzeit serviert bekommt, die einem schwer im Magen liegt und als harmloseste Begleiterscheinung Sodbrennen verursacht. Wenn aber noch dazu die Köche zum Nachtisch triumphierend um den Tisch tanzen und über noch viel schlimmere Rezepte für die Zukunft fabulieren, wird es höchste Zeit aus dem Alptraum aufzuwachen. Oder am Wahlabend den Fernseher auszuschalten und zwecks Magenpflege einen Magenbitter oder Obstler zu sich zu nehmen.

Das ist aber wegen der Suchtgefahr keine alltagstaugliche Methode, mit dem geistigen Müll, den die Führer der Alternative zur Demokratie permanent absondern, umzugehen. Was aber dann?

Bei allem Respekt, den man vor dem Votum der Wähler haben sollte und bei aller Berechtigung, die auch ein Protest per Stimmzettel hat: Was für eine Art von Protest soll das denn sein? AfD wählen, weil man unzufrieden ist, das ist wie aus Protest gegen den VW-Skandal seinen neuen Golf-Diesel zu verschrotten. Wenn man gemerkt hat, dass man mit einem rohen Ei keinen Nagel in die Wand kloppen kann, hilft es eher nicht, wenn man es im nächsten Versuch mit der bloßen Hand versucht. Das bringt den Stahlstift auch nicht in die Wand, aber es tut verdammt weh. Und weil man das weiß, tut man es auch nicht.

Im Wahlkampf und auch im gespenstischen Triumph am Wahlabend kündigten AfD-Leute an, Menschen entsorgen und Jagd auf Demokraten machen zu wollen. Auch deswegen wollen diese Leute, dass wir uns wieder mit Stolz an die Leistungen der Wehrmacht erinnern, statt an die Verbrechen der Nazis: Damit wir uns nicht daran erinnern, dass Nationalismus und Rassismus schon früher nicht zur Lösung von Problemen geführt haben, sondern zu Gewalt, Tod und Zerstörung. Auch unserer Heimat.

Panikmache? Eine Nummer zu groß? Total übertrieben? Die Nazizeit begann auch nicht erst mit der Machtergreifung. Und auch die Nazis hatten angekündigt, was sie vorhatten. Auf Worte folgen Taten, sage keiner, er habe nichts gewusst.

Zur Demokratie gehört Streit und man kann trotz unterschiedlicher Meinung seine Heimat lieben. Aber wer seine Heimat liebt, der setzt sie nicht aufs Spiel. Er feiert sie mit Freunden aus aller Welt mit einem großen Fest. Egal, ob an vier Tagen im August oder im Oktober.

Wohl bekomm‘s!