Die Sprache der Bäume

7. August 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Umwelt

Bäume sind Orte der Ruhe, der Zuflucht, der Inspiration, der Freundschaft, der Geselligkeit, Symbole der Kraft und des Lebens. Gewiss werden Sie Ihren Lieblingsbaum in Neuss finden. Machen Sie sich auf zur Entdeckungstour.

Das Buch „Das geheime Leben der Bäume“ des Försters Peter Wohlleben ist seit Monaten ein Bestseller. Wohlleben erzählt von Bäumen, die einander unterstützen, hilfsbereit sind, sich gegenseitig über Duftstoffe warnen, konkurrieren oder Verbundenheit und Zuneigung pflegen – so ähnlich wie wir Menschen. Viele von uns spüren, dass wir uns mit Bäumen auf eine ganz eigene, wohltuende Weise austauschen können. Wahrscheinlich haben viele LeserInnen schon mal mit einem Baum gesprochen, ihn umarmt, ihn bewundert, ihm in der Sommerhitze zu trinken gegeben, sich einfach wohl in seiner Nähe gefühlt.

Einladung von den Linden

Die Linde auf dem Dorfplatz ist sprichwörtlich. Um sie herum versammelt, empfinden Menschen Verbundenheit. Links neben dem Hauptportal der Quirinus Basilika gedeihen seit Ende 2014 vier Winterlinden und warten auf Menschen, die das Verweilen in ihrer Nähe genießen.

Von Glocken und Herzen

Im Alten Stadtgarten findet sich einige Meter vom Eierdieb entfernt eine Gruppe von Blauglockenbäumen. Sie gehören zu den wenigen Gehölzen mit blauen Blüten. Wer in der Blütezeit von April bis Ende Mai hierher kommt, braucht nur dem sanften Duft zu folgen. Mit dem Verblühen erscheinen die großen, herzförmigen Blätter, die im Sommer den Schatten spenden, in dem sich so wundervoll träumen lässt. Glockenförmig geht es im Herbst weiter, wenn sich die kapselartigen großen Früchte mit zahlreichen Samen gebildet haben. Der Kaiserbaum, wie er auch genannt wird, liebt die Wärme und das Licht – vielleicht entdeckt so mancher Mensch hier einer Wesensähnlichkeit.

Während die Blauglockenbäume neben vielen anderen Bäumen im Rahmen der Aktion „Neuss pflanzt einen Baum“ in 2014 nach dem verwüstenden Sturm Ela nachgepflanzt wurden, werden die Baumlücken auf dem Deich am Rhein bleiben.

Idylle auf Zeit

Die Kastanien, die auf dem Deich zwischen Hammer Eisenbahnbrücke und Sporthafen eine Allee bilden, dürften eigentlich nicht hier stehen. Jedenfalls sagen es so die Hochwasserschutzvorschriften. Stürzt ein solch großer Baum um, kann er mit der Zugkraft seiner Wurzeln enormen Schaden im Damm anrichten. Dennoch müssen wir uns um die Deichbäume nicht sorgen. Sie genießen Bestandsschutz. So lange sie nicht aus Krankheitsgründen gefällt werden müssen, geben sie uns das, was Alleen ausmacht: Geborgenheit, Schutz und Orientierung.

Staunen ohne Ende

In Sicherheit wiegen dürfen sich auch die Bäume im Baummuseum in Reuschenberg, dem Arboretum an der Aurinstraße.

Urweltmammutbaum, Sumpfzypresse, Taschentuchbaum und viele mehr können wir hier kennenlernen. Es gibt sogar einen Baum, dessen Holz so schwer ist, dass es im Wasser untergeht: der Eisenholzbaum. Solche Gehölze oder deren Verwandte waren bereits vor Millionen von Jahren in unserer Region heimisch. Da kommt ein ehrfürchtiges Staunen auf – und das tut der Seele gut.

Ein Baum zum Glück

Auch im Brauchtum spielt der Baum eine besondere Rolle, und das wird seit 1996 am Berghäuschchensweg an der Erft gepflegt. Auf zwei Flächen haben Brautpaare die Möglichkeit, im Hochzeitshain Eichen, Buchen, Vogelkirschen, Ahorn, Linden, Erlen oder andere heimische Gewächse zu pflanzen. Bereits über einhundert Bäume und die dazugehörigen Stelen mit den Namen der Eheleute haben sich hier angesammelt. Wer kann sich ein besseres Symbol für den Bund fürs Leben vorstellen als einen Baum, steht dieser doch für Beständigkeit und Wandel, für Glück und Wachstum.

Claudia Pilatus