Neues aus der Rathauskantine

12. Juli 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Mahlzeit! Mein Name ist Alfred Sülheim, Stadtarchivar. Obwohl sich mein Arbeitsplatz im Archiv an der Oberstrasse befindet, suche ich doch regelmäßig das Rathaus auf um in der dortigen Kantine einzukehren. Wie es das Schicksal und die Öffnungszeiten wollen, treffe ich dort häufig auf Controllerin Simone Strack und Hausmeister Jupp Schwaderath. Gemeinsam haben wir schon einige spannende und brisante Abenteuer zum Wohl des Bürgers, des Steuerzahlers und unserer geliebten Heimatstadt Neuss erlebt und erleben sie täglich wieder.

Menü heute: Sommerliches Allerlei mit fadem Beigeschmack

Es gibt Orte, an denen man es nicht vermeiden kann, unfreiwillig Zeuge von Gesprächen zu werden, die man lieber nicht gehört hätte. Typischerweise sind das öffentliche Verkehrsmittel, Warteschlangen oder eben Restaurationsbetriebe von der Eisdiele (vor allem jetzt im Sommer) bis zur Kantine (ganzjährig). Dabei kann man von amüsant über skurril bis gruselig alles hören. Amüsant zum Beispiel ein Gesprächsfetzen über die Streitereien im Stadtrat, die zu einem unverhofften Geldsegen bei den Stadtwerken führten: A: „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.“ B: „Ab jetzt heißt es ‚wenn alle nur noch streiten kostet‘s Millionen.“ Wie wahr.

Eher skurril der folgende Dialogausschnitt: A: „Schade, wenn auf der Rennbahn keine Rennen mehr sind.“ B: „Du interessierst dich für Pferderennen?“ A: „Eigentlich nicht, wer interessiert sich denn heute noch für Pferderennen? DU?“ B: „Nein. Aber schade, ne?“ A: „Ja, ja, schon schade.“ Häh?

Es kann aber auch richtig gruselig werden: A: „Schon von der Maltesersache gehört?“ B: „Du meinst das mit der sexuellen Nötigung?“ A: „Genau. Krass, oder?“ B: „Wird doch alles total aufgebauscht. So wie die Perlen heute rumlaufen, sollen die sich wegen einem Spruch nicht so anstellen.“ A: „Auch wieder wahr. Gibst du mir mal den Pfeffer?“ Wenn man so was mit anhört, würde man den Herrschaften nebenan, die übrigens nicht immer Herren sein müssen, gerne erst Pfeffer und dann Saures geben. Macht man aber natürlich nicht, man mischt sich lieber nicht ein. Ist ja peinlich. Deswegen breitet man lieber den Mantel des Schweigens darüber. Und diese Haltung scheint auch bei Verantwortlichen der Leichtathletik-Abteilung der DJK Rheinkraft und der Malteser geherrscht zu haben, als ihnen der Verdacht auf solche Vorgänge zugetragen wurde. In beiden Fällen wurde versucht, die Vorgänge intern zu regeln und für die Öffentlichkeit den Deckel drauf zu machen. Natürlich muss jeder Vorwurf überprüft und erst einmal bewiesen werden, aber keiner käme auf die Idee, potentielle Raser selbst ihre Geschwindigkeit kontrollieren oder Autobesitzer ihren TÜV selbst machen zu lassen. So etwas gehört natürlich in unabhängige Hände. Und dann geht es auch nicht nur um strafrechtliche Konsequenzen, sondern auch um moralische. Für mögliche Täter genauso wie für diejenigen, die sie decken und solche Vorkommnisse vertuschen, warum auch immer.

Die Neusser sind ein weltoffenes Völkchen. Sie sollten sich Offenheit auch im Umgang miteinander leisten, im Interesse aller.

Wohl bekomm‘s!