Mit interkulturellem Engagement punkten

29. April 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Neusser Kulturkonzept nahe am Bundespreis „Kultur öffnet Welten“:

Kunst ist international“, das muss man in Neuss nicht erst erklären, denn hier wird Weltoffenheit schon lange gelebt. Ob in der Alten Post, der Stadtbibliothek, im Zeughaus oder den Theatern, das Selbstverständnis und das Wirken als aufgeschlossene Gesellschaft sind in der Quirinusstadt weit ausgeprägt. Nicht zuletzt aufgrund des starken Interkultur-Engagements des Neusser Kulturamtes. Denn Kulturamtsleiter Harald Müller ist ein Vorreiter und aktiver Fürsprecher des interkulturellen Gedankens. „Miteinander voneinander profitieren“, sein anerkanntes Credo. Hiesige Kulturreihen und -begegnungen, wie die „Acoustic Concerts“, das „Frühlingsfest der Kulturen“ oder das „Café International“ bestätigen dies. Unter dem Konzept „Neue deutsche Stadtgesellschaft“ holte er Kulturschaffende und Vertreter aus Wirtschaft und Sport an den runden Tisch. Jetzt wurde das Neusser Konzept auf Bundesebene im Wert erkannt. 

Die zahlreichen kreativen und phantasievollen Projekte, die für den Sonderpreis ‚Kultur öffnet Welten‘ eingereicht wurden, zeigen auf beeindruckende Weise, dass gerade mit den Mitteln der Kunst und Kultur gesellschaftliche Integration in vielen deutschen Städten und Gemeinden gelingt!“, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters. „In diesem Jahr wollen wir mit dem Preis neue, innovative Formen der Zusammenarbeit honorieren und alle dazu ermutigen, ihre kulturellen Aktivitäten für eine weltoffene Gesellschaft fortzuführen. Dort, wo ganz unterschiedliche Akteure wie Künstler und Kinder, Kaufleute und Kirchengemeinden kooperieren, Sportler, Stadtverwaltung und Sozialverbände beteiligt sind, um Geflüchteten ein Ankommen in unserer Lebenswelt zu ermöglichen, entstehen gegenseitiges Verstehen und Zusammenhalt. Das ist gelebte Integration!“

Um solchem vorbildlichen Engagement Dank und Anerkennung auszusprechen, wird der Sonderpreis vom Ministerium – in diesem Jahr zum zweiten Mal – vergeben. Er honoriert neue Formen der Zusammenarbeit kultureller Akteure mit Partnern aus Sport, Wirtschaft, religiösen Gemeinschaften oder der Zivilgesellschaft. Aus zahlreichen Vorschlägen hat eine Fachjury zehn Ideen ausgewählt, die Künstler und Kreative aus ganz Deutschland umgesetzt haben. Das Neusser Projekt ist eines der Auserwählten. Darauf darf man stolz sein. Denn Verzahnung und Zusammenarbeit der unterschiedlichen Bereiche funktionieren in der Quirinusstadt exemplarisch.

Unsere Gesellschaft ist nicht statisch“

Migration hat schon immer existiert. Unsere Gesellschaft ist nicht statisch“, so Uta Husmeier-Schirlitz, Direktorin des Clemens Sels Museums. Für sie sind Kunst und Kultur ein Anlass zu Begegnungen in Augenhöhe und zu inspirierenden Dialogen. Drum agiert das Neusser Museum in diesem Sinne; beispielsweise mit Führungen von Kindern für Kinder oder mit einer Kunsthistorikerin, die Neu-Neussern in arabischer und kurdischer Sprache die ausgestellten Werke und die Stadtgeschichte erklärt. Wie hier engagieren sich viele in Neuss. Die Stadtbibliothek verleiht nicht nur Bücher in vielen Sprachen, sondern stellt auch kostenfreie Sprachkurse und ein großes Spektrum an Computerspielen zur Verfügung. Im Theater am Schlachthof gestalten die interkulturellen Projekthelden ihre Songs und Musikvideos. Die Volkshochschule ist zu einem Ort geworden, an dem Leute der verschiedensten Kulturen voneinander lernen und sich gegenseitig helfen. Im vor gut einem Jahr eröffneten Café International des Romaneums bieten jeden Dienstag ab 16 Uhr Integrationslotsen Unterstützung an. Diese ehrenamtlichen Helfer übersetzen, helfen auf dem Amt oder beim Arzt – und können das auf Japanisch, Russisch, Türkisch, Französisch, Niederländisch, Arabisch und Farsi.

Aber das Projekt richtet sich nicht nur an Flüchtlinge und Migranten. Hier geht es um alle Neusser Bürger, um Gemeinschaft und um ein Miteinander. Und um die Chance eines jeden, egal aus welcher Kultur er kommt, sich einzubringen und teilzuhaben. Begegnung und Austausch sind wichtige Inhalte. Ob JeKiSti („Jedem Kind seine Stimme“) der Neusser Musikschule, ob Hip-Hop in der Alten Post oder Kammerkonzerte im Neusser Zeughaus, hier wirkt man zusammen, egal welcher Herkunft man ist.

Neuss und die neue deutsche Stadtgesellschaft

Diese Diversität ist die Grundlage des Neusser Konzeptes „Neue deutsche Stadtgesellschaft“, das der Rat der Stadt beschlossen hat und das sich unter der Federführung von Amtsleiter Harald Müller und unter Mitarbeit seines Interkulturbeauftragten Deniz Elbir auf die jahrelange erfolgreiche Interkulturarbeit des Kulturamtes Neuss stützt. Zur Umsetzung des komplexen Projektes haben Müller und sein Team sowohl kommunale Einrichtungen, freie Träger und Religionsgemeinschaften als auch Vertreter der Stadtverwaltung aus den Bereichen Kultur, Sport und Soziales an einen Tisch geholt. Ein Modellvorhaben, befand der Deutsche Städtetag, der das Neusser Konzept für den bundesweiten Sonderpreis „Kultur öffnet Welten“ vorschlug.

Neuss beweist demokratische Kompetenz; die Herangehensweise ist bundesweit neu und schafft dauerhafte Strukturen für vernetzte Aktivitäten“, so das Urteil der Nominierungs-Jury des Staatsministeriums. Hut ab! Und Gratulation. Denn egal wie die Endentscheidung ausgeht, das ist ein bemerkenswerter Erfolg. Und der noch größere liegt in der Aufgeschlossenheit der Neusser Gesellschaft!

Als Preisträger 2017 wurden gekührt:


• Der Demokratiebahnhof Anklam aus Mecklenburg-Vorpommern Projektträger: Pfadfinderbund Mecklenburg-Vorpommern e.V.
• NEW HAMBURG (Hamburg) Projektträger: Evangelisch –Lutherischer Kirchenkreis Hamburg-Ost, Kirche auf der Veddel, Neue Schauspielhaus GmbH
• Musik schafft Perspektive (Brandenburg) Projektträger: Kammerakademie Potsdam gGmbH
Die Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am Vorabend des Kongresses „Kinder zum Olymp“ statt, der von der Kulturstiftung der Länder in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes und der Bundeszentrale für politische Bildung am 27. und 28. April in Düsseldorf veranstaltet wird. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.kulturstaatsministerin.de, http://www.kultur-oeffnet-welten.de, http://www.jungeohren.de

Marion Stuckstätte