12. Niederrhein Musikfestival: Klang- und Kunstwelten genreübergreifend

16. August 2016 | Von | Kategorie: Neusser Kultur

Stimmungsvolle Orte, experimentierfreudige Inhalte und überzeugende Künstler verschiedener Genre und Fächer, so setzt sich das Erfolgsrezept des Niederrhein Musikfestivals zusammen. Unter seinem traditionell weit gespannten Bogen bietet das Festival alljährlich Raum für interdisziplinäre Begegnungen: Tanz und Musik, Schauspiel und Klassik, Jazz und Improvisation gehen natürliche Synthesen ein. Im August startet es im idyllischen Innenhof von Schloss Dyck. Ein Abend von und mit der bekannten Flötistin Anette Maiburg, der künstlerischen Leiterin des Musikfestivals.

Blue Classics” heißt es am Sonntag, den 21. August, um 17 Uhr im Schloss Dyck in Jüchen. Ganz im Motto des genreübergreifenden beliebten Niederrhein Musikfestivals gestaltet sich die Auftaktveranstaltung 2016. Klassische Komponisten wie Bach oder Beethoven hört man regelmäßig auch in Jazzkellern oder entdeckt ihre Namen auf Alben berühmter Jazzmusiker. Jazz im klassischen Musikbetrieb lässt sich allerdings deutlich seltener finden. Mögen sich starres Schubladendenken und eine gewisse Skepsis gegenüber dem Jazz vielerorts noch hartnäckig in den Köpfen festgesetzt haben, in diesem Festival ist das anders. Denn wer sich gut umsieht, der merkt schnell: Ausnahmen gibt es und gab es immer. Als der Jazz seinen weltweiten Siegeszug antrat, zeigten sich auch klassische Komponisten in Europa von den Einflüssen aus der Neuen Welt fasziniert und experimentierten mit jazzigen Rhythmen und Harmonien, die sie in ihr eigenes Werk integrierten.
Einer der ersten Komponisten, die sich intensiv mit der erfrischenden amerikanischen Musik auseinandersetzte, war Erwin Schulhoff. Seine „Fünf Stücke für Streichquartett“ schmücken am Abend des Festivalauftakts genauso das Programm wie die „Fünf Jazzetüden“ des Deutschböhmen. Schulhoff, dessen Werk die Nazis als entartet brandmarkten, steht aber auch für die weltoffenen und toleranten Tendenzen in Europa, die durch den Faschismus und seine Kunstideologie ein gewaltsames Ende fanden.

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Klassik im jazzigen Groove
Auf der anderen Seite des Atlantiks trat George Gershwin in einen fruchtbaren Dialog mit diversen Formen des Jazz und der Unterhaltungsmusik. Gershwins „Lullaby for Strings“ gehört zu seinen eher dem klassischen Formkanon verpflichteten Kompositionen und reizte den bekannten Jazzpianisten Herbie Hancock zu einer eigenen Fassung. Diese ist die Grundlage für ein eigens für „Blue Classics“ entstandenes Neuarrangement für Instrumentalensemble. Auch das kennen wir vom Festival, neue Sichten und spezielle Formationen.
Mit Musikern aus dem Klassik- und Jazzbereich lenkt das unter der Leitung von Anette Maiburg entstandene Programm den Blick auf das kreative Potenzial, das sich aus dem intensiven Dialog zwischen Klassik und Jazz ergeben kann. Neu arrangierte Werke von Johann Sebastian Bach, Claude Debussy oder Astor Piazzolla offenbaren jazzigen Groove und Musik von Jazz- und Soulgrößen wie Pat Metheny oder Bill Withers werden mit klassischem Klangsinn in ein neues Licht gerückt.

So geht es im August vielversprechend an den Start, doch weitere musikalische Leckerbissen werden bis November folgen. In der Barockkirche Wickrathberg heißt es am 3. September „Bühne frei für virtuose Opernbearbeitungen“. Das Publikum kann Scheherezade flüstern hören und den tragischen Rigoletto bis zu seinem verwirrten Ende begleiten, darf mit George Bizets Carmen tanzen – und sich am virtuosen Klavierspiel des jungen Belgiers Florian Noack im Dialog mit exquisiten Solisten erfreuen.
Am Freitag, den 23. September, verbinden sich in der Langen Foundation Solotanz, Harfe und Flöte zu einem choreographischen Spiel, das bewusst für die futuristische Ausstellungshalle geschaffen wurde. Mit prickelnden Rhythmen und Harmonien, tiefsinnigen Texten und berührenden Melodien ihrer brasilianischen Heimat verwöhnt Rosani Reis am Sonntag, den 18. September, ihre Gäste auf Schloss Dyck.
Den Abschluss bereitet „Erlkönigs Verwandlung“ am 13. November. Schon im vergangenen Jahr konnte der bekannte Schauspieler und Chansonnier Dominique Horwitz mit seinem Liederabend das Festivalpublikum begeistern. In diesem