Zur Lage der Nation – „Kabarett alternativlos“ mit Martin Maier-Bode im TAS

7. Juni 2016 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

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Andere gehen, Merkel bleibt. Sie regiert, was das Zeug hält. Mag man ihr folgen oder sie kritisieren, oft bleibt keine Wahl. Das sagt sie selbst. Es gibt Entscheidungen, die müssen getroffen werden. Alternativlos. Das Wort ist Programm, hat Durchsetzungskraft und erstickt die Gegenwehr im Keim. So sieht es Kabarettist Martin Maier-Bode. Ein Grund, sich dem einmal näher zu widmen. Daher versucht er ebenfalls, die Dinge konsequent, alternativlos anzugehen. Wie und wo es ihm gelingt. Oder eben nicht. Denn die Welt, sie scheint Kopf zu stehen. Wenn schon die jugendliche Rebellion darin besteht, die Eltern zum Rauchen rauszuschicken… Was ist eigentlich los mit uns?

Früher stand junge Musik für Rebellion, heute muss sie einer Jury gefallen. Früher musste man heimlich vor der Tür rauchen, damit einen die Eltern nicht erwischen. Das fand man scheiße. Heute schicken einen die Kinder zum Rauchen nach draußen – und man findet es irgendwie in Ordnung. Früher sagte man zu Störenfrieden: Geh doch nach drüben! Heute gibt es Drüben nicht mal mehr.
Die Welt ist aus den Fugen geraten. Und wir mittendrin. Sollte man etwas tun? – Obwohl, Werte verändern sich… Aber dennoch, Martin Maier-Bode ist irritiert. Wir kennen ihn. Seine scharfsinnigen Betrachtungen haben uns schon ein ums andere Mal hier in Neuss in Unruhe versetzt. Klar weiß dieser den Quirinusbürger zu packen. Schließlich ist der gebürtige Düsseldorfer in Neuss aufgewachsen. Da lauschen wir seinen Sichtweisen, selbst wenn er mittlerweile wieder auf der anderen Rheinseite wohnt. Was ihn als Kabarettist aber nicht unattraktiver gestaltet, ist er doch seit Oktober 2014 Mitglied des Kom(m)ödchen-Ensembles und als Autor und Kabarettist am aktuellen Kom(m)ödchen-Programm „Deutschland gucken“ beteiligt.
Auch sonst hat er in Sachen komödiantische Synthese ein paar Zertifikate im Schrank, ob als Autor einiger Kabarett- und Comedyformate im TV, wie z.B. seit Anfang 2010 als Chefautor des MDR-Kabarettformats „Kanzleramt Pforte D“ mit Lothar Bölck und Michael Frowin, oder als Buchautor mit „Voll krass deutsch“, 2015 im Eulenspiegel-Verlag erschienen. Vor Düsseldorf war er knapp fünf Jahre künstlerischer Leiter der Distel in Berlin. Zudem schreibt er Theaterstücke, Kinderstücke und Musicals für verschiedene Bühnen und ebenso Programme für zahlreiche Kabarett-Ensembles und Solisten.
Da kann man ihm getrost folgen, wenn er sein „Brennglas“ auf die Dinge bewegt. Gerade hat er den Fokus neu gelegt, u.a. auf die Bundeskanzlerin. Denn: Merkel regiert durch. Manchmal weiß sie zwar selbst nicht, was sie da so vor sich hin regiert, aber Hauptsache sie kann regieren. Das nennt sie dann alternativlos.

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Alles eingespielt – auf der Zielgeraden des Lebens
Die Männer um sie herum können täglich wechseln. Aber sie bleibt Kanzlerin.
Maier-Bode will das endlich auch: die Dinge mal alternativlos angehen. Aber beim besten Willen, er schafft das nicht. Ihm fällt grundsätzlich immer zu allem eine Alternative ein. Zum Job, zur Frau, sogar zur Kanzlerin.
Liegt vielleicht daran, wie er damals großgeworden ist, in den 70ern. Da gab es zu allem immer eine Alternative. War Erziehungssache. Da kann man verstehen, dass ihm gerade etwas unbehaglich ist und er sich einmal mehr zu Wort melden muss. Irgendwas läuft aus dem Ruder. Mit dem Rüstzeug einer Kindheit in den 70ern ausgestattet, versucht er sich die Gegenwart zu erklären. Aber das ist gar nicht so einfach.
Und Maier-Bode stellt sich die Frage: Waren die 70er ein evolutionärer Irrweg? Oder sausen wir gerade mit voller Wucht in eine Sackgasse? Und wenn ja: Gibt es da eine Wendemöglichkeit oder ist das dann auch alternativlos? Jenseits der 40 hat man es geschafft. Die Karriere ist im vollen Gange. Ein schönes Haus im feinen Vorort; Ansehen im Stadtrat – und in der Nachbarschaft. Das Geld stimmt. Was erwartet man noch? Die Kinder sind groß, die Lebensaufgaben und die Ehepartner sind eingespielt. Alles geregelt. Im Heim und in der Welt. Sicher, die Werte sind nicht mehr die von damals. Man weiß, wie Leben funktioniert. Hier und da müssen Abstriche gemacht werden. Von nichts kommt nichts. Leben ist teuer.
Der Eintritt nicht. Und selbst wenn, er lohnt!!!
(Gastspiel am Samstag, den 18. Juni und am Freitag, den 2. September, jeweils um 20 Uhr. Preisgruppe A, VVK 13,20 €/ 9,90 € ermäßigt. Nähere Infos unter www.tas-neuss.de)