Neusser Partnerstädte: Châlons-en-Champagne – 44 Jahre Freundschaft und Austausch mit Neuss

9. Mai 2016 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Die Quirinusstadt pflegt zum Teil schon seit Jahrzehnten fünf Städtepartnerschaften in Europa und auch weit darüber hinaus: mit Châlons-en-Champagne (Frankreich), Pskow (Russland) und Rijeka (Kroatien) sowie mit Saint Paul (USA) und Nevs¸ehir (Türkei). Diese Städte und ihre Verbindungen zu Neuss wollen wir hier in den nächsten Monaten ausführlich vorstellen. Mit Châlons-en-Champagne verbindet uns die älteste Freundschaft, der Partnerschaftsvertrag wurde bereits 1972 unterschrieben.

Die Idee, eine Partnerschaft mit einer französischen Stadt einzugehen, entstand nach Abschluss des Elysée-Vertrags, des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle“, erzählt Angelika Quiring-Perl, die Vorsitzende des Komitees für Partnerschaften und internationale Beziehungen der Stadt Neuss. „Es war damals auch noch eine bretonische Stadt im Gespräch, aber letztlich ausschlaggebend war, dass der Deutsch-Französische Kulturkreis Neuss bereits privat Kontakte nach Châlons-en-Champagne geknüpft hatte, welches schließlich auch offiziell Interesse signalisierte. Außerdem war Châlons einfacher erreichbar und gerade die Schulen zeigten großes Interesse.“ – Der Beginn einer bis heute lebendigen Partnerschaft.

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Stadt am Fluss
Châlons-en-Champagne liegt, wie der Name schon verrät, in der Champagne, im Nordosten Frankreichs, gut vier Stunden Autofahrt von uns entfernt. Châlons ist die Hauptstadt des Départements Marne, das seit 2015 zur Region Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine gehört und ist mit etwa rund 50.000 Einwohnern deutlich kleiner als Neuss. Im Mittelalter allerdings war sie durch ihre günstige Lage am Fluss Marne eine der größten Städte des französischen Königreichs. Doch ihre Geschichte begann schon weit vorher. Und das haben Neuss und Châlons-en-Champagne schon gemeinsam: Beide Städte haben eine mehr als 2000-jährige, römisch geprägte Geschichte. Die französische Stadt entstand nämlich quasi an der Kreuzung der Marne mit einer Heer- und Handelsstraße der Römer, „Via Agrippa“ genannt, die von Mailand bis nach Boulogne-sur-Mer führte. Die Römer nannten Châlons-en-Champagne damals ‚Catalaunum‘, nach dem keltischen Volksstamm der Catalauni, der den vorteilhaften Standort als seinen Hauptsitz gewählt hatte. Doch natürlich verbindet die beiden Städte nach über 40 Jahren Partnerschaft noch mehr als die geschichtlichen Gemeinsamkeiten.

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Freundschaftsbesuche
Gerade erst war vom 22. bis 24. April eine rund 50-köpfige Neusser Gruppe zu Besuch in der malerischen Stadt an der Marne, mit dabei als Mitglied der offiziellen Delegation Bürgermeister Reiner Breuer, der dort seinen Antrittsbesuch abstattete. Der sogenannte „Bus nach Châlons“ startete damit bereits zum 14. Mal. Wer mitfahren wollte, musste allerdings auch dieses Mal schnell sein, denn nach der Veröffentlichung des Termins war die Reise bereits nachmittags ausgebucht. Die Fahrt wurde wie immer von der Stadt Neuss und dem Partnerschaftsverein „AmiC’allemand“ aus Châlons organisiert. Das vielseitige Programm reichte von einem offiziellen Empfang im Rathaus über eine Stadtführung und die Besichtigung einer Champagnerkellerei bis zu einem deutsch-französischen Begegnungsabend. Bereits Anfang April war dagegen eine Laienspielgruppe aus Châlons zu Gast in Neuss, um zur Feier des 50. Jubiläums des Deutsch-Französischen Kulturkreises Neuss ein Theaterstück aufzuführen. Auch der Kontakt zwischen den Schulen in Neuss und Châlons ist rege: Sowohl die Martin-Luther- als auch die Gebrüder-Grimm-Schule pflegen dort Schulpartnerschaften, ebenso das Alexander-von-Humboldt- und das Nelly-Sachs-Gymnasium sowie die Janusz-Korczak-Gesamtschule. Außerdem gibt es immer wieder sogenannte „Partnerschaftsbegegnungen“ von Vereinen aus Neuss und Châlons. So war 2015 etwa der Neusser Handballverein zu Besuch in Châlons, drei Mannschaften aus der französischen Partnerstadt haben hier am Internationalen Quirinus Cup teilgenommen, und der Neusser Eifelverein hatte Besuch von den „Amis de la Nature“, um nur einige Begegnungen zu nennen.

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Schönes Châlons-en-Champagne
„Châlons ist zwar kleiner als Neuss, aber eine sehr schöne, sehr gepflegte Stadt. Was einem sofort auffällt, ist das wirklich wunderschöne, imposante Rathaus. Aber auch die anderen repräsentativen Gebäude der Stadt und die schön in Szene gesetzten Fachwerkhäuser tragen zum malerischen Stadtbild bei“, erzählt die Neusserin Silvia Hausmann. Sie war lange Jahre Vorsitzende des Deutsch-Französischen Kulturkreises Neuss und hat die Partnerschaft mit Châlons stets besonders unterstützt und gepflegt. Sie kennt die Stadt nun seit über 25 Jahren, hat gute Freunde dort. Besonders sehenswert findet sie auch viele der Kirchen, die das Stadtbild prägen, zum Beispiel die gotische Kathedrale Saint-Etienne und die Stiftskirche Notre-Dame-en-Vaux, die sogar als Teil des Weltkulturerbes der UNESCO ausgezeichnet ist. Außerdem sollte man die beiden Parks der Stadt besuchen oder mal eine Bootstour auf den Flüsschen ‚Le Mau‘ und ‚Le Nau‘ machen, die die Stadt „sehr malerisch umschließen“. Ein Besuch in Châlons lohnt sich auf jeden Fall, findet auch Angelika Quiring-Perl: „Mir gefällt ganz besonders die französische Lebensweise und die Offenheit der Menschen dort.“ Mit Menschen verschiedener Nationalität in Kontakt treten – das ist die Idee, die hinter den Städtepartnerschaften steckt. „Wenn sich die normale Bevölkerung durch solche Begegnungen kennenlernt, entsteht mehr Verständnis füreinander“, so Quiring-Perl. Mit Blick auf Châlons-en-Champagne ist Silvia Hausmanns Fazit absolut positiv: „Wir machen einfach gemeinsame Sache. Das Interesse zwischen den beiden Ländern ist da.“