Der Karneval blickt auf eine bewegte Geschichte zurück – Neusser Narren haben eine lange Tradition

4. Februar 2016 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Wenn die „fünfte Jahreszeit“ am ersten Februarwochenende Einzug hält, versinkt Neuss in ein buntes und fröhliches Treiben. Dann ist es Zeit für den Straßenkarneval und der Höhepunkt der Karnevals-Session ist erreicht, es herrscht allerorts ausgelassene Fröhlichkeit.

Der Weg zu dem heutigen so beliebten Brauchtum verlief nicht geradlinig, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Die Geschichtsforscher sind sich einig darüber, dass der Ursprung des Karnevals im christlichen Kalender liegt. So zitiert der Neusser Autor Friedhelm Ruf den Brauchtumsforscher Alois Döring in seinem 2014 erschienenen Buch „Nüsser Narretei“: „Der Begriff Fastnacht und die niederdeutsche Variante „Vastavend“, das heutige Fastelovend, verweisen auf den Abend vor der Fastenzeit“.

Einen Zusammenhang des Fastnacht-Brauchtums mit heidnischen oder römischen Kulten sieht er nicht.

Friedhelm Ruf arbeitete sich 2012 anlässlich des närrischen Jubiläums (4 x 11 Jahre) des Neusser Karvevalausschusses (KA) in die Geschichte des Neusser Karnevals ein und verfasste das 190 Seiten umfassende Buch „Nüsser Narretei – Geschichten vom Neusser Karneval“.

Er berichtet von allerlei Begebenheiten und der Phantasie der Neusser, die beispielsweise 1475 zur Zeit der Belagerung durch Karl den Kühnen zum Faschingstag ein tosendes und lautes Fest feierten, um die belagernden Truppen zu irritieren. Verkleidet haben sich die Neusser wohl schon im Mittelalter, der Weg bis zum organisierten Karneval der Neuzeit war jedoch weit. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es schon Fastnachtsumzüge, bald danach wurde der „Neusser Carnevalsverein“ und der Gesangsverein „Orpheus“ und zahlreiche kleinere Gruppen gegründet, die sich dem Frohsinn verschrieben hatten. Und auch die Mundart spielte schon in diesen frühen Zeiten eine bedeutende Rolle im Karneval. So nannten sich die Gruppen „Dat sind mer Narsenius“, Kleenigkeet“, oder „Hei op an“. 1889 gab es bereits ein ausgeprägtes und überaus lebendiges närrisches Treiben in der Quirinusstadt, 1928 gab es den ersten „Nüsser Ovend“ und 1934 nahm sich das Neusser Jägercorps des Karnevals an.

Wie bei jeder großen Sache war das Engagement Einzelner für den Erfolg sehr wichtig. So etwa das des Gründers der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiss Neuss, Adalbert Kaldenich, der nicht nur seine eigene Familie für das Narrentum zu begeistern wusste.

Nach dem letzten Weltkrieg galt es einen Neuanfang zu starten, denn der Karneval war eingeschlafen, wie sich einer der Gründer des Neusser KA Egon Radowski erinnert: „Ich habe mich dann mal am Rosenmontag aus dem Fenster gelehnt, das war so 1962. Ich war total überrascht. Da sah ich dieses karnevalistisch tote Neuss!“ Es wurde mit Kräften an der Wiederbelebung des Winterbrauchtums gearbeitet, bis der Neusser KA gegründet wurde, dauerte es dann noch weitere acht Jahre. Die Vereine wuchsen zusammen und gründeten 1970 ihren gemeinsamen Dachverband.

Anton Großmann, Erhard Schiffers und Alfons Buschhüter waren einige Vorgänger des heutigen Präsidenten des Neusser KA, Jakob Beyen, die alle das selbe Ziel vor Augen hatten: den Menschen Spaß und Freude zu bereiten, damit diese froh und unbeschwert werden.