Satirischer Rückblick auf das Jahr 2015 – Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Objektivität oder Wohngeld von der Belegschaft der Rathauskantine

16. Dezember 2015 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

JANUAR
Das Jahr beginnt in Neuss wie immer: Mit dem 1.Januar. Aber die Normalität trügt. Es ist das Jahr, in dem die Ära Napp endet. Was wird werden aus der Quirinusstadt, wie geht es weiter? Wer sorgt dafür, dass die VHS nicht einfach das Programm macht, was sie will? Die Hoffnungen der SPD ruhen auf Reiner Breuer, die CDU weiß, dass Thomas Nickel Bürgermeister wird, weswegen er das auch direkt auf seine Wahlplakate drucken lässt.
Und nur noch zehn Monate Amtszeit für Herbert Napp

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FEBRUAR
Der Februar steht ganz im Zeichen des Karnevals. Aber die Session ist kaum beendet, da droht schon die nächste. Der KA gibt das Motto für die neue Session bekannt: „Janz Nüss es rasend jeck“. Ein Ausschussmitglied: Die Idee ist in Zusammenarbeit mit der Polizei entstanden, die den Blitzer-Tag so mit Alkoholkontrollen verbinden kann. Quasi eine win-win-Situation“. Tä-Tä.
Und nur noch neun Monate Stabilität

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MÄRZ
Die neue Brücke über das Hafenbecken 1 wird fertig gestellt. Den Bürgern gefällt sie, nur einige Visionäre sind traurig, weil nun keine hochseetauglichen Kreuzfahrtschiffe mehr an der Hafenpromenade festmachen können. Begeistert ist auch Thomas Nickel, der verkleidet als Susanne Benary-Höck für die Grünen als Bürgermeisterkandidatin auftritt. „Ich interessiere mich sehr für Zukunftstechnologien, sie müssen nur biologisch abbaubar sein.“
Und nur noch acht Monate Zukunft

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APRIL
Schließlich entscheidet auch die FDP über ihren Kandidaten zur Wahl, und entscheidet sich für: Niemanden. Statt, wie die Grünen, einen Reiner-Breuer-Verhinderungskandidaten aufzustellen, spricht sie sich für Thomas Nickel aus. Sie entscheidet damit auch gegen einen bedienten HeJo Verfürth. Und das bürgerliche Lager, wie sich später herausstellt.
Und nur noch sieben Monate Wirtschaftskompetenz

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MAI
Im Hafen werden Hafenbrücke und Inselpark mit einem großen Fest eröffnet. Selbst der chancenlose SPD-Kandidat Breuer lobt die Entwicklung der Stadt hin zum Wasser. Manche Bürger scheinen aber bei der großen Zahl von Festen den Überblick zu verlieren. Ein Herr zu seiner Frau: ‚Früher war Hansefest größer.‘ Sie: ‚Jupp, dat is doch der Mittelaltermarkt.‘ Ebenfalls im Mai findet die erste Bürgerinformationsveranstaltung zur Unterbringung von Flüchtlingen in Neuss statt. Es gibt Fragen und Diskussionen, aber insgesamt bleibt Neuss weitgehend Xgida- und Söder-frei. Nur ein kostenloses Anzeigenblättchen versucht fleißig, Ressentiments und Ängste zu schüren. Umsonst. Beides.
Und nur noch sechs Monate Rauch um Nichts

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JUNI
Viele erwarten vor Ferien und Schützenfest, dass die heiße Wahlkampfphase eingeläutet wird. Stattdessen müsste man läuten, damit jemand bemerkt, dass bald Wahlen sind. Irgendwie auch verständlich, schließlich wissen alle, dass Nickel gewinnt. Der chancenlose Breuer besinnt sich auf die Basics und fordert Neuss zu leben und zu bewegen. Das überzeugt viele Bürger. ‚Solange ich Neuss nicht riechen muss…‘
Und nur noch fünf Monate Heimatverbundenheit

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JULI
Sommerferien. In Neuss pulsiert das Leben. Bis spät in die Nacht flanieren die Leute über die Hafenpromenade, aus unzähligen Discos ist Tanzmusik zu hören, Nachtschwärmer schwärmen… Ach nein, das ist ja Malle. In Neuss passiert nichts.
Und nur noch vier Monate Recht und Ordnung

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AUGUST
Wie immer steht der August ganz im Zeichen des Schützenfestes. Für die festlichen Tage verzichten die Parteien sogar auf die Fortsetzung des Wahlkampfes. Besondere Fairness zeigt die CDU, die großflächige Plakate mit Schützenfest-Motiv aufstellen lässt, auf denen sie ihre Wahlkampfpause verkündet. Text: ‚Wahlkampfpause. CDU.‘ Respekt.
Vor den Neusser Festtagen kommt es aber noch zum Eklat: Herbert Napp sagt die Feier zu seiner offiziellen Verabschiedung ab. Grund ist das Gerangel um die Kosten der Veranstaltung. Während sich die Verantwortlichen gegenseitig die schwarzen und roten Peter dafür zuschieben, bleibt Napp relativ entspannt: „Nicht jede Verabschiedung aus dem Amt ist schön. Fragen Sie mal Anette Schavan. Oder Uwe Barschel.“
Und nur noch drei Monate Brauchtum

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SEPTEMBER
Das Unvorstellbare passiert: Reiner Breuer gewinnt die Bürgermeisterwahl im ersten Wahlgang. Das erste Mal seit Gründung der Bundesrepublik und dem Aussterben der Dinosaurier wird ein Sozi die Geschicke der Stadt leiten. In der Innenstadt fällt zeitweise der Strom aus, angeblich verursacht von einem Marder. Aber ist es nicht doch ein erstes Anzeichen sozialistischer Misswirtschaft? Die Bürger sind verunsichert, in vielen Zoogeschäften gehen die Hamster aus. Um daran zu erinnern, dass er noch im Amt ist, suspendiert Herbert Napp Kulturdezernentin Zangs.
Und nur noch zwei Monate Demokratie

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OKTOBER
In der Stadt herrscht Stillstand, alle warten auf den Amtswechsel. Nur bei der CDU sucht man unter lautem ‚Von-sich-weisen-der-Verantwortung‘ nach den Schuldigen an der Wahlkatastrophe. CDU-Chef Geerlings versucht ein Zeichen zu setzen und heiratet. „Diese Brautwahl zeigt doch, dass ich Wahlen gewinnen kann.“ Gerüchten zufolge erreichte er bei 100% Wahlbeteiligung über 70% Zustimmung.
Und nur noch 21 Tage Essen mit Messer und Gabel

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NOVEMBER
Bürgermeister Breuer hält seine Antrittsrede vor dem Rat. Er erklärt, er wolle der Bürgermeister aller Neusser sein und deshalb allen Fraktionen die Hand reichen. Dazu ein Ratsveteran: ‚Das ist nichts Neues. Man muss sich die Hände ja reichen, wenn die eine die andere waschen soll.‘ Davon lässt Breuer sich aber nicht beirren und verspricht Transparenz. Ein FDP-Vertreter: ‚Transparenz? Seh ich nicht.‘ Schließlich endet Breuer mit einem Schiller-Zitat. Einige antworten mit einem Goethe-Zitat aus dem Götz. Aber nur ganz still für sich.
Monat 1 des Revolutionskalenders

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DEZEMBER
Nachdem sich herausgestellt hat, dass der Sozi Breuer den Kommunismus doch nicht einführen will, wenden sich die Neusser beruhigt der Adventszeit zu und kehren zur gregorianischen Zeitrechnung zurück. In öffentlichen Parkanlagen werden zuhauf ausgesetzte Hamster gefunden. Und von der Kuppel des nach ihm benannten Münsters schaut der Hl. Quirinus auf seine Stadt, lächelt und murmelt: Meine lieben Neusser, alte und neue: Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr!
Jahres-ENDE