Eine Tiertafel für Neuss?

2. November 2015 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Not bei Herrchen oder Frauchen wirkt sich auch auf die Vierbeinern aus

Das plant Hakan Tremel (SPD), Sozialpädagoge und Stadtverordneter – Barbaraviertel/Bolssiedlung. Unterstützung von Politik und Verwaltung hat er noch nicht erhalten. So argumentierte z.B. Katrin Kilb (CDU) im Mai, die Tafel für Menschen würde auch ohne die Stadtverwaltung gemacht. Private Initiative sei gefragt.

Als wir uns treffen habe ich Fragen wie „Warum eine Tiertafel?“, dazu die eines Nachbarn, „Haben wir nicht schon genug andere Probleme?“ und „Was hat sich seit Mai getan?“. Aber die Entstehung der Idee nimmt mir viel Skepsis: „Der Anstoß kommt direkt aus meinem Wahlkreis. Aus dem Dialog mit der Caritas vor Ort. Mir wurde berichtet, hier gibt es arme, meist alleinstehende Menschen, die lieber verhungern, als ihre Tiere nicht zu füttern. Wir haben uns gefragt, was man da tun kann. Geht es dem Menschen gut, geht es den Tieren gut. Das muss man auch umgekehrt, in Wechselwirkung sehen.“ Doch wie schätzt er die Relevanz und Dringlichkeit gemessen an den vielen kommunalen Aufgaben ein? Temel: „Ist die Lebensqualität gut, helfen die Menschen gerne auch anderen.“ Dazu gehört der Fahrradweg ebenso wie das gepflegte öffentliche Grün oder geöffnete, erschwingliche Schwimmbäder und ein Anrecht auf Wohlbefinden in der sozial benachteiligten Bevölkerung. Deshalb hat Hakan Temel nach der „Klatsche“ im Mai vor Rat und Verwaltung die Idee nicht ad acta gelegt, sondern sich die Düsseldorfer Tiertafel genau angeschaut. Deren positive Erfahrungen haben ihn bestärkt. Sie machen das so: Der Verein trifft sich einmal die Woche, um aus Sach- und Geldspenden individuelle „Pakete zu schnüren“. Die werden dann alle zwei Wochen zu einem geringen Preis an die Tierhalter ausgegeben. „Umsonst sind die Zuteilungen nicht. Denn man will den Haltern nicht gänzlich die Verantwortung fürs Tier abnehmen,“ erklärt er mir. Akribisch und transparent wird in Düsseldorf Buch geführt. Man will keine Unregelmäßigkeiten. Hakan Temel ist erfreut, dass ihm Tiertafel-Düsseldorf Vorstand Wolfgang Lemke mit Rat und Tat zur Seite steht. Zyniker und die wenigen negativen Leserbriefe an die Tagespresse schrecken ihn nicht: „Ich habe ein überwiegend positives Feedback und zum Bürger-Dialog am 19. Oktober sind 25 bis 30 Interessierte erschienen.“ Dort brachten die Düsseldorfer ihre Erfahrungen ein und boten Kooperation an. Neusser „Verantwortungsträger“ haben sofort ein Orga-Team gegründet: „Die befassen sich nun mit dem Thema Vereinsgründung. Alle anderen möchten helfen “, freut sich Hakan Temel und ist „vorsichtig optimistisch“, wie er sagt. Glückwunsch!