„JazzSommerNacht“ in der Alten Post

Die Jazzreihe „Blue in Green“ ist aus Neuss nicht mehr wegzudenken und längst nicht nur für eingeschworene Jazzer eine willkommene Abwechslung im Abendprogramm. Zum zehnten Mal findet sie in diesem Jahr statt und bringt von Februar bis November manch musikalischen Leckerbissen in die Alte Post. Ein Highlight ist nach den Sommerferien ist die JazzSommerNacht, die auch in diesem Jahr nicht fehlt. Am 22. August ist es wieder soweit. Mit dabei 2015 sind u.a. das Anne Hartkamp Quartet, Old Friends und A.tronic.

18 Uhr, und noch lange nicht dunkel. Denn es ist August und es ist Sommer; auch vom Wetter dann, so hoffen wir mal. Damit ließe sich der 22.8. gut genießen. Der zweite Samstag nach den NRW-Sommerferien steht ganz im Zeichen des Jazz und bereitet allen Musikfreunden ein prima „Homecoming“ aus dem Urlaub. Bekannte Jazzer aus der Region sind rund um und in der Alten Post wieder am Start. Vom Anne Hartkamp Quartet muss man vielen hier nicht erst erzählen. Die Frau kann singen, das weiß man längst. Was sie präsentiert, ist genauso risikofreudig wie berührend, quietschlebendig wie einfühlsam, tempogeladen virtuos wie rhythmisch streichelnd.

Mit Hingabe und Intelligenz lotet die Band um die Kölner Vokalistin diese Facetten aus. In ihrem Gesang kann Anne Hartkamp Geschichten erzählen, ob mit oder ohne Worte. Ihre bewegliche, ausdrucksstarke Stimme, ihre fesselnde Schlagfertigkeit aus dem Stegreif Neues zu kreieren und ihre ungekünstelte Bühnenpräsenz prägen die Musik ebenso wie das in zahlreichen gemeinsamen Konzerten, Aufnahmen und Rundfunkproduktionen gewachsene Zusammenspiel mit der exzellenten Rhythmusgruppe „aus der ersten Liga des jungen deutschen Jazz“ (WDR); mit Thomas Rückert am Piano, André Nendza am Bass und Oliver Rehmann an den Drums.

Die Kompositionen der Bandleaderin, verspielt und vielschichtig, immer wieder auch mit klugen, schönen Texten, bieten Rahmen und Spielfläche für Improvisation, Dialog, Geprobtes und Überraschendes. Das Resultat: lebensbejahende, bilderreiche Musik; eigenwillig, vital und im besten Sinn unterhaltsam.

Raus aus den Schubladen

André Nendza ist später am Abend dann noch mal zu hören, denn: A.tronic lebt. Seit dem Frühjahr 2012 arbeitet der Bassist mit einer neuen Besetzung. Zwischen Song und Sound erspielen sich die Musiker ein extrem vielfältiges, ab und an fast tanzbares, zuweilen nachdenkliches Programm. Mit dem neuen Album „tangible“ überschreitet A.tronic endgültig die Grenze in die weite Welt des Pop. Auf spielerischer Freude begründet, bedienen sich die Musiker dabei verschiedenster stilistischer Einflüsse. Denn Schubladendenken ist ihnen fremd. Die zwölf neuen, fassbaren Songs lassen keine Fragen offen, es geht hier nicht um Abstraktion, Aufbrechen und Verschleierung, sondern um eine direkte Aussage und klaren Bandsound. Geprägt von fein abgestimmten Gitarren-Farben (Andreas Wahl und Markus Segschneider) und auf den Punkt gespieltem Bass und Schlagzeug (Ulf Stricker). Und im Kern: Die wunderbar vielfältige Stimme von Franziska Loos.

Zudem sind an diesem Augustabend noch „Old Friends“ in der Alten Post zu Gast: Fünf Freunde, von denen nicht nur Jürgen Dahmen (Piano) den Neussern gut bekannt ist, die sich zu einer musikalischen „Reunion“ geeint haben. Ihre stilistische Bandbreite ist erstaunlich. Indo Jazz mit viel Gebläse trifft auf Bossa Nova und auf Groove. Gespielt werden Eigen- und Fremdkompositionen. Mit dabei: Heinrich von Kalnein am Saxophon, Hans Peter Salentin, Trumpet, Konstantin Wienstroer, Bass, und Stefan Gesell an den Drums.

Wie immer ist der Eintritt zu dieser Sommernacht-Veranstaltung frei. Los geht es am frühen Abend auf dem Vorplatz des Kulturzentrums, dem Foyer und im Garten der Alten Post und weiter dann ab 21 Uhr im großen Saal. Spenden werden wie immer gerne entgegengenommen. Denn sie dienen dem guten Zweck: der Förderung von regionalen Jazztalenten, denen die „Blue in Green“-Reihe ein prima Forum bietet, ihre Kunst zu präsentieren.