ELA, eine Naturkatastrophe und ihre Folgen

11. Juni 2015 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Am 9. Juni 2014, wütete Sturmtief Ela in Nord-rhein-Westfalen. Ein schaurig-trauriges Naturereignis, das bleibende Spuren in der Natur und in unserem Gedächtnis hinterlassen hat. Aus Anlass dieses Jahrestages werfen wir einen Blick auf die Situation in Neuss

Als ich am Morgen des 10. Juni aus der Eifel nach Neuss zurückfuhr, bot sich mir ein unfassbares Bild der Verwüstung. Da ich den Sturm selbst nicht miterlebt hatte, bekam ich nun den Eindruck, unversehens in einem Katastrophenfilm gelandet zu sein. Und diese spielen meist in weiter Ferne. Doch mit Ela ist die Tatsache möglicher zerstörerischer Naturgewalt auch bei uns in Neuss angekommen und hat uns das Fürchten gelehrt.
Ela hat Bäume reihenweise wie Streichhölzer umgeknickt, viele hundertjährige Baumriesen einfach samt Wurzel flachgelegt und ganze Schneisen in Waldstücke und Parks geschlagen. Viele Straßen und Wege waren nicht mehr passierbar und Glück hatte der, dessen Auto oder Haus von diesem Sturm nicht beschädigt worden war. Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes haben mit Hilfe von 18 beauftragten Firmen, AWL, Feuerwehr, technischem Hilfswerk, Schützen- und Heimatvereinen nach dem schlimmen Ereignis sofort mit den Räumungsarbeiten begonnen. Inzwischen sind die gröbsten Verwüstungen aufgeräumt: sämtliche Straßen und Wege, auch in den Grünanlagen, sind wieder passierbar, querliegende Bäume und Gehölze sind zersägt und gestapelt oder türmen sich als gehäckselter Haufen neben den „Überlebenden“ auf.
Das Bild der Wälder, Parks und Alleen hat sich seit Ela geändert. Auf meine Frage zum jetzigen Stand der Arbeiten sowie zu den Schäden und Konsequenzen für Neuss, bekam ich in einem Interview Antworten vom Planungsdezernenten Christoph Hölters und Herrn Kloppenburg vom Presseamt der Stadt Neuss.
Sie sehen neben den verheerenden Schäden auch eine Chance für die Neusser Grünlandschaft: Einige Parks werden bei der Neubepflanzung bewusst offener gestaltet. In Gebieten, die teils sehr zugewachsen waren, werden nun Lichtungen und Grasflächen freigelassen um den Bürgern mehr Raum zum Bewegen und Verweilen zu bieten. Anderorts werden seltene und besondere Bäume gepflanzt, die somit die Parks aufwerten. Zur Renaturierung bleiben in manchen Bruchwäldern und Auen die gefallenen Bäume liegen und dienen Wildtieren und Insekten als neue Lebensräume. Die Natur wird sie im Laufe weniger Jahre in ihr Gesamtbild integriert haben.
Da zu befürchten ist, dass Ela nicht der letzte heftige Sturm in Neuss gewesen ist, blickt man bei der Auswahl der neuen Bäume in die Zukunft und wählt bewusst Sorten, die für eine hohe Standfestigkeit, und angesichts des Klimawandels, auch für eine erhöhte Beständigkeit gegen Hitze und Trockenheit stehen. Wir können uns auf Esskastanien, Linden und Ahorn freuen. Zweifellos ist die Wiederaufforstung eine Angelegenheit, die sich über Generationen erstrecken wird. Im Jostenbusch, dem am schlimmsten betroffenen Gebiet, wurde hiermit bereits begonnen. In den Schneisen, die Ela dort in den Wald gefegt hat, strecken sich nun vorsichtig dutzende junger Bäumchen Richtung Himmel.
Doch noch ist es nicht überall so weit. Vielerorts müssen erst die riesigen Stapel an Baumstämmen abtransportiert werden, die noch die Wege säumen. Verwertet wird das kostbare Holz von den Firmen, die maßgeblich die Aufräumarbeiten ausgeführt haben – in Verrechnung für die geleistete Arbeit. Auf diese Weise können die enormen Kosten gesenkt werden. Durch die Baumspendenaktion und den Brennholzverkauf der Stadt sowie die Sammlungen durch Neusser Schulen wurde ebenfalls zur Finanzierung der Wiederaufforstung beigetragen. Doch die noch zu bewältigenden Kosten sind enorm. Naturliebende Bürger können nach wie vor durch Ihre Spende unter dem Stichwort „Baumspende“ auf das Konto 103 150 der Stadt Neuss bei der Sparkasse Neuss in ein baumreiches, grünes Neuss investieren. Weitere Informationen unter: http://www.neuss.de/baumspenden