Der Botanische Garten, eine grüne Oase in Neuss

8. Juni 2015 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Die Pflanzentauschbörse und der Tag des Botanischen Gartens sind zwei Highlights, die diesen besonderen Garten jedes Jahr ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Er hat es verdient!

Um den Botanischen Garten einmal aus einer anderen Perspektive zu beschreiben, hier die Schilderung aus der Sicht eines jungen Mädchens, das den Botanischen Garten bereits als Kind in ihr Herz geschlossen hat:

„Ich kann mich noch gut an die Freude erinnern, die bei mir aufkam, wenn ich durch das Tor meinen Lieblingsort, den botanischen Garten, betrat. Ich war schon immer sportlich aktiv und liebte die Natur. Es war der perfekte Platz, um beides miteinander zu verbinden. Ich tobte in den zahlreichen Wegen des botanischen Gartens herum, liebte es neue Plätze zu entdecken und mich zwischen den vielfältigen Pflanzen zu verstecken. Oft beobachtete ich die Vögel in den Volieren und auch bei den Bienenhäusern gab es viel Interessantes zu sehen. Ich kann mich noch gut an einen Geburtstag erinnern, den wir im Botanischen Garten feierten, und an den größten Baum des Botanischen Gartens, an der wir ein Seil anbrachten, so dass wir hinaufklettern konnten. Doch mein Lieblingsplatz war der Teich, dessen Wasser aus einer Quelle kam und durch mehrere Becken floss, über die ich gerne sprang. Im Teich gab es Schildkröten, die sich am Ufer sonnten. Doch am meisten interessierten mich die Entenküken. Ich kam auf die Idee, sie mit den Ähren der Gräser zu füttern. Dadurch wurden sie immer zutraulicher, bis ich sie eines Tages von Hand füttern konnte. Für mich war der Botanische Garten ein richtiger Abenteuer-Dschungel in dem ich jedes Mal neue Erfahrungen sammeln konnte.“ (Katharina Rath, 15 Jahre)

Ähnliche Erfahrungen können Besucher des Botanischen Gartens seit mehreren Generationen machen, denn er wurde bereits 1914 gegründet, ursprünglich als Schulgarten zur Förderung des naturkundlichen Unterrichts. Dementsprechend groß war die Pflanzenvielfalt. Bedingt durch zwei Weltkriege und die nachfolgenden Wiederaufbauphasen erlebte der Botanische Garten gute und schlechte Zeiten, wurde teilweise zerbombt, wieder aufgebaut, zum Nahrungsmittelanbau genutzt und letztendlich zu dem ausgebaut, was er heute ist – eine grüne Oase mit verschiedenen Florazonen wie Alpen-, Teich-, Ufer-, Heide-, und Waldgesellschaften. Und er befindet sich immer noch im stetigen Wandel.

Wiederholt gab es Absichten zu einer Teilbebauung mit Wohnungen, zuletzt für das Terrain der ehemaligen Stadtgärtnerei. Glücklicherweise konnten diese jedes Mal abgewendet werden und nun steht eine Erweiterung des Gartens bevor. Diese wurde 2014 in einem Workshop unter Leitung des Vereins neuss agenda 21 mit Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Bürgern erarbeitet. Laut Planungsdezernent Christoph Hölten soll sie 2016 in Angriff genommen werden, unabhängig von der Tatsache, dass ein Teil der Erweiterungsflächen neuerdings als einer von 27 möglichen Standorten zur Unterbringung von Asylanten genannt wird.

Dank dem Verein der Förderer und Freunde des Botanischen Gartens e.V. finden jedes Jahr mehrere Veranstaltungen dort statt, die den sonst recht wenig frequentierten Garten beleben: Zum einen der Tag des Botanischen Gartens, einer bunten Mischung aus Kunstausstellung, Livemusik, diversen Aktionen und einer ökumenischen Andacht, alles mitten im Grünen. Dieses Jahr findet er am 31. Mai von 11 bis 18 Uhr statt.

Zum anderen findet neuerdings zweimal im Jahr eine Pflanzentauschbörse statt, in Zusammenarbeit mit dem Stadtverband der Kleingartenvereine Neuss e.V.. Die Premiere am 26. April war ein voller Erfolg. Rund 400 Gartenfreund/innen besuchten den Botanischen Garten. Es war ein reges Geben und Nehmen im Folientunnel, in dem zahlreiche buntgemischte Pflanzen, Gartenbücher- und Geräte aufgebaut waren. Eine lustige „Sparmaus“ lud ein, zugunsten von Neubepflanzungen zu spenden. Ein besonderer Gewinn waren auch die vielen netten Gespräche unter Gartenfreunden, bei denen Tipps weitergegeben und neue Kontakte geknüpft wurden. Nicht zuletzt trugen auch Kaffee und selbstgebackener Kuchen zu einem gemütlichen und informativen Beisammensein bei und wir können uns schon auf die nächste Pflanzentauschbörse am 25. Oktober freuen.