Engagiert im Einsatz für Asylbewerber – Im Wohnheim helfen motivierte Ehrenamtler

30. April 2015 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Für Maria Heuel stand schon lange vor ihrer Pensionierung fest, dass sie ihre Freizeit als Ruheständlerin sinnvoll nutzen wollte. Die ehemalige Hauptschullehrerin informierte sich bei Kolleginnen und stellte schnell fest, dass sie sich sozial engagieren wollte. Ihr Weg führte sie über das Neusser Büro der Freiwilligenzentrale im Meererhof zur Caritas und von dort zu ihrer heutigen Wirkungsstelle. „Ich hatte bei der Caritas gehört, dass im Neusser Asylbewerberheim Deutschkurse gegeben werden und eine Kursleiterin aufhören wollte. Ich war 40 Jahre lang Lehrerin und habe noch immer Spaß am Unterrichten“, berichtet sie. Dass sie als Hauptschullehrerin zudem oft Kontakt zu Migranten hatte, erleichterte ihren Schritt ins Ehrenamt zusätzlich.
Seit September 2014 ist Maria Heuel nun an zwei Tagen in den Woche als Deutschlehrerin für fünfzehn Frauen im Einsatz. Im Gruppenraum des Wohnhauses auf der Bergheimerstraße 250 trifft sie auf aufmerksame Kursteilnehmerinnen. „Die Frauen haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Manche sind noch nicht einmal alphabetisiert, andere können Buchstaben malen und andere können schon ein wenig Deutsch“, so Maria Heuel. Die Arbeitsgruppe funktioniert dennoch sehr gut, denn die Frauen haben alle das Ziel, in Deutschland Fuß zu fassen und für ihre Kinder eine Zukunft aufzubauen. Sie kommen aus Armenien, Syrien, dem Irak, Venezuela, dem Iran, der Türkei oder aus Nigeria und helfen sich untereinander und arbeiten fleißig mit. „Die Frauen wollen auch, dass sie Tests schreiben und diese benotet werden, damit sie sehen, wie gut sie geworden sind“, erklärt die Ehrenamtlerin.
Obwohl sie ihren Kurs durchaus professionell gestalte, werde nicht streng und stur in ihrem Kurs gearbeitet, oft werde gelacht, manchmal bringe eine der Frauen einen Kuchen mit. So sei eine gute Gemeinschaft entstanden. In der Runde wird auch über Fortschritte im Asylverfahren der einzelnen Teilnehmerinnen gesprochen, aber allzu persönlich werden die Gespräche nicht. „Die Frauen öffnen sich nur selten und erzählen nicht viel über ihr Schicksal“, berichtet Maria Heuel.
Gut acht Stunden investiert sie jede Woche in ihren Kurs, in dem sie „Alltags-Deutsch“ vermittelt und auf das alltägliche Leben in der neuen Heimat vorbereitet. Sozialarbeiterin Sandra Grüttner ist froh, dass Maria Heuel im Wohnhaus arbeitet und hofft, weitere Menschen zu finden, die sich in ähnlicher Weise einbringen wollen. Besonders an Angeboten für Männer fehle es noch in Neuss. Ein ähnlich gearteter Sprachkurs, der Einsatz als Trainer einer noch zu gründenden Fußballmannschaft oder auch als Unterstützung bei Bewerbungen für einen Job wären denkbar.
Einen ersten Einstieg könnte ein Einsatz als Begleitperson bei unterschiedlichen Ausflügen bilden, wie Dirk Witte, der Leiter der städtischen Übergangswohnheime erklärt: „Lehrer für Deutsch brauchen wir genau genommen immer. So ein Kurs kann auch in ganz kleinen Gruppen stattfinden, was für manchen Menschen besser zu handhaben ist. In unserem Musikraum könnte Musik gemacht werden und im Sportraum Fitness, für beides fehlen uns leider noch ehrenamtliche Mitarbeiter.“
Elf Menschen sind bereits in den Neusser Unterkünften engagiert, sie sind, so Witte, ein wichtiges Bindeglied zur Bevölkerung, denn sie teilen ihre Einblicke und Erfahrungen mit ihrem eigenen Umfeld.
Wer sich einfach einmal erkundigen möchte, wie der Alltag im Neusser Begegnungszentrum aussieht, oder sich ein Bild von den Möglichkeiten der eigenen Mitarbeit machen möchte, kann sich gern bei Sandra Grüttner, ihrer Kollegin Afishan Sheiki oder Dirk Witte melden: Tel.: Neuss 411 80