Zu Besuch in Neuss

7. November 2014 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Sabine Werz: „Mein Herzenswunsch als Autorin ist, die Menschen gut zu unterhalten“
Eigentlich lebt Sabine Werz seit Jahren schon in Köln, doch jetzt besucht sie für eine Lesung in der Stadtbibliothek mal wieder ihre Geburtsstadt Neuss. „Teatime mit Tante Alwine“ heißt ihr neuer, sehr vergnüglicher Unterhaltungsroman. Doch bei näherer Beschäftigung mit dieser Autorin stellt sich unweigerlich die – natürlich nicht ganz ernst gemeinte – Frage: Wer ist sie – und wenn ja, wie viele?
Ihr Debütroman ist 1994 unter dem Namen Leonie Bach erschienen: „Reiche Männer küssen besser“. Dieses Pseudonym steht für leichte Frauenliteratur, sogenannte „Chick-Lit“, mit weiteren Titeln wie „Gran Canaria all inclusive“ und „Fiesta Fatal“. Als Nina Gold hat sie Jugendliteratur verfasst. Hannes Wertheim war ihr Pseudonym für historische Romane wie „Der Kapuzinermönch“ oder „Die Visionen der Seidenweberin“. Das war hauptsächlich in den 90er-Jahren. Anfang 2000 erschienen dann aber auch mal zwei Romane unter ihrem Geburtsnamen: „Kiosk“ und „Liebe unter Kannibalen“. Es folgten weitere historische Romane als Marisa Brand („Die Tarotspielerin“) und der Frauenroman „Drei Frauen auf Rügen“ als Sabine Kästner. Doch warum dieses literarische Versteckspiel? „Die Pseudonyme waren damals eine Idee meiner Verlage, weil ich verschiedene Genres bedient habe. Sie hielten das für glaubwürdiger, als wenn alles unter einem einzigen Namen erschienen wäre“, erklärt Sabine Werz. Und was sagt ihr künstlerisches Ego dazu? Da ist sie ganz uneitel: Ihr selber war und ist es gar nicht so wichtig, ihren ‚richtigen‘ Namen auf den Büchern zu sehen. „Ich bin der klassische Schriftsteller, der sich durch seine Bücher darstellen will und nicht als Person.“ Man glaubt es ihr sofort. Inzwischen hat sie die meisten ihrer schriftstellerischen ‚Alter Egos‘ abgelegt. Bis auf Ellen Jacobi. Die gibt es, seit Werz vor zwei Jahren „Frau Schick räumt auf“ und letztes Jahr „Frau Schick macht blau“ auf den Büchermarkt gebracht hat. Und nun ganz neu „Teatime mit Tante Alwine“. „Jetzt bin ich nur noch Ellen Jacobi“, sagt die Autorin lachend. „Und natürlich Sabine Werz.“ Der Name Werz „ist für populäre, unterhaltende Sachbücher wie „Sex and Crime auf Königsthronen“ reserviert“, erklärt sie noch. Also ist eigentlich alles ganz einfach.

„Bücher sind mein Lebenszweck“

Schon seit ihrer Kindheit sind Bücher ihr „Lebenszweck“ wie Sabine Werz sagt, egal, ob es ums Lesen oder Schreiben gehe. So sieht sie sich auch als „eine Erzählerin und zugleich Bewahrerin von Geschichten“. Bis die heute 54-Jährige von ihrer Leidenschaft für solche Geschichten aber leben konnte, war es ein langer Weg. Nach dem Abitur am Neusser Nelly-Sachs-Gymnasium hat sie zunächst an der Universität Düsseldorf Germanistik und Anglistik studiert und dort später als Dozentin für Frauengeschichte gearbeitet. Es folgten Stationen als Redakteurin beim Düsseldorfer Express, als Dramaturgin am Kölner Schauspielhaus und schließlich bis 1995 etwa sechs Jahre als Kultur-Redakteurin und Ressortleiterin beim Kölner Express. Und dann nach dem Erfolg ihres ersten Romans hat sie sich getraut: Seit nun 20 Jahren lebt Sabine Werz als freie Schriftstellerin und hat inzwischen etwa 30 Bücher geschrieben. „Ich finde, je länger man lebt, desto mehr Geschichten hat man zu erzählen.“ Dafür zieht sie sich übrigens gerne immer wieder für einige Zeit in das Gästehaus des Dormagener Klosters Knechtsteden zurück. „Einkehr und Stille sind etwas ganz Gutes“, findet sie.

„Teatime mit Tante Alwine“

In ihrem aktuellen Roman erzählt sie die Geschichte der alten, aber überaus resoluten Alwine, die ihr Kölner Familienunternehmen retten will. Dafür muss ihr Patensohn und auserkorener Erbe Nils unter die Haube gebracht werden – buchstäblich koste es, was es wolle. Bald schon macht sie sich daher mit einer ebenso bunten wie skurrilen Reisegruppe auf den Weg nach England, mit dabei auch ihre jüngere Schwester Oda und ihr alter Jugendfreund Hilkmar. Natürlich läuft nicht alles nach Plan, zumal fast jeder der Teilnehmer etwas zu verbergen hat. „Mir ist es ganz wichtig, originelle Charaktere zu schildern, weil jeder Mensch ein Original ist, einzigartig wie ein Fingerabdruck“, sagt die Autorin. Ihr gelingt es dabei, die Figuren zunächst leicht und oft witzig daherkommen zu lassen, ihnen dann aber doch eine gewisse Tiefe zu verleihen, indem sie auch eine dunkle Seite mit sich tragen, vor allem Verletzungen, die ihnen das Leben zugefügt hat. Doch die Grundstimmung der Geschichte bleibt natürlich heiter, garniert mit vielen Turbulenzen und Verwicklungen. Und: „Was ich mir immer gönne, ist ein Happy End“, verrät Werz alias Ellen Jacobi. „Das ist das Schöne an der Unterhaltungsliteratur.“
Jetzt freut sie sich auf die Lesung in ihrer Geburtsstadt, mit der sie immer noch viel verbindet. Begleitet wird sie von den „Heartland Travellers“, seit sechs Jahren ist sie die Sängerin der Band. Die Veranstaltung beginnt am 20.11. 2014 um 15 Uhr in der Neusser Stadtbibliothek im Rahmen der Reihe „Lesungen bei Tee & Kaffee“; Eintritt 3 Euro.

Wir verlosen 6 Exemplare von „Teatime mit Tante Alwine“! Schicken Sie eine E-Mail bis zum XX. November an glueck@derneusser.de mit der richtigen Antwort auf die folgende Frage: Wohin reist Tante Alwine?