„Nüss em Detail“ – Vergnügliches, Kritisches und Nachdenkliches auf Neusser Platt

11. September 2014 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Das neue Mundart-Buch vom Neusser Achim Tilmes

29 Kurzgeschichten, Gedichte, Lieder und Erinnerungen auf „Nüsser Platt“ hat Achim Tilmes in diesem Buch zusammengetragen, das er zusammen mit den Neusser Heimatfreunden herausgibt. „Heiter-kritische ‚Ansichten‘ eines Neussers“ hat er es im Untertitel genannt. Und natürlich drehen sich viele seiner Texte auch – ganz aktuell – um das Neusser Schützenfest.
Annelie Höhn-VerfürthWonoh en Nüss sech alles richt´- /ob Senior, ob kleene Wicht,/ et wesse schon de klennste Blage:/ Engs Aujuß, do send die Dage!“ So beginnt Tilmes ein Gedicht über das Neusser Schützenfest. In einem anderen macht er sich Gedanken um die dort anfallenden „Pädsäppel“, und er singt eine „Ode an den Fackelbau“, um nur einige Beispiele zu nennen. Unbedingt lesenswert sind die „W-Fragen zum Neusser Schützenkönig“: „We es dat? Wo kütt de her? Wat deht de? Wovon deht de dat?“ Diese Fragen hat mit Sicherheit schon fast jeder Neusser mal gestellt. Das Schützenfest und die Neusser Mundart sind für Tilmes eng miteinander verbunden: „Es gibt herrliche Neusser Schützenlieder auf Platt, die auch heute noch gerne gesungen werden“, sagt er. Der Mundartdichter war selber 30 Jahre im Neusser Grenadierkorps verantwortlich tätig und ist immer noch in seinem Grenadierzug sowie als Ehrenmajor im Schützenwesen aktiv. Die Beschäftigung mit dem „Nüsser Platt“ betrachtet er als Hobby, das ihm viel Spaß macht. So ist das nun vorliegende Buch schon sein drittes Werk, nachdem er 1998 „Heimat darf och Macke han“ und 2002 „Do schlät mi Hätz“ veröffentlicht hat. „Ich bin vor zwei Jahren nach fast 50 Dienstjahren bei der Neusser Stadtverwaltung in den Ruhestand gegangen, da hatte ich wieder mehr Zeit für meine Mundart-Texte“, erzählt er. Er hat das Neusser Platt von seinem Großvater Johann Hünerbein gelernt. „Mein Großvater hat seinen beiden Töchtern noch verboten, Platt zu reden, aber mir als seinem Enkel hat er viele Geschichten erzählt und mir die Stadt gezeigt.“ Nun möchte Tilmes selber dazu beitragen, dass die Neusser Mundart gepflegt wird und nicht verloren geht. „Es gibt immer weniger Leute, die noch Platt können“, hat er festgestellt. „Doch ich merke immer wieder, dass die jungen Leute sich zwar schwer damit tun, aber die Mundart eigentlich gerne hören.“ So hat er sich in seinem Buch bemüht, so zu schreiben, dass es auch weniger geübte Leser möglichst einfach haben, die Texte zu verstehen. „Ich orientiere mich an dem Neusser Heimatdichter Karl Kreiner, der ein Lexikon über die Neusser Mundart verfasst hat. Aber ich schreibe etwas mehr in Lautschrift.“ Außerdem gibt es im Anhang „Kurzbeschreibungen“ in Hochdeutsch zu allen Texten, die, so heißt es dort, „Hintergründe und Übersetzungen für ‚Immies‘ (Zugereiste/Immigranten)“ liefern.

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Lesenswert und sehenswürdig
Doch nicht nur das Neusser Schützenfest beschäftigt Achim Tilmes; auch der Karneval, die Sauberkeit der Stadt, die Straßenbahn im Hauptstraßenzug und die Neusser Speisekarte werden mal mit angespitzter Feder und mal mit einem Augenzwinkern thematisiert. Nachdenklich sind seine Kindheitserinnerungen – er ist Jahrgang 1947 – an das längst verschwundene „Jüddebröckske“ und an die „Trömmere“ nach dem Krieg, in denen er als Kind mit seinen Freunden gespielt hat. „Nüss em Detail“ hält, was es verspricht. Das gilt sogar für die Fotos, die das Buch bebildern. Tilmes war mit der Kamera in seiner Heimatstadt unterwegs und hat 85 Detailaufnahmen von Neusser Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten geschossen. Seine Leserschaft kann sich nun auf Spurensuche begeben und überlegen, wo diese Ausschnitte hingehören. Und im Anhang findet sich natürlich die Auflösung. Für das ansprechende Layout ist die Designerin Carola Joos-Rick verantwortlich. Sie lebt zwar schon seit 20 Jahren in Neuss, meint aber, sie als „Immi“ habe über die Arbeit an dem Buch noch „viel gelernt über Neuss und seine Mundart“. Wer „Nüss em Detail“ nun kennenlernen will, erhält es für 10 Euro im Schützenbüro an der Oberstraße und in der Einhorn-Apotheke, aber auch im Neusser Buchhandel.