Weltfrauentag, die kfd und starke Frauen

31. März 2014 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Die Katholische Frauengemeinschaft im RheinKreis Neuss hat die „Frauen des Jahres“ gekürt

2014 heißen die geehrten Dr. Margarete Albiez, Leiterin der Gynäkologie im Johanna Etienne KKH und Andrea Wilgo, Einrichtungsleiterin des Augustinus Hospiz. Beiden wurde der Preis in einem feierlichem Akt anlässlich des diesjährigen Weltfrauentages überreicht.

Es ist, wenn man etwas hinter die Kulissen schaut, ein unaufdringlich emanzipatorischer Akt, nicht laut aber wirkungsvoll. Da ist die erste Komponente, der Weltfrauentag. Bei dem Umfang, in dem Frauen weltweit unterdrückt und gedemütigt werden, ist es eine Schande für das Thema, in einer Reihe mit dem Valentinstag, dem Weltspartag, dem internationalen Tag des Bieres oder anderen Banalitäten abgehandelt zu werden. In diesem Jahr führte er uns für kurze Zeit das Thema Gewalt gegen Frauen vor Augen. Bevor uns dann wieder die Trendthemen (im aktuellen Fall die Krim und Uli Hoeneß) dominierten.

Zweite Komponente ist die kfd. Deren Kreisvorsitzende Petra Indenhuck hat mir einen Einblick in diese große Organisation gewährt: Rund 500.000 Frauen in 5.300 pfarreilichen Gemeinden sind in der Katholischen Frauengemeinschaft – dem größten deutschen Frauenbund und dem größten katholischen Verbund überhaupt – vereinigt.

Allein im Rheinkreis Neuss sind über 7.500 Frauen in der kfd

Wenn diese Frauengemeinschaft Frauen aus dem Kreis, unabhängig von Glauben, Herkunft und Stand für ihre Leistung kürt, hat das eine große Qualität. Petra Indenhuck: „Die Idee ist nicht unsere. In der kfd Münster wurde sie, soviel ich weiß, zuerst umgesetzt. Aber es war genau die Richtige Idee, um auch bei uns Leistung zu ehren.“ Das Prozedere sieht wie folgt aus: „Wir einigen uns für das jeweilige Jahr auf einen Wirkungsbereich, in dem Frauen Besonderes leisten und bitten dann um Personenvorschläge. Für 2014 war der Oberbegriff Gesundheit und Frauen, die voll im beruflichen Leben stehen.“ Wenn dann neben dem Beruf Familie, Freundschaften oder Engagement in Initiativen und Gemeinden nicht zu kurz kommen, gibt es satte Pluspunkte. Inzwischen wurde der Preis zum sechsten mal verliehen. Zuvor waren Themen wie Umweltschutz, Entwicklungshilfe oder Gleichstellung die Suchkomponenten. Petra Indenhuck: „Zu Beginn im Jahr 2009 wurden Monika Hutmacher und Ilse Ahle für ihren Einsatz für den Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) in Neuss, beziehungsweise die kfd St.Cyriakus in Grimlinghausen ausgezeichnet. Danach wurde erneut ein Duo geehrt: Petra Agathos und Barbara Giannoulidis aus der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Weckhoven. Sie veranstalten monatlich ein konfessions- und nationenübergreifendes Begegnungsfrühstück (für bis zu 80 Personen). Es folgten Anneliese Dorsemagen vom Burundi-Komitee und Ellen Scheerbath, die sich viele Verdienste für Natur- und Umweltschutz erworben hat. Die fünfte „Frau des Jahres“ war Anni Müller aus Büttgen. Sie hat sich für ihre jahrzehntelange Arbeit in der Tschernobyl-Hilfe verdient gemacht.“

Der Bogen des Lebens – Von der Geburt bis zum Tode

Schauen wir auf die diesjährigen Frauen des Jahres im RheinKreis Neuss, beginnend mit der Geburt. Dr. Margarete Albiez ist 49 Jahre jung. Während der Laudatio musste sie immer wieder glücklich strahlend Mann und Kinder im Publikum fixieren. Familie – äußerte sie in ihrer Dankesrede wie auch im anschließenden Podiumsgespräch – sei die Quelle ihrer Kraft, neben dem Glauben und der Zuversicht. Seit bereits 22 Jahren ist das Johanna-Etienne Krankenhaus ihre berufliche Heimat. Für das vor gut einem Jahr eingerichtete und bundesweit richtungsweisende Eltern-Kind-Zentrum hat sie gekämpft. Weil die „Liegezeiten“ für Mütter und Babys immer kürzer werden und junge Mütter (und Väter) nicht hilf- und ratlos, mit Problemen vom Stillen bis hin zu diffusen Lebenssituationen, im Regen stehen sollen. Mit ihrem Stations-Team ist sie offenen Auges, da wo sich familiäre Konflikte offenbaren. Margarete Albiez und ihr hochmotiviertes Team möchten über das medizinische hinausgehen. Sympathien und Antipathien gegenüber den Patientinnen oder ihren Angehörigen sind da oft mal hinderlich: „Das Schwierige darf man nicht persönlich nehmen. Wir müssen offen sein und verstehen, dann öffnet sich auch eine Tür zum Helfen.“ Soviel zur Würdenträgerin am Anfang der Kette des Gesundheitswesen. Leistung am Ende des Lebens finden wir bei der zweiten Preisträgerin Andrea Wilgo. Sie möchte Menschen einen würdigen, liebevollen und möglichst schmerzfreien Abschied aus dem Leben ermöglichen. Über das palliative Sterben im Augustinus Hospiz vermittelten wir bereits vor Jahren einen anschaulichen Eindruck. Die resolute und liebevolle Ordensschwester Maria Goretti, welche im Mittelpunkt der Betrachtung stand, hätte diesen Preis natürlich ebenso verdient, wäre sie nicht inzwischen im Ruhestand. So galt es für die Augustinus Kliniken, die Beste für die Aufgabe anzuwerben. Und das ist laut kfd mit der Powerfrau 2, Andrea Wilgo, gelungen. Eine erfahrene Palliativ-Pflegerin, die seit Jahren nicht nur bundesweit in Hospizen gearbeitet hat, sondern eins selbst aufgebaut hat, fühlt sich nun wohl im Neusser Hospiz. In ihrer Tätigkeit möchte sie nicht von Glück wie Dr. Albiez sprechen. Aber „offen mit dem Tod umgehen, Ängste und Sorgen teilen“, das gibt Andrea Wilgo die nötige Erdung und Zufriedenheit.