Ein Preis für die „Initiative Schmetterling Neuss e.V.“

5. März 2014 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Unterstützung für schwer kranke oder schwerbehinderte Kinder und ihre Familien

Seit elf Jahren gibt es in der Quirinusstadt nun schon die „Initiative Schmetterling Neuss e.V.“. Der Einsatz ihres Teams für schwer kranke oder schwerbehinderte Kinder und ihre Familien sowie für Familien, die um ein Kind trauern, ist ebenso vielfältig wie bemerkenswert. Jetzt hat der Verein für sein ehrenamtliches Engagement einen Preis bekommen. Am 13. Februar wurde seinen Vertretern in Köln der „LVR Ehrenpreis für soziales Engagement“ des Landschaftsverbandes Rheinland verliehen.

„Das ist eine ganz tolle Anerkennung für unsere Arbeit“, freut sich Birgit Ritter, die Geschäftsführerin des Vereins. Sie sieht die Auszeichnung „für herausragendes ehrenamtliches Engagement“, so der LVR, zugleich als Ansporn: „Das ist schon etwas Besonderes und verpflichtet uns, diesem Preis auch weiterhin gerecht zu werden.“ Die Weichen dafür sind gestellt. Letztes Jahr hat die Initiative Schmetterling als „erster ambulanter Hospizdienst in NRW“ das Qualitätssiegel des TÜV Rheinland „für verlässliche und transparente Kinderhospizarbeit“ erhalten. Siegelverleiher war der Bundesverband Kinderhospiz e.V. Diese Zertifizierung macht die Arbeit der Initiative seither noch strukturierter und effektiver. „Das ist sehr bereichernd für uns“, findet Ritter. Außerdem war es 2013 aufgrund von Spenden und einer Erbschaft möglich, auf der Jülicher Straße in Neuss ein eigenes Büro als Geschäftsstelle für den Verein anzumieten und ein kleines, vereinseigenes Auto anzuschaffen, einen „Schmetterlingswagen“, so Ritter. „Wir finanzieren uns überwiegend aus Spenden und durch die Mitgliedsbeiträge“, betont die gelernte Bankkauffrau. Und: „Alle Angebote unseres Vereins sind kostenlos.“

Die Menschen im Mittelpunkt

Zurzeit hat die Initiative Schmetterling 62 Mitglieder. Davon sind 32 (übrigens überwiegend Frauen) ehrenamtlich „aktiv“, das heißt, sie werden eingesetzt für die Betreuung und Begleitung von Familien mit schwer kranken und schwerbehinderten Kindern. Für diese verantwortungsvolle Tätigkeit muss jeder vorher etwa ein halbes Jahr lang eine 100-stündige Schulung absolvieren. Pflicht ist außerdem eine regelmäßige Supervision, um eventuell belastende Situationen besser verarbeiten zu können. „Aber wir sind auch sonst immer in engem Kontakt“, sagt Ritter, die seit 2005 für den Verein im Einsatz ist. „Wir arbeiten eng mit der Uniklinik Düsseldorf zusammen, die oft den Kontakt der Familien zu uns herstellt“, erklärt die 48-Jährige. „Außerdem mit dem Kinderhaus Viersen, einer häuslichen Pflegeeinrichtung für schwerstbehinderte Kinder und mit der St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch.“ Natürlich kommen die „Schmetterlinge“, so nennen sich die Vereinsmitglieder selbst, auf Anfrage auch nach Hause zu den Betroffenen. Cordula Harberding, die Koordinatorin der Initiative, klärt ab, was die jeweilige Familie braucht, wie man ihr am besten helfen kann und bringt sie dann mit den Ehrenamtlichen zusammen. „Dabei ist auch wichtig, dass die Chemie stimmt“, sagt Ritter. „Unser Grundangebot ist einmal pro Woche etwa 3 Stunden, aber bei Bedarf oder in Krisensituationen geht auch mehr. Das entscheiden unsere Ehrenamtlichen selbst.“ Die betroffenen Familien entscheiden zudem, wie lange sie die Begleitung wünschen. Das kann langfristig sein oder nur für kurze Zeit, ganz flexibel. Die Aufgaben der „Schmetterlinge“ sind unterschiedlich, mal sollen sie die Eltern am Krankenbett des Kindes ablösen, mal sich um das Geschwisterkind kümmern, das ja in solchen familiären Situationen oft zu kurz kommt. Da wird dann auch gerne mal gespielt, gebastelt, vorgelesen oder ins Kino gegangen. „Wir bieten kleine Erholungsinseln im anstrengenden Pflege-/Klinikalltag“, heißt es auf der Vereinshomepage.

Nicht alleine trauern

Ein zweiter wichtiger Arbeitsbereich der Initiative Schmetterling ist die Trauerarbeit und die Trauerbegleitung. Hier sind allerdings keine Ehrenamtler im Einsatz, sondern ausschließlich Fachkräfte mit psychologischer oder psychotherapeutischer Ausbildung. Dieses – für Betroffene ebenfalls kostenlose – Angebot richtet sich an Eltern, die ihr Baby verloren haben, zum Beispiel durch eine Früh- oder Totgeburt, aber auch an Eltern, die um ältere Kinder trauern. Außerdem gibt es Unterstützung für Kinder und Jugendliche, die den Verlust eines Geschwisterkindes oder eines Elternteils verkraften müssen. Hier bietet der Verein Einzel- und Paargespräche an, verschiedene Trauergruppen, Begegnungswochenenden und Gedenkgottesdienste. Seit zwei Jahren gibt es sogar eine offene Trauergruppe speziell für Väter unter der Leitung eines Klinik- und Notfallseelsorgers. Im Februar ist eine neue Trauergruppe für Kinder gestartet. Darüber hinaus wendet sich der Verein mit Begleitungs- und Schulungsangeboten, etwa in Form von Workshops oder Vorträgen, auch an medizinisches und pädagogisches Fachpersonal sowie andere Interessierte: „Wir möchten die Themen Krankheit, Sterben und Tod in Verbindung mit Kindern enttabuisieren und in die Gesellschaft bringen“, erklärt Geschäftsführerin Birgit Ritter. Ein Einsatz, der nun zu Recht durch die Auszeichnung des LVR gewürdigt wird.

Viele weitere Informationen finden Betroffene und Interessierte auf der Homepage www.schmetterling-neuss.de.

Die Geschäftsstelle der Initiative Schmetterling Neuss e.V., Jülicher Str. 51, 41464 Neuss hat folgende Sprechzeiten: Di 09:00-12:00 und Do 11:00-14:00 sowie jederzeit nach Vereinbarung. Telefon: 0700 – 3510 3510.