Hier ist der Humor der Spitzenklasse zuhause – Pop Up Comedy im Restaurant Haus Obererft

4. Februar 2014 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Wer köstlichstes Amüsement sucht, ist bei Lars Hohlfelds monatlichem Comedy-Event bestens aufgehoben. Ganz schön dumm von mir, dass ich diese tolle Veranstaltung mit ihrer dreijährigen Erfolgsgeschichte bisher nicht richtig gewürdigt habe.

O

bwohl ich vom Fach bin, wie man so sagt. Anfang der 90er Jahre habe ich Helge Schneider für EMI Electrola (Beatles, BAP, Grönemeyer etc.) entdeckt, mit Dirk Bach und vielen anderen gearbeitet. Meine Comedy Abende vor gut 10 Jahren im Okie Dokie gelten heute als Pioniertat.

Inzwischen ist unsere Stadthalle (ohne mein Zutun) eine Comedy Hochburg. Eine große Bühne für und großes Geschäft mit „TV Comedians von Rang und Namen“. Das meist volle Haus ist ein überregionaler Hotspot für dieses Genre.

Trotzdem findet der wahre Spaß meist im Kleinen statt. Mutig(er), rauer und hautnah. In Neuss finden wir das (wie berichtet neben dem Comedy Salon in Rosellerheide) „am abgerissenen Finanzamt“, im Haus Obererft. Viele Ur-Neusser kennen die Lokalität: Von Festen oder Leichenschmaus, von leckeren Reibe- und Schnibbelkuchen, Schnitzel, Deftigem und Feinem. Oder einem leckeren Bierchen… Und jetzt als Heimat des Comedy.

„Freut euch auf eine fantastische Comedy-Show mit tollem Publikum und leckeren rheinischen Tapas aus Thomas Strunks Küche.“

Genau dieser Flyer-Spruch hatte mich aber bisher abgeschreckt. Ich stellte mir das wie im Varieté oder „Gourmet-Circus“ vor: Tischchen, Häppchen, Drinks, dezentes Desinteresse und Künstler, die sich zum Affen machen. Ist aber völlig anders: Wer möchte, kann sich hier vorab statt mit Industriefrikadellen und überteuerten Getränke-Pröbchen  gastronomisch auf die Show einstimmen. Nach und nach geht es dann in den Saal, wo knapp 100 Gäste die absolute Nähe zur Bühne finden.

Im Dezember lernte ich vor Ort Michael Brücker kennen. Er hat die Show, die in ständig wechselnder Zusammensetzung ebenfalls in Düsseldorf und in Aachen stattfindet, dereinst nach Neuss geholt. Nun führt er mich backstage, wo ich auf eine lockere Runde Comedians stoße, teils im Bühnen-Outfit, teils noch im Räuberzivil. Bademeister Schaluppke, der damals bei mir im Okie Dokie einen seiner ersten Auftritte hatte, ist schon im Badekanten-Dress mit Ordnungs-Trillerpfeife. Wir feiern freudiges Wiedersehen. Neugierig blicke ich in die Runde. Da sitzt breit grinsend, noch ohne Mütze und Sonnenbrille, einer meiner absoluten Helden der neuen Comedy-Garde. Markus Krebs, Superstar. Einen weiteren Typ mit Schiebermütze, der alles mit dem Smartphone filmt, hätte ich fast übersehen. Es ist der Überraschungsgast des Abends: Dave Davis! Vor nicht allzu langer Zeit hat er noch die Stadthalle solo gerockt.

Das folgende kurze Gespräch mit Showmaster Lars Hohlfeld und Agentin Monique Placzek verbirgt nicht, wie happy die beiden mit ihrer Comedy-Show sind. Natürlich haben sie das Genre nicht neu erfunden, aber: „Unser Pop Up Comedy Format ist mobil, wie der Name schon sagt. Und bewährt. Wir können das für jeden, als öffentliche oder private Veranstaltung, als Betriebsfeier und was immer auf die Beine stellen“, erklärt Lars Hohlfeld. Da ist noch Kapazität neben den jetzt schon über 30 Shows im Jahr. „Weil die Künstler uns mögen, treten sie immer wieder gerne bei uns auf,“ ergänzt Monique Placzek. „Schade nur, dass wir nicht immer genügend Erwähnung in den Medien finden. Da sind die Zuschauerzahlen schon mal schwankend.“ Nachdem ich noch bewundernd feststelle, dass sie die Veranstaltung im Gegensatz zu manch gescheiterten Konkurrenten ohne große Sponsoren stemmen, muss Lars sich für die Bühne bereitmachen und ich einen Platz im Saal finden.

Licht aus, Spot an:
Lars Hohlfeld bringt das Publikum auf Touren

Er würde keinen seiner Künstler ins Fegefeuer schicken, bevor er das Publikum nicht „eigenhändig angeheizt“ hat. Als Autor für die Harald Schmidt Show und mit Knacki Deuser, einem der Ur-Väter der schrillen Comedy-Shows, hat er das Genre „Gastgeber“ mitentwickelt und verfeinert.

Die harte Nuss, als erster Gast auf der Bühne zu bestehen, hatte im Dezember Alexandra Gauger zu knacken. Die Musikkabarettistin im tief dekolletierten „maßgeschneiderten Secondhand Kleid“ (O-Ton) meistert das toll. (In der Neujahrsnacht finde ich sie beim Zappen im SWF als Moderatorin von „So lacht der Südwesten“ wieder. Sie trägt das gleiche Kleid.)

Wie erwartet begeistert Markus Krebs an diesem Abend die Neusser. Auch bei uns reitet der Witze-Erzähler sein tot geglaubtes Pferd als Champ über die Ziellinie. Wer ihn noch nicht kennt, der Duisburger (Bar-)Hocker Rocker kommt als total entschleunigter Fips Asmussen daher. Manch schlüpfrige Kalauer mögen so alt wie die Menschheit sein, ihm nimmt man sie als erlebt ab. Beim Auftritt musste Erstliga Comedian Dave Davis seine Lach-Schüttelanfälle unterdrücken, um beim Filmen nicht alles zu verwackeln. Doch genug zurückgeblickt, es bleibt vorauszuschauen:

Wie es mit der „Pop Up Comedy“ weitergeht

Bereits am 10. Februar erwartet Sie wie gewohnt ein rundes Programm mit Plaudertasche und Retter der Parodie Thomas Nikolai. Plus Meltem Kaptan, die lustigste und quirligste Versuchung, seit es Migranten gibt. Und als wenn das nicht schon genug wäre, haben Hohlfeld, Brücker und Placzek mir schon wieder ein Lieblings-Ei ins Nest gelegt. Kennen sie Kristian Kokol? Den trashigen Philosophen des digitalen Zeitalters? Der aussieht wie Pofallas sonderbarer Bruder mit Propellermütze? In der optischen Doof-Nuss-Tradition versprüht er seinen ureigenen, absurden Humor. Ergattern Sie sich besser einen Sitzplatz vor der schnuckeligen Bühne im Vorverkauf. Und tun Sie sich bitte nicht weh, wenn Sie sich vor Lachen wegschmeißen.

PS: In den nächsten Monaten sehen Sie u.a. Fatih Cevikkollu, Knacki Deuser, Sascha Korf, Der unglaubliche Heinz, C. Heiland, Martin Meier-Bode …

www.haus-obererft.com, www.pop-up-comedy.de, www.bruecker-event.de