„Die Nibelungen“ als Saisonstart am Rheinischen Landestheater – Dramatischer Paukenschlag mit Gesamtensemble

20. August 2013 | Von | Kategorie: Neusser Kultur

Es ist die 5. Spielzeit der Intendantin Bettina Jahnke am Rheinischen Landestheater und der Spieldrang und die Probierfreude am Hause ungebremst. Das lässt das neue Programm schnell erkennen, startet das RLT-Team mit einem Mammutwerk in die neue Spielzeit. Um 18 Uhr geht es am 21. September los. Die Nibelungen von Friedrich Hebbel werden in zwei Teilen, unter zwei Regien geboten: zuerst „Siegfried“, dann „Kriemhilds Rache“. So passt es auch zum diesmaligen Motto „spielen!“, nachdem wir hier zum „Träumen“, „Kämpfen“, „Lieben“ und „Glauben“ schon einiges erfahren haben…

Das Drachenblut ist es, das Siegfried, den Hüter des Nibelungenhorts, unverwundbar macht. Er ist der strahlende Held mit jugendlichem Überschwang, der das Ungeheuer besiegte und nunmehr Grenzen spielerisch überschreitet. So zieht er an den Hof von Worms, um mit dem König Gunther um sein Reich zu kämpfen. Doch verliebt er sich in dessen Schwester Kriemhild. Diese soll er auch bekommen, wenn er Gunther beim Werben um die körperlich nicht bezwingbare Walküre Brunhild unterstützt. Denn so leicht lässt sich Brunhild nicht gewinnen, „wer um sie wirbt, der wirbt zugleich um seinen Tod.“ Ein Flammenmeer umgibt sie, die „der flüss’ges Eisen in den Adern kocht“. Jeden Freier, der sich ihr nähert, begegnet Brunhild mit Kampf, den die übermenschlich starke Jungfrau noch immer gewonnen hat. Nur einer vermag sie zu besiegen: Siegfried. Seine Tarnkappe soll helfen, ihn unsichtbar an Gunthers Seite zu stellen, um die Kämpfe zu überstehen.

Einmal mag der Betrug gelingen, und bezwungen muss Brunhild Gunther in sein Reich folgen. Doch merkt sie schnell, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Um des Königs Schwäche nicht zu entlarven, wird Siegfried ein zweites Mal verpflichtet, sie zu bändigen. Diesmal soll Siegfried sie in der Hochzeitsnacht mit Tarnkappe entjungfern, um ihr die Kraft der Walküre zu nehmen. Doch das wird ihm zum Verhängnis. Den Gürtel, den Siegfried beim Ringkampf in Gunthers Kammer Brunhild entreißt, steckt er ein. Als Kriemhild ihn findet, muss er sein Geheimnis lüften. Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Kriemhild und Brunhilde geraten aneinander. Liebe, Betrug, Eifersucht und Rachegelüste… Machtgier treibt sie an. Demütigung lässt sie morden. Und keiner von ihnen ist letztendlich unbezwingbar, ohne einen verletzbaren Punkt. Siegfrieds verwundbare Stelle liegt am Rücken, der ungeschützte Bereich, den einst das Lindenblatt bedeckte, als er im Drachenblut badete. Sein Tod geht mit Verrat einher.

„Glutmensch“ mit solidem Handwerk

So reich, so fantasievoll, so bild- und wortgewaltig gestaltet sich schon der erste Teil von Friedrich Hebbels Nibelungen (bei ihm Teil 1 und 2). Fünf Jahre hat der Dichter an dem gesamten Werk gearbeitet, das ein beeindruckendes Abbild seiner Kunst bietet. Wunderbar zu erkennen, wie sehr Hebbel ein „Glutmensch“ war, der Weltgeschehen aus Gefühlsausbrüchen und Leidenschaften baute, aber diese auf solide logische Konstruktionen setzte. 2013 jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal, sein Todestag zum 150. So wird es als Hebbel-Jahr gefeiert. In Neuss mit fulminantem Anfangsakkord. Das gesamte Ensemble steht an diesem Abend für die Doppelinszenierung bereit. Teil 1 wird von Esther Hattenbach auf die Bühne gebracht, die sich am RLT bereits mit Fatih Akins „Gegen die Wand“ vorstellte. Teil 2, „Kriemhilds Rache“, inszeniert die Hauschefin selbst. Gekürzt wird nicht. Rund vier Stunden Theater, aber auch mit vielen Pausen und kulinarischen Feinheiten. „Es ist wirklich spannend, das an einem Stück zu erleben“, so Jahnke. „Wir wählen bewusst zwei Generationen. Im ersten Teil sind die Jungen aktiv. Im zweiten die Älteren im Schauspielensemble und ich. Uns geht es darum, die Entwicklung zu erkennen. Wir wollen sehen, was ist auf der Strecke geblieben und was hat es aus den Menschen gemacht.“

Ein dramatisches Theaterspektakel zur Erstpremiere der Saison. Das hört sich gut an. Vorab gibt es noch das schon in den vergangenen Jahren wohl zelebrierte Theaterfest, diesmal am Sonntag, den 8. September ab 14 Uhr. „Biotop für Spielwütige“ heißt der Leitspruch des Tages und lädt auch zu Spielideen jenseits der „Schau-Spielerei“ ein. Kontakt zum Ensemble, zur Intendanz und allen RLT-Kreativen inbegriffen.

Nähere Infos zum Spielplan 2013/14, zum Saisonauftakt und zum Theaterfest unter www.rlt-neuss.de