23. Shakespeare-Festival öffnet mit Schauspielprominenz

6. Juni 2013 | Von | Kategorie: Neusser Kultur

Vorhang auf für Senta Berger

Sie ist eine der charismatischsten Schauspielerinnen, die Deutschland zu bieten hat. Weite Popularität erzielte sie mit Fernsehproduktionen wie „Kir Royal“, „Die schnelle Gerdi“ und „Dr. Schwarz und Dr. Martin“. Aber auch im internationalen Filmgeschäft und im schweren Genre ist die gebürtige Wienerin zuhause. Am 13. Juni kommt Senta Berger ins Globe und startet das 23. Shakespeare-Festival in Neuss. Mit sechs Musikern der Capella Monacensis gestaltet sie einen Abend „With Shakespeare in Love – Sonette für The Dark Lady“.

Die alte Zeit sah Schwarz für schön nicht an; und wenn, so trug‘s doch nicht der Schönheit Nam‘. Doch nun tritt Schwarz der Schönheit Erbe an; und Schönheit wird entehrt durch Bastardscham: Seit jede Hand vorgibt, Natur zu sein; mit Fälscherkunst gemeine Mienen färbt; büßt‘ süße Schönheit Nam‘ und Tempel ein; ist ausgestoßen oder lebt enterbt…“, so klingt es in den Sonetten zu Ehren der „Dark Lady“ von William Shakespeare. Und wie so oft beim großen Meister des elisabethanischen Theaters wirft das der Nachwelt auch über 400 Jahre später unzählige Rätsel auf. Wer war sie wohl, diese geheimnisvolle Lady? Gab es sie wirklich, war sie seine Geliebte oder eine Phantasiegestalt? Shakespeare mochte unterhalten, auch gerne brechen mit alten Sicht- und Spielweisen. Das Publikum ins Spiel bannen, indem es nicht nur wahrnimmt, was es sieht, sondern was an Geschichte dahinter steht, das war sein Können und sein Ziel. Der reiche, kunstvolle Wortschatz war nur, und da klingt bei der Dichtkunst des Meisters das Wort nur gar deplatziert, das Sprungbrett zur Imagination des Zuschauers. Das Geleit der Mystik um seine Dichterperson und seine Figuren fügt sich hier perfekt hinein.

„Sie war eine außergewöhnlich schöne Frau: schwarze Augen, schwarzes Haar, sehr grazil, groß und schlank, vielleicht etwas mager. Genau das Gegenteil unserer blassen, blonden Schönheiten …“, so stellt sich die Romanautorin Anne Cuneo jene geheimnisvolle Dame vor, die in Shakespeares Sonetten ab Nummer 127 auftaucht. Tatsache ist, dass hier statt der engelsgleichen, tugendhaften und unerreichbaren Wesen, die bis dahin die Liebeslyrik bevölkerten, ein ganz neuer, irdischer, gar moderner Frauentyp ins Reich der Dichtung zieht. Zahlreiche Spekulationen um die Identität dieser schwarzen Dame reichen von einer dunkelhäutigen Kurtisane über eine Wirtsgattin und einige Hofdamen Elizabeths I. bis hin zur Königin selbst. Das macht die Sonetten obendrein noch spannender, auch wenn sie an sich schon an Genuss genug zu bieten haben.

Mit Charme in Deutschland, Hollywood und Paris

So lässt sich die Wahl des Shakespeare-Programms von Senta Berger gut nachvollziehen. Seit vielen Jahren gestaltet die prominente Schauspielerin, die schon zu Anfang ihrer Karriere in Hollywood mit Größen wie Charlton Heston, Kirk Douglas und Yul Brynner vor der Kamera stand, vielbeachtete Rezitationsabende. Auch hier ist sie ein gern geladener Gast, mit Literatur des 20. Jahrhunderts von Arthur Schnitzler bis Kurt Tucholsky oder mit Texten von Dichtern unserer Zeit wie Peter Handke, Thomas Bernhard und Ingeborg Bachmann. Ihr Spektrum war und ist weit gefächert, reicht vom internationalen oder deutschen Film über TV bis hin zur Bühne. Lange Zeit war sie in Frankreich und Italien tätig, drehte mit Alain Delon und Marcello Mastroianni. Im ‚Jungen Deutschen Film’ arbeitete sie mit Erfolgsregisseuren wie Volker Schlöndorff, Wim Wenders und Bernhard Wicki zusammen. Die Bühne ließ sie dabei nie aus den Augen, spielte am Wiener Burgtheater, am Hamburger Thalia-Theater oder am Berliner Schillertheater.

Im Hinblick auf Shakespeares 450. Geburtstag im kommenden Jahr hat Senta Berger nun einen Rezitationsabend mit den Sonetten an die Dark Lady kreiert. In deutscher und englischer Sprache durchleuchtet sie Shakespeares Dichtkunst, um dem Geheimnis um diese unbekannte Schönheit nachzuspüren. Begleitet wird die beliebte Schauspielerin von der Capella Monacensis, die sie mit Musik aus dem Mittelalter und der Renaissance begleiten wird, mit Blockflöten, Krummhörnern und Renaissance-Lauten. Zwei vielversprechende Abende gleich zu Beginn des Festivals, am 13. und 14. Juni. Ein Highlight der hiesigen Saison, aber nicht das einzige Programmbonbon, das das diesjährige Shakespeare-Festival zu bieten hat.

(Nähere Infos zum Programm und zu Karten des Shakespeare-Festivals, das vom 13. Juni bis zum 13. Juli im Neusser Globe an der Rennbahn stattfindet, unter www.shakespeare-festival.de )