Pimp Dein Essen mit Zeit

7. Mai 2013 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Ja, man sollte frühstücken. Zumindest, wenn man sich richtig ernähren will. Was aber viel wichtiger ist, als Kalorien zu zählen, sich zu kasteien oder gar auf die Lust am Essen zu verzichten, sind ein paar einfache Dinge. Die wichtigste: Zeit nehmen und genießen.

 Der Tag eines Redakteurs sieht essenstechnisch gesehen nicht viel anders aus, als der vieler anderer, die den Kopf voll mit Aufgaben haben und bis zum Ende der Woche zumindest so viel geschafft haben wollen, dass das Wochenende allein der Freizeit gehört. Da wird das Essen häufig aus Zeitmangel zwangsläufig zur Nahrungsaufnahme. Schade, wie Oecotrophologin Wiebke Schäkel findet. „Wer in Ruhe isst, hat mehr vom Essen. Man verspürt einen viel größeren Genuss und ist auch schneller satt. Das ist vor allem gut, wenn man sein Gewicht im Auge behalten will.“ Weitere Vorteile der Langsamesser: sie kauen öfter, erleichtern ihrem Stoffwechsel die Arbeit, leiden seltener unter Reizdarmsyndrom, Blähungen oder Bauchsmerzen. Wer nun denkt, dass bei einer Ernährungsberatung immer nur die Litanei runtergebetet wird mit Obst, Gemüse, Wasser, Vollkornbrot, der irrt. „In erster Linie kommt es auf eine Sache an: dass es schmeckt. Es nützt überhaupt nichts, wenn jemand, der gerne Süßes isst, einen Ernährungsplan bekommt, der ihm genau das verbietet. Dann ist nach spätestens drei Wochen alles beim Alten“, erklärt Wiebke Schäkel. Dabei ist eine konstant ausgewogene Ernährung wichtiger, als viele glauben.

Dicke, Dünne, Senioren, Sportler, Kranke

Zu den Kunden der Ernährungsberaterin und Yoga-Lehrerin zählen auch Neusser Unternehmen wie Dachser oder 3M, die ihren Mitarbeitern so die Möglichkeit bieten, etwas für sich zu tun. „Viele Firmen haben mittlerweile gemerkt, dass ihre Mitarbeiter leistungsfähiger sind und seltener krankheitsbedingt fehlen, wenn sie darauf achten, was sie essen.“ An ihrem so genannten „Ernährungs-Parcours“ nehmen jüngere wie ältere Semester teil, vom Auszubildenden bis zum Abteilungsleiter. Dabei wird ihnen gezeigt, dass gesund und lecker nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen. Generell gibt es übrigens keine genaue Definition derer, die das lernen: Über-  und Untergewichtige, werdende Mütter und Senioren, Hochleistungssportler und Kranke oder Menschen, die sich vegetarisch bzw. vegan ernähren wollen. Hinter Letztgenanntem steht dann schon eine Philosophie, deren Verwirklichung mit ein paar wichtigen Infos aber funktioniert. Wer sich vegan, also fleisch- und fischlos ernährt und dazu auch komplett auf tierische Produkte wie Honig oder Milch verzichtet, der muss körperlichen Mangelerscheinungen begegnen, indem er zum Beispiel fehlendes Kalzium oder Eisen in anderer Form zu sich nimmt. „Das geht aber. Eisen kann man über diverse Getreidesorten, zum Beispiel Hirse, aufnehmen. Dazu sollte man beachten, dass man gleichzeitig Vitamin C, zum Beispiel mit einem Glas Orangensaft, zu sich nimmt, das erleichtert dem Körper die Eisenaufnahme. Und wichtig: Eine halbe Stunde vor und nach dem Essen keinen Kaffee oder schwarzen Tee trinken“, erklärt die 40-jährige. „Denn darin sind Stoffe enthalten, die dem Körper die Eisenaufnahme erschweren.“ Klingt ziemlich kompliziert. Ist es aber nicht, wenn man auf sich achtet. Und das tun alle, die über ihre Ernährung nachdenken.

Einfach einkaufen, gesund und lecker essen

Zum Glück achten wir Normalverbraucher seit Jahren immer mehr auf das, was wir zu uns nehmen, Lebensmittelskandale und Massentierhaltungs-Reportagen sei Dank. „Eigentlich ist es in der Regel nicht schwer, sich gut zu ernähren. Man muss sich nur bewusst machen, dass man etwas für sich selber tut. Essen und Trinken ist etwas sehr persönliches. Ich nehme etwas zu mir, dass durch meinen ganzen Körper geht. Ich tue etwas nur für mich und dazu sollte ich mir auch ausreichend Zeit nehmen“, beschreibt Wiebke Schäkel das Prinzip. „Es muss nicht unbedingt Toastbrot sein, aber wenn ich das esse, dann kann ich auf den Käse auch eine Tomate schneiden, ein Salatblatt dazu legen und vielleicht ein wenig Basilikum und schon sieht die Sache anders aus.“ Wie ein Einkauf im Supermarkt ablaufen sollte, das lernen die Kunde auch von der Oecotrophologin. Eine der wichtigsten Regeln: auf die Etiketten achten!

Hingeschaut beim Lebensmittelkauf

Denn dort steht immer, woher die Ware stammt. Aber, Vorsicht vor der Verwechslungsgefahr: Manchmal steht dort auch, wo das Produkt abgepackt worden ist. Deshalb stets auf die Angabe „Ursprungsland“ achten. Warum das wichtig ist? Obst und Gemüse verlieren auf längeren Transportwegen ihre Vitamine und Mineralien. Vom ökologischen Wahnsinn abgesehen, dass – auch Bio-Lebensmittel – aus der ganzen Welt angeliefert werden, ist es also auch ernährungswissenschaftlich sinnvoller, auf Produkte aus fernen Ländern zu verzichten und sich von saisonalem Angebot der regionalen Anbieter zu ernähren – das geht auch in Supermarktketten. Auch hier werden Obst und Gemüse aus Deutschland angeboten. Dank der Niederrhein-Region haben wir hier sogar Top-Bedingungen: Spargel, Kartoffeln, Getreide, Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen – das alles gibt es in bester Qualität. Nur nicht immer alles das ganze Jahr über. Das heißt zwar auf der einen Seite zu verzichten. Andererseits kann man sich dann auch wieder auf Dinge freuen: wie die Erdbeer- oder Spargelzeit zum Beispiel.

Wer wissen will, wann was aus der Region auf den Tisch kommen kann, für den hat Wiebke Schäkel noch einen Tipp: „Ich nutze beim Einkaufen gerne meine App vom Auswertungs- und Informationsdienst AID. Da wird sehr übersichtlich angezeigt, was gerade wächst oder geerntet wird.“ Coole Sache. Die kostenlose App lässt über die Internet-Seite www.aid.de im iTunes- oder Google-Store runterladen.