„She-Bar“ in Neuss: Mittelpunkt der lesbische Szene

30. März 2013 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Wie stark sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahren gewandelt hat, zeigt ein Blick auf die sogenannte Lesbenszene. Während es früher darum ging, einen Ort zu finden, an dem die Frauen einfach unter sich sein konnten, sind die Wünsche heute anspruchsvoller. Und während früher auch das Politische eine Rolle spielte, ist es heute aus den Veranstaltungen fast verschwunden. Man könnte auch sagen: die Lesbenszene ist mitten in der Gesellschaft angekommen.

Bestes Beispiel für den Wandel ist die „She-Bar“, mit der alles so anfing: Vier Freundinnen in ihren Dreißigern möchten abends ausgehen, finden aber nichts, das ihren Ansprüchen genügt. Sie wollen eine schöne Location mit netter Atmosphäre und gute Musik. Kurzerhand beschließen sie, selbst eine Party zu organisieren. Von der „Schnapsidee“, wie sie es nennen, bis zur Umsetzung vergeht noch ein gutes halbes Jahr. Auf der Suche nach einer passenden Räumlichkeit, stoßen sie auf die Pegelbar im Neusser Hafen. Begeistert von dem stilvollen Ambiente und dem fantastischen Ausblick, den die verglasten Fronten und auch die Dachterrasse bieten, wird die Pegelbar als Location ausgewählt. Fehlt nur noch die passende Musik, denn auch sie soll anders sein als üblich. Die Initiatorinnen engagieren DJane Yvonne Touché vom DJane-Duo negligé, die das Musikkonzept „Delicious Disco“ umsetzen soll.

Im Herbst 2009 ist es dann soweit, die erste She-Bar-Party findet statt und das Konzept geht auf: Die Party findet so viel Zuspruch, dass weitere geplant werden. Jeden zweiten Monat strömen die Frauen von Rhein und Ruhr nun nach Neuss und feiern ausgelassen bis in die Morgenstunden. Sogar aus Münster und auch Köln, wo es eine eigene große Szene gibt, kommen die Frauen hierher. Neben der Location und der guten Musik ist auch das Publikum anziehend. Die Frauen sind bunt gemischt: von Angestellten über Lebenskünstlerinnen, Studentinnen bis zu Ärztinnen und Anwältinnen. Wer an das Klischee glaubt, dass alle lesbischen Frauen eine maskuline Genderrolle einnehmen, wird hier endgültig eines Besseren belehrt. Von der kurzhaarigen, androgynen bis zur langhaarigen und geschminkten Frau, der sogenannten Lipstick-Lesbian, ist hier alles vertreten. Nele Jansen, eine der Veranstalterinnen, bestätigt: „Das Publikum ist sehr unterschiedlich und multikulturell. Die Single-Frauen freuen sich, dass nicht bei jeder Veranstaltung die gleichen Frauen anzutreffen sind.“ Durch den großen Erfolg wird das Konzept „She-Bar“ erweitert. Im Sommer wird die Party von der Pegelbar (DJanes Yvonne Touché, D’Jam Silke) in das Sonnendeck Lörick verlegt, um bei „Beach-Club“-Musik (Yvonne Touché) und „House“-Klängen in den Restrooms (Kitty Delakör) in Strandatmosphäre zu feiern. Und weil das nicht genug ist, gibt es zusätzlich noch eine „Female-House“-Party (negligé) im Düsseldorfer KIT (Kunst im Tunnel). So ist Neuss Ursprung und Mittelpunkt einer modernen, lebendigen, bunten und vielseitigen lesbischen Szene.