Herr der Fantastik: Der Autor Wolfgang Hohlbein aus Neuss

3. Dezember 2012 | Von | Kategorie: Neusser Kultur, Neusser Leben

Er ist in Deutschland der wohl bekannteste Neusser Autor: Fantasy-Meister Wolfgang Hohlbein. Seit seinem Durchbruch 1982 mit dem Jugendbuch „Märchenmond“ ist er auch international zum meistgelesenen und erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autor avanciert. Etwa 200 Werke mit einer Gesamtauflage von 40 Millionen Büchern sprechen da für sich. Gerade ist sein Endzeit-Epos „Infinity – Der Turm“ als Taschenbuch im Münchener Piper Verlag erschienen.

 

Prinzessin Infinity war auf die oberste Aussichtsplattform des R´Acheron hinausgetreten, hatte beide Unterarme auf den tiefschwarzen Stein der Brüstung gestützt und sah auf „Belagerung“ hinab. Aus so großer Höhe betrachtet war sie nicht wirklich als Stadt zu erkennen, sondern schien eher etwas Lebendiges – wenngleich Gigantisches -zu sein, das sich so weit über das Land ausbreitete, wie ihr Blick reichte, (…)Es sah aus, als kröche die ganze gigantische Stadt langsam auf den R´Acheron zu.“

So beginnt die Saga um den mächtigen und allwissenden Turm R´Acheron und seine junge Herrscherin Arion, Infinity genannt. Die erste Seite hat Wolfgang Hohlbein schon vor vierzig Jahren geschrieben: „Insofern ist `Infinity` eine der ersten Geschichten, die ich mir ausgedacht habe“, sagt er schmunzelnd, aber dann seien ihm immer andere Geschichten dazwischen gekommen. Vergessen hat er die Idee aber nie: „Ich wollte die Geschichte einfach immer erzählen. Ich mag spannende Geschichten.“ Was er nicht mag, ist auf den Begriff „Fantasy“ festgelegt zu werden. Da denke man ja gleich nur an Trolle und Elben mit spitzen Ohren und dergleichen, das sei ihm zu wenig: „Ich finde die Bezeichnung Fantastik besser.“ Da stecke alles drin, Fantasy ebenso wie Märchen und Science-Fiction. So tummeln sich in seinem neuen Roman nicht nur echsenartige „Quorrl“-Krieger, zwei Meter hohe Monster-Pferde und kindsgroße „Mauslinge“, sondern auch technoide Insekten und viele andere skurrile Wesen. Selbst die Menschen haben ihre Fähigkeiten durch technische Implantate und Veränderungen optimiert und bedienen sich sehr futuristischer Hilfsmittel: der „Schwebeschacht“ etwa ersetzt den Aufzug und der „Heliothopther“ den herkömmlichen Hubschrauber.

Ideen bei Nacht

Wolfgang Hohlbein liebt es, zu fabulieren und wie er sagt „fröhlich drauf los zu spinnen“. Und das tut er immer nachts. Die „Nachtschicht-Arbeit“ hat sich der fünffache Vater angewöhnt, als die Kinder noch klein waren. Inzwischen sind sie zwar aus dem Haus, aber die Angewohnheit ist geblieben. Allerdings braucht er nicht etwa die Stille der Nacht, meist lässt er sogar den Fernseher nebenher laufen: „Ich brauche Leben um mich herum, aber nachts ist die Ablenkung nicht so groß.“ Schon seit seiner Kindheit und Jugend schreibt der heute 59-Jährige. Literarische Vorbilder gab es keine, aber er hat als Jugendlicher gerne Karl May gelesen, der habe ihn in gewisser Weise beeinflusst: „Von ihm habe ich die Neigung zum Schwafeln“, lacht er und meint seine Vorliebe für ausführliche Beschreibungen. Wer Hohlbeins Bücher kennt, weiß aber, dass von „Schwafeln“ hier keinesfalls die Rede sein kann. Schließlich erschafft er mit seiner Fantasie und Fabulierkunst ganze Welten, seien es märchenhafte für Kinder und Jugendliche oder fantastische, oft auch unheimliche für Erwachsene. Zu seinen vielseitigen Werken gehören die Jugendromane „Märchenmond“ und „Elfentanz“, (die er übrigens mit seiner Ehefrau Heike geschrieben hat), ebenso wie der fantastische Thriller „Das Druidentor“ oder die erfolgreiche Vampir-Reihe „Chronik der Unsterblichen“. Viele seiner Romane haben gleich mehrere Teile, so erscheint bald der 14. Band der „Chronik der Unsterblichen“. Er schreibe das, was er selber gerne lesen würde, erklärt Hohlbein seine Kreativität, das sei dann „wie ein Film, der abläuft“.

Zukunft à la Hohlbein

„Infinity – Der Turm“ spielt nun in einer fernen, sehr dunklen Zukunft. Nichts ist hier gewiss, vieles ist nur Illusion: Der alles beherrschende Turm und seine Bewohner befinden sich in relativer Sicherheit – da streng überwacht – in einer vermeintlich heilen, geordneten Welt. Diese ist gut geschützt durch eine mächtige Wand, die sie von „Belagerung“ trennt, einer Stadt, deren Name ihren Charakter verrät. Hier leben jede Menge Krieger mit ihrem rebellischen Anführer Craiden und warten nur darauf, den Turm anzugreifen und zu besiegen. Hier leben aber auch viele Menschen und andere Kreaturen in großem Elend. Als Craiden in den Besitz einer außergewöhnlichen Waffe kommt, entbrennt ein unerbittlicher Kampf, aber schon bald ist gar nicht mehr so klar, wer hier gegen wen antritt, wer Freund und Feind ist. Hohlbein verbindet dabei viele Handlungsstränge mit interessanten Charakteren zu einer komplexen Saga, die durchaus konzentriertes Lesen erforderlich macht, aber eben auch für spannende, abwechslungsreiche und originelle Unterhaltung sorgt. Wer dann noch mehr will, kann sich freuen: Der Autor hat schon Ideen für eine Fortsetzung! Noch mehr Infos über Wolfgang Hohlbein auf www.hohlbein.de.